Der Primus in der EU wird nun auch zunehmend von den wirtschafts- und weltpolitischen Turbulenzen beeinträchtigt. Auch in Deutschland kämpfen Unternehmen gegen Insolvenzen an. Die Folgen geopolitischer Krisenherde setzen die exportorientierte deutsche Wirtschaft unter Druck. Der Kreditversicherer Euler Hermes sieht außerdem in dem sich verlangsamenden chinesischen Wirtschaftswachstum einen Risikofaktor, der Insolvenzen begünstigen könnte. Weltweit wird die Zahl der Insolvenzen allerdings 2015 sinken (siehe Infografik).
Deutschland: Zahl der Insolvenzen steigt
Der Versicherungskonzern prognostiziert in seiner Studie für 2015 ein geringes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Vergleich zu 2014 in Höhe von 1,2 Prozent. Zudem beinhaltet die Prognose einen Anstieg der Insolvenzen in der Bundesrepublik. Während die Zahlen der Firmenpleiten 2014 um sechs Prozent sanken, werden im kommenden Jahr wohl zwei Prozent mehr Insolvenzen zu verzeichnen sein. Besonders betroffen von den steigenden Insolvenzzahlen sind Papier- und Transportbranche: Dort erwartet Thomas Krings, Risikovorstand bei Euler Hermes Deutschland, acht bis neun Prozent mehr Zahlungsausfälle.
Weltweit sinkende Insolvenzzahlen: Rückgang um drei Prozent prognostiziert
Damit steht Deutschland dem Trend in der EU entgegen, denn in anderen Staaten wird die Zahl der Insolvenzen im kommenden Jahr wohl sinken. Weltweit geht der Chefökonom der Euler Hermes Gruppe Ludovic Subran von einem Rückgang um drei Prozent zurück. Auch die krisengebeutelten EU-Staaten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland werden 2015 wohl weniger Insolvenzen zu verzeichnen haben als im Vorjahr. Das gilt auch für Großbritannien und Dänemark. Als Gründe nennt Subran die sich abschwächende Binnennachfrage sowie die zahlreichen internationalen Herausforderungen, die den Export bremsen. Westeuropäische Nachbarn sind ebenfalls von steigenden Fallzahlen bei den Insolvenzen betroffen. So werden in Luxemburg (+5%), Österreich (+3%), Finnland (+2%) und Belgien (+1%) Insolvenzen ebenfalls zunehmen.
Krise in China und Russland
Nach Jahren des Wachstums werden in China die Insolvenzzahlen 2015 wohl um fünf Prozent ansteigen. Durch drastische Anstiege der Zahlungsausfälle in der Lebensmittelindustrie, der Chemie- und Elektroniksparte werden sich aber bereits 2014 die Fallzahlen verdoppeln.
Durch Wirtschaftssanktionen und den Ukraine-Konflikt hat Russland mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Euler Hermes geht davon aus, dass sich die Insolvenzen dieses Jahr im Vergleich zu 2014 um sieben Prozent erhöhen werden. Für 2015 geht der Kreditversicherer von einem Anstieg um zehn Prozent aus. Damit liegt Russland bei den Insolvenzzahlen zusammen mit Marokko auf Rang zwei hinter Kolumbien, für das ein Anstieg um 13 Prozent prognostiziert wird.