Um Mitarbeiter zu motivieren und an das Unternehmen zu binden, setzen viele Führungskräfte auf Anreize. Gerade in der Finanzbranche und im Top-Management sind Boni, die am Ende des Jahres ausgezahlt werden, Anreize um die Leistungsfähgkeit von Mitarbeitern und Führungskräften zu verbessern. Dabei zeigen die Ergebnisse sozialpsychologischer Studien das genaue Gegenteil: Anreize motivieren nicht, sie führen im Ergebnis oft zu schlechterer Performance.
Anreize für eine bessere Performance?
Viele Unternehmen hoffen, mit Anreizen die Leistung ihrer Mitarbeiter verbessern zu können. Teilweise funktioniert das auch gut: Wenn es nur darum geht, mechanisch immer die gleiche Tätigkeit auszuführen, kann eine Belohnung für schnelleres Arbeiten tatsächlich die Geschwindigkeit erhöhen.
Doch wie viele solche Tätigkeiten gibt es in westlichen Hochlohnländern überhaupt noch? Tatsächlich wird die industrielle Produktion von Gütern, die lediglich mechanische Fähigkeiten erfordert, immer weiter in Staaten wie China, Indien, Pakistan oder Bangladesh ausgelagert. Tätigkeiten hingegen, bei denen es darum geht konzeptionell zu arbeiten, kreative Problemlösungen zu entwickeln und über den Tellerrand hinauszuschauen, nehmen in unseren Breiten zu. Seit etwa 20 Jahren ist die Arbeitswelt im Wandel: Von Arbeitnehmern wird ein zunehmend höherer Bildungsgrad und komplexes Denken erwartet. Ohne lebenslanges Lernen ist das Ausüben einer qualifizierten Tätigkeit heute nicht mehr möglich.
Genau bei solchen Tätigkeiten bewirken Anreize das Gegenteil dessen, was sie eigentlich bewirken sollen: Die Leistungen verschlechtern sich. Problemlösungen dauern länger und die Qualität der Ergebnisse sinkt. Das zeigten sozialpsychologische Studien des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der London School of Economics (LSE), die von der Federal Reserve Bank der USA finanziert wurden
Sind Boni der Grund für die Finanzkrise?
Es ist bekannt, dass es gerade in der Finanzbranche und im Top-Management üblich ist, am Jahresende Boni auszuzahlen – Boni sind also Anreize, besonders hohe Gewinne zu erzielen. Denkt man nun an die Studienergebnisse, dass eine höhere Belohung zu einer schlechteren Leistung führt, dann drängt sich die Vermutung auf, dass das Anreizsystem mit dicken Bonuszahlungen an der Finanzkrise nicht ganz unschuldig gewesen sein könnte.
Schließlich sind auf Positionen im Top-Management von Banken und Unternehmen kreatives Denken, konzeptionelle Arbeit und Problemlösungen gefragt – nicht mechanische Tätigkeiten, bei denen Anreize durchaus wirksam sein können.
Nun bleibt nur noch die Frage: Warum setzen diese Branchen nach wie vor auf finanzielle Anreize für ihre Mitarbeiter statt die wissenschaftlichen Ergebnisse zu berücksichtigen? Vielleicht ist die Begrenzung der Banker-Boni ein Anfang – für eine bessere Performance.
(Quelle: Dan Pink: The Puzzle of Motivation / TED Talks / YouTube)