Für viele, meist BWL-Studenten, ist der Weg klar: Studium, dann Praktika in diversen Consulting-Unternehmen, wie zum Beispiel PricewaterhouseCoopers (PwC), McKinsey oder Roland Berger und dann in die Unternehmensberatung. Doch neben dem Versprechen von der großen Karriere scheint viele vor allem die Angst vor dem Versagen im Beruf zu halten. Was ist Unternehmensberatung also wirklich? Ein Reißwolf oder ein großes Sprungbrett auf dem Weg nach ganz weit oben?
Weitergehende Perspektiven und angemessenen Vergütungen
Tippt man in Jobbörsen den Begriff Unternehmensberatung ein, dann finden sich dort „anspruchsvolle Tätigkeiten in einem qualifizierten und engagierten Team“. Meist verbunden mit „Projektverantwortung von Anfang an, weitergehenden Perspektiven, eine angemessene, leistungsorientierte Vergütung“ und „Mitwirkung an der Entwicklung eines dynamischen, international wachsenden Dienstleistungsunternehmens“. Für viele die Umschreibung eines in der Wirtschafts- und Finanzwelt grassierenden Sozialdarwinismus.
Manchmal habe ich vergessen, wo ich war
So sehen viele in „leistungsorientierter Vergütung“ einen Euphemismus für „gebe dein Privat- für dein Arbeitsleben auf“ und „Mitwirkung an der Entwicklung eines dynamischen, international wachsenden Dienstleistungsunternehmens“ übersetzen sie in „fahre uns Gewinne ein oder falle von der Karriereleiter!“ Viele Aussteiger berichten von einer aufregenden Zeit, in der sie am einen Tag in Mailand, am nächsten in New York übernachteten – natürlich nur in den besten Häusern. Von Besuchen in den angesagtesten Clubs, Bars und vieles mehr. Ebenso berichten sie von 60-Stunden-Wochen Plus X, und zwar als Regel, statt als Ausnahme.
Ich wusste also, worauf ich mich einlasse
Allerdings geht das nicht nur denjenigen so, die sich in der Unternehmensberatung versuchen. „Manchmal weiß ich, wenn ich morgens im Hotel aufwache, nicht mehr, wo ich gerade bin“, bekannte einst Josef Ackermann, Ex-Vortstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG, in einer viel beachteten ARD-Dokumentation über sein Leben und Wirken. Und auch jene, die aus der Unternehmensberatung ausgestiegen sind bekennen: dank Praktika im Consulting wusste ich, worauf ich mich einlasse.
Für Unternehmensberatung muss man geboren sein
Ist also zumindest ein Teil des zunehmenden Zeit- und Leistungsdruck in der modernen Arbeitswelt selbstgemacht? Will heißen, dass viele sich aufgrund ihres Perfektionismus selbst kaputt arbeiten? Sicher, auch ein Arbeitgeber trägt dafür Sorge, dass es ein Arbeitnehmer nicht übertreibt. Aber vielleicht gilt für die Unternehmensberatung auch das, was für alle Branchen gilt: dazu muss man einfach geboren sein. Für diese kann sie dann ein Karriere-Sprungbrett sein.