Der Boom auf die neuen Fernbuslinien wird vermutlich ausbleiben, so eine Umfrage der FOM Hochschule zum neuen Fernbusangebot.
Hintergrund
Erst ab Anfang 2011 wurden die strengen Richtlinien für Fernbuslinien innerhalb Deutschlands sukzessive gelockert, um den Wettbewerb für billigere Reisemöglichkeiten anzukurbeln. Die entsprechenden Richtlinien zum Schutz des Eisenbahnmonopols stammten noch aus vordemokratischen Zeiten: Im Jahr 1934 war Buslinien verboten worden, Tarife anzubieten, die bereits von der Bahn abgedeckt werden. Seit dem Jahreswechsel 2012/13 können aufgrund der Marktliberalisierung nun in Deutschland vermehrt Fernbusse als Reisealternative zu Bahn, PKW und Flugzeug genutzt werden.
Die Ergebnisse der Umfrage
Die Umfrage der FOM Hochschule ergab nun, dass etwa ein Fünftel der Befragten Fernbusreisen zwar in Erwägung ziehen würden, aber nur rund vier Prozent gaben letztlich an, dass sie auch tatsächlich mit dem Fernreisebus fahren würden.
„Die neuen Fernbuslinien sind nur etwas für preissensible Kunden und garantiert keine Alternative zum PKW“, so Prof. Dr. Orhan Kocagöz von der FOM Hochschule in Nürnberg. Das Auto biete einfach zu viele Vorteile: Die Fahrt geht in der Regel schneller und wird zudem häufig als deutlich komfortabler eingestuft. Bei Strecken über 50 Kilometer Entfernung sind die Bequemlichkeit (22,5 Prozent), die Dauer (22,2 Prozent) und die Flexibilität (19,3 Prozent) entscheidend. Der Preis spielt demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle. Nur etwa zehn Prozent gaben an, dass der Preis für sie ein wichtiges Kriterium sei.
Bei einer spontan am nächsten Tag anstehenden Fahrt über 500 Kilometer würden sich 40 Prozent der Befragten für die Bahn oder das Flugzeug entscheiden, den Fernbus würden nur 14 Prozent nehmen. Laut Prof. Kocagöz würden vor allem die Mitfahrzentralen das neue Reiseangebot spüren: „Es wird einige Preisbewusste geben, die den unbekannten PKW-Fahrer gegen den Reisebus eintauschen.“
Als Grund gibt Prof. Kocagöz das veraltete Bild von Busreisen an – moderne Fernbusangebote seien noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen: „Bei Busfahrten denken wir immer noch an unsere Schulfahrten in unkomfortablen, alten Fahrzeugen oder an das Gedränge in Linienbussen.“ Der moderne Reisebus sähe allerdings anders aus. „Da müssen die Unternehmen aber noch am Image arbeiten.“
Ferrari drängt auf die Schienen
Mitte März 2012 hatte der Chef der italienischen Sportwagenschmiede Ferrari, Luca di Montezemolo, angekündigt, Ferrari werde in das private Bahngeschäft zwischen Italien und Deutschland einsteigen: „Wir wollen die Liberalisierung der Hochgeschwindigkeitsnetze nutzen und haben das teuerste und ambitionierteste Privatprojekt in Italien der vergangenen zehn Jahre angestoßen. Von Mailand und Venedig nach München oder nach Wien – das wäre fantastisch. Wir haben das beste italienische Essen an Bord, ein tolles Kino, einen Waggon fürs Relaxen. Solche Züge haben Sie noch nicht gesehen“, so Montezemolo damals gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Zunächst peilt der Luxuswagenhersteller den Start innerhalb Italiens an, von Neapel nach Mailand und Venedig sowie von Turin nach Mailand. Anschließend sei dann die Erweiterung auf den grenzüberschreitenden Schienenverkehr in Richtung Deutschland geplant.
(mb)