RNE: Lebensmittelketten lösen Fair Trade-Boom aus

Steigender Absatz stellt Produzenten vor neue Herausforderungen

Auch Michael Kuhndt, Geschäftsführer des Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) in Wuppertal, sieht im Markteintritt der großen Ketten einen wichtigen Schritt. „Die Einkäufer in den großen Handelsketten haben erkannt, dass es eine Zielgruppe gibt, die mehr Geld für faire Produkt ausgibt“, sagt er. In zehn Jahren könne der Marktanteil von Fair Trade Produkten ähnlich hoch sein wie heute der von Bio-Waren.

Allerdings sei die Umsetzung harte Arbeit. Fair Trade für einen größeren Markt bedeute auch, dass bei mehr Produzenten Strukturen aufgebaut werden müssten, um den Erlös sinnvoll beispielsweise in Bildungseinrichtungen zu investieren. „Wir brauchen mit den größeren Lebensmittelherstellern eine Diskussion, wie entsprechende Geschäftsmodelle aussehen könnten. Auch die Kunden müssen sich Sukzessive an höhere, faire Preise gewöhnen“, sagt Kuhndt.

Großbritannien als Vorbild

Er schlägt unter anderem vor, ein Beispiel aus Großbritannien zu prüfen: Dort gibt es ein Fairtrade Label für zusammengesetzte Lebensmittel, bei denen nur Teile der Inhaltsstoffe entsprechend zertifiziert sind. So lasse sich der Absatzmarkt für faire Produkte vergrößern, ohne erst langwierig die gesamte Lieferketten für alle Zutaten auf eine faire Produktionsweise umzustellen.

Elder wiederum fordert die Bundesregierung auf, auch die konventionelle Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit zu verpflichten. Deutschland solle die 2011 verabschiedeten UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte umsetzen, sagt sie. Die Leitlinien fordern Staaten unter anderem dazu auf, effektivere Rechtsmittel einzuführen, um Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen, die Menschenrechte im Ausland verletzen. Die EU fordert von ihren Mitgliedsstaaten, entsprechende Aktionspläne aufzustellen, was die Bundesregierung bisher nicht getan hat.

Die schlimmsten Auswüchse unterbinden

„Uns geht es darum, die schlimmsten Auswüchse zu unterbinden. Fairer Handel geht natürlich viel weiter, als beispielsweise die Einhaltung von Arbeitsschutzrichtlinien“, sagt Elder. Die EU-Kommission hat im April den Vorschlag einer Richtlinie vorgelegt, die eine einheitliche, jährliche Berichtspflicht von Unternehmen in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange vorsieht.

(Rat für Nachhaltige Entwicklung)

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Hintergrundinformationen:

Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) wurde im April 2001 von der Bundesregierung berufen. Ihm gehören 15 Personen des öffentlichen Lebens an. Die Aufgaben des Rates sind die Entwicklung von Beiträgen für die Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, die Benennung von konkreten Handlungsfeldern und Projekten sowie Nachhaltigkeit zu einem wichtigen öffentlichen Anliegen zu machen. Weiter führende Informationen erhalten Sie unter folgendem Link.

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