Sprechen und Handeln: Raus mit der Sprache

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… aus der wöchentlichen Themenserie „Sprechen wie der Profi – Eine Themenserie rund um den Brustton der Überzeugung“ mit der Stimm- und Sprechtrainerin, Business Coach und Rednerin Dr. Monika Hein. Nach Teil 6 „Sprechen und Mut: Entscheiden Sie selbst, wie Sie wirken!“ spricht sie heute in Teil 7 über die Art der Kommunikation und wie man Dinge und Sachverhalte offen anspricht. Dazu liefert Sie einige Coaching-Impulse und gibt Tipps zu Sprechen und Handeln.

Jeder kommuniziert anders

Menschen kommunizieren unterschiedlich. Die Persönlichkeit ist ausschlaggebend. Man spricht von introvertierten Menschen, wenn Menschen ihre Stärke nicht daraus ziehen, ihr Herz dauernd auf der Zunge zu tragen. Sie verarbeiten und entwickeln ihre Gedanken innerlich, bis sie dem Gegenüber einen durchdachten Plan mit stichhaltigen Argumenten vorlegen können. So lange erscheinen sie still, leise, unscheinbar. Der extrovertierte Mensch hingegen entwickelt seine Gedanken gern beim Sprechen, für ihn ist die Handlung des „Aussprechens“ wichtig, um zu klaren und guten Ideen zu gelangen. Zu diesen Menschen gehöre ich auch. Ich werde oft als gesellig, offen und redselig eingeschätzt, während meine introvertierten Freunde als zurückhaltend gelten. So weit, so gut, das liegt in der Natur der Sache. Probleme entstehen erst dann, wenn es Menschen nicht gelingt, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, indem sie das andere, ihnen unbekannte Verhalten einmal genauer betrachten. Warum spricht der andere gerade so viel? Wofür ist das gut? Oder: Was macht diesen Menschen gerade leise, was könnte ihn beschäftigen?

Besonders zwischen Mann und Frau kann das kompliziert werden. So wie bei mir vor einer Weile. Ich erlebte in einer Renovierungssituation einen Mann an meiner Seite, der mir komplett passiv vorkam, weil er nicht sprach! Es regte mich auf, denn es kam kein Ton aus ihm heraus! Ich hingegen kommentierte, plante, baute in Gedanken alles um und empfand mich selbst als wahnsinnig aktiv. Aus seiner Sicht wiederum war ich aufgeregt und vorschnell, immer am quatschen, er hingegen war überlegt und strukturiert. Bevor er allerdings mit seinem genialen Plan rausrückte, wurde es mir zu bunt. Es kam zum Konflikt, den wir zu lösen hatten – an der Stelle bedeutet das: Raus mit der Sprache.

Sprechen Sie es offen an

Auch introvertierte Menschen sind in einer solchen Situation gefordert, sprachlich zu handeln, möglicherweise konträr zu ihrer eigentlichen Präferenz. Es ist oft wichtig, auszusprechen, wie es Ihnen geht, auch wenn Ihnen nicht danach ist und Sie das lieber mit sich alleine austragen möchten. Es kann im Beruf essenziell sein, Dinge anzusprechen, die ein Projekt nach vorne bringen. Sprechen baut Brücken des Verständnis. Es verbindet Ansichten miteinander und verbindet kreative Gedanken. Sprechen ermöglicht uns eine kleine Innenansicht anderer Menschen. Es ist daher wichtig, gerade in brenzligen oder hektischen Situationen ins Handeln zu kommen und klar zu sprechen. Es ist wichtig, verbindliche Aussagen zu treffen, wenn Sie Führungskraft sind. Es ist wichtig, einen Standpunkt zu beziehen. Das bedeutet im Gegenzug natürlich nicht, dass nun alle munter drauflos palavern sollen. Vieles wurde schon zerredet – eine Redepause und ein „sacken lassen“ wäre oft absolut notwendig, um aus dem Tunnelblick heraus zu kommen. Aber die wesentlichen Dinge, die unausgesprochen zu Komplikationen führen können, die müssen raus, da gibt es kein Entrinnen.

Zurück zu meiner Geschichte: Im Falle meines Freundes hätte es geholfen, wenn er mir über die Sprache signalisiert hätte, was er für besser befindet, als nur stumm in der Gegend herumzustehen. Ich hätte den Konflikt meinerseits umgehen können, wenn ich seine Perspektive eingenommen und versucht hätte, zu verstehen, wie er denkt. Das hätte mich in die Lage versetzt, sein Schweigen besser zu verstehen und als Chance zu nutzen. Dafür wären offene Fragen an ihn hilfreich gewesen. In jedem Fall wäre eine Aussprache nötig gewesen, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen und beleidigt, genervt oder hilflos zu sein, wie es in engen Beziehungen leider oft passiert. Sprechen ist also Handlung, das betrifft besonders Menschen, die in einem sogenannten Sprech-Beruf sind. Das sind natürlich Lehrer, Pastoren, Verkäufer, Kundenberater, Trainer, Coaches und selbstverständlich die Stimmen in der Kunst: Schauspieler und Sprecher.

In meiner jahrelangen Praxis der Schauspielerausbildung begegnete ich sowohl leisen als auch lauteren Persönlichkeiten. Man könnte annehmen, dass Menschen, die auf die Bühne gehen, grundsätzlich ein lautes Naturell besitzen, aber – weit gefehlt. Auch hier finden sich die Denker, die stillen Menschen, die allerdings durch Ihr Handwerkszeug in der Lage sind, auf der Bühne mit Leichtigkeit und frei zu sprechen. Eine gute, geschulte Körperwahrnehmung und viele Übungen für Stimme und Artikulation sorgen dafür, dass das Sprechen leicht über ihre Lippen kommt – ob laut oder leise. Wenn Sie Ihr Instrument schulen, funktioniert es auf Anhieb besser!

Coaching-Impulse zu Sprechen und Handeln

1. Tragen Sie Ihr Herz auf der Zunge oder benötigen Sie Zeit der Stille, um sich zu artikulieren? Oder ist es situationsabhängig? Lesen Sie hierzu bei Sylvia Löhken: „Leise Menschen, starke Wirkung“, Gabal 2012, nach.

2. Überlegen Sie, wer in Ihrem beruflichen und privaten Umfeld auf welche Weise kommuniziert. Gibt es hier und da Spannungen aufgrund der Art der Kommunikation? Woraus resultieren diese möglicherweise?

3. Wenn Sie von sich wissen, dass Sie nicht immer sofort lossprechen, dann bereiten Sie Ihren Körper regelmäßig aufs Sprechen vor: Körperhaltung, Atemfluss, Stimmsitz und Artikulation funktionieren besser, wenn sie daran gewöhnt sind, benutzt zu werden. Sie sind dann schneller handlungsfähig, wenn es darauf ankommt, die Stimme zu erheben.

4. Überlassen Sie die Renovierungsaufgaben einem Fachmann und gönnen Sie sich einen schönen Abend beim Italiener!

Sprechen wie der Profi
Dr. Monika Hein (Foto: © Romanus Fuhrmann)

Viel Erfolg
Ihre Monika Hein

Über Dr. Monika Hein

Dr. Monika Hein ist Rednerin, Stimm- und Sprechtrainerin, Business Coach und Trainerin (dvct) sowie Sprecherin in Funk und TV. Sie trainiert seit 2004 Führungskräfte, Kundenberater, Anwälte, Notare, Verkäufer, Moderatoren, Schauspieler, Dolmetscher, kurz gesagt, all diejenigen, die beruflich auf den Einsatz ihrer Stimme angewiesen sind. Sie verhilft Menschen zu einem klaren Ausdruck, mit dem sie sich stark und sicher fühlen.

Im März 2014 ist ihr Buch „Sprechen wie der Profi – Das interaktive Training für eine gewinnende Stimme“ im Campus Verlag erschienen.

Mehr zu ihrer Person finden Sie unter www.monikahein.de.

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