… aus der zweiwöchentliche Themenserie „Speak like a leader – Reden und Überzeugen als Führungskraft“ mit dem Unternehmensberater und international angesehenen Experten zum Thema Führung Lars Sudmann. Nachdem es im Teil 2 um „Merkeffekte: Führungspräsentationen, die hängen bleiben“ ging, geht es heute in Teil 3 um die unterschiedlichen Typen der Sprache im Führungsvortrag, wie diese charakterisiert sind und wie die beste Sprachform aussieht.
Die richtige Sprache in der Kommunikation
Kennen Sie das? Sie hören einer Führungskraft zu und können kein Ende bei den Sätzen erkennen. Darüber hinaus hört es sich an wie eine Aneinanderreihung von Banalitäten? Dann haben Sie vielleicht einen stereotypen „Laberer“ bei einem Vortrag erlebt – und haben vielleicht nicht die besten Erinnerungen an den Vortrag bzw. diesen Redner / diese Rednerin.
Meiner Ansicht nach lohnt es sich, die Sprachwahl bei einem Führungsvortrag zu betrachten. Ich analysiere oft zusammen mit Führungskräften ihre Vorträge anhand von zwei Dimensionen:
1. Die Länge der Sätze
2. Die „Tiefe“ und Komplexität der Worte.
Wenn wir anhand dieser beiden Dimensionen eine klassische 2×2-Matrix zeichnen, können vier typische Stile des Führungsvortrags hervorgehoben werden: „Laberer“, „Philosoph“, „Sesamstraße“ und die „Königsklasse“.
Der Philosoph – lange Sätze, komplexe, tiefe Worte
Die Universität Hohenheim hat einmal Präsentationen von DAX-Vorstände in Bezug auf Verständlichkeit und Klarheit der gesprochenen Sprache untersucht und bspw. diesen Satz beim ehemaligen Siemensvorstand Peter Löscher gefunden:
„Und es ist nicht nur der Ort, an dem unsere eigenen Städteplaner und Technikexperten an Infrastrukturlösungen von morgen arbeiten, sondern es ist eine Plattform für den Austausch zwischen unseren Experten und kommunalen Entscheidern der Städte und dient damit der Anbahnung von Kontakten, Lösungen und künftigem Geschäft.“
(zitiert aus: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/dax-chefs-die-schlimmsten-phrasendrescher-a-904908.html)
Mit 46 Wörtern in einem Satz sicherlich ein Extrembeispiel, jedoch fiel kaum ein DAX-Vorstand bei Hauptversammlungsvorträgen durch besondere Klarheit und Verständlichkeit auf. Die Vorträge waren häufig gespickt mit schweren Konstruktionen, Fachbegriffen und Verschachtelungen.
Auch wenn diese sprachlich richtig und eventuell gar eines Thomas Mann würdig waren: Das Problem ist, dass einem gesprochenen Führungsvortrag dies kalt und gerade emotional nicht sehr überzeugend beim Publikum ankommt. Viele können auch schlicht nicht folgen und schalten ab. Der Führungsvortrag kann damit die Wirkung verfehlen.
Der Laberer – lange Sätze, seichte Worte
Dies ist auch der Fall für den schon oben erwähnten „Laberer“. Dieser benutzt ebenfalls sehr lange Sätze, allerdings ohne die Tiefe der Wortwahl und mit weniger Fachbegriffen. Sehr häufig werden die Sätze auch durch „… und …“, „… und …“ und „… und …“ aneinandergereiht und vielleicht auch noch mit Ahms und Ähems „gewürzt“. Die Verständlichkeit leidet auch hier.
Achten Sie vielleicht einmal bei Ihrem nächsten Vortrag auf Ihre durchschnittliche Wortanzahl pro Satz. Radiomoderatoren empfehlen, nicht mehr als 7-10 Wörter pro Satz in der gesprochenen Sprache zu benutzen. Liegt Ihr Wert weit darüber, ist die Chance groß, dass man Ihren Ausführungen nicht mehr folgen kann: etwas, was es in jedem Vortrag zu vermeiden gilt.
Sesamstraße – einfache, kurze Sprache mit starker Wirkung
Einer der CEOs, für den ich früher gearbeitet habe, gab den Rat, dass alle Präsentationen, die an Board, Vorstand oder Aufsichtsrat gehen den sogenannten „Sesamstraßen-Check“ bestehen müssen: Kann der Vortrag so auch in der Sesamstraße gehalten werden?
Und dies war nicht etwa als Affront in Bezug auf die intellektuellen Fähigkeiten der oben genannten Gruppen gemeint. Ganz im Gegenteil – der Rat bezog sich darauf, das Maximum aus einer normalerweise sehr kurzen Präsentation herauszuholen und das Publikum klar und gezielt anzusprechen.
Einen Vortrag klar und einfach, mit wenig Wörtern pro Satz im „Sesamstraßen-Stil“ zu halten, braucht viel Vorbereitung. Viele scheuen diese Arbeit, frei nach dem Goethe zugeschriebenen Ausspruch: „Ich hatte keine Zeit, Dir einen kurzen Brief zu schreiben, also schicke ich Dir einen langen“.
Es ist keineswegs selbstverständlich, in kurzen, klaren Worten zu kommunizieren. Allerdings haben gerade die kurzen Aussagen wie „Wir empfehlen, das Werk in X-hausen zu bauen“ genau den Effekt, den sie erreichen wollen.
Die Königsklasse – kurze Sätze, tiefe Sprache
Gerade in Weltmeisterschaftsreden wird die Satzlänge von 7-9 Wörtern oft eingehalten. Allerdings wird hier darüber hinaus an jedem Wort noch weiter gefeilt, sodass noch mehr Wirkung erzielt wird. Martin Luther King, Jr., war ein Paradebeispiel für diese Sprache, und seine Reden bewegten Millionen. Allerdings wirkte die Tiefe nur in Kombination mit der Kürze der Sätze.
Für Ihren Führungsvortrag ist es daher wichtig, dass Sie Ihren Fokus auf klare Sätze mit weniger als 10 Wörtern benutzen. Diese können mitreißen und Menschen bewegen – und das ist es, was Sie erreichen wollen. Ob Sie dann den Sesamstraßen-Stil oder die Königsklasse bevorzugen, ist letztendlich eine Frage des persönlichen Stils, der Vorbereitungszeit und der Zielgruppe – beide können meiner Erfahrung nach zum Erfolg führen.
Über Lars Sudmann
Lars Sudmann ist der Leiter von Sudmann & Company, einem auf Führungssentwicklung und Change Management fokussierten Beratungsunternehmen. Er ist ein international angesehener Experte zum Thema Führung und hat über zehn Jahre Managementerfahrung, unter anderem als CFO von Procter & Gamble Belgien. Lars Sudmann zählt zu seinen Kunden namhafte Großunternehmen wie Roche, BNP Paribas, Shell, die Deutsche Post und viele mehr. Darüber hinaus berät er auch mittelständische Unternehmen und ist an der TU Braunschweig und der RWTH Aachen in der universitären Lehre tätig. Lars Sudmann hat als Redner selber zwei Mal bei TEDx-Veranstaltungen gesprochen und hat darüber hinaus viele Auszeichnungen erhalten, beispielsweise als Europameister der Rhetorik.
Mehr finden Sie unter www.lars-sudmann.com (inkl. Videos von ihm „in Aktion“).