Franz Alt: Und wieder gehen die Lichter aus

… aus dem wöchentlichen Kommentar von Dr. Franz Alt. Nach „Atomstrom teurer als Solarstrom“ folgt heute: „Und wieder gehen die Lichter aus.

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Einige Großkonzerne sollten sich wirklich mal was Neues einfallen lassen. Aber sie schämen sich nicht, sich lächerlich zu machen: RWE-Chef Peter Terium macht sich „wirklich Sorgen“ dass im kommenden Winter die Lichter ausgehen könnten – natürlich wegen der Energiewende. Eon-Chef Johannes Teyssen meint schon in Weltuntergangsstimmung „die Hütte brennt“ – auch wegen der Energiewende. Und BASF droht mit Abwanderung – natürlich wegen der Energiewende.

Wieder einmal grüßt der Blackout – und die armen Konzerne haben einen Sündenbock entdeckt: wen wundert es, die Energiewende!

In der Tat

Dank der Energiewende und der Erneuerbaren Energien ist das Geschäftsmodell der alten Energieversorger in Gefahr. Und das ist auch gut so. Wie sollte es denn anders gehen?

Aber immerhin hat Peter Terium in dieser Woche in einem bemerkenswerten Interview mit der „Süddeutschen“  endlich den wahren Grund für die Schwierigkeiten seines Konzerns genannt: „Die Energiekonzerne haben die Energiewende verschlafen.“

Also

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Weil Sonne, Wind und Bioenergie immer mehr Strom ins öffentliche Netz einspeisen, rechnen sich die alten Kraftwerke immer weniger. An einigen Sonnentagen haben die Erneuerbaren selbst noch in der letzten Oktoberwoche 2013 beinahe die Hälfte des um die Spitzenzeit, also mittags, benötigten Stroms produziert.

Ohne dass ein einziges Kohlekraftwerk gebraucht wurde.

Viele Jahre hieß es

Die Erneuerbaren produzieren zu wenig – sie können niemals fossil-atomare Kraftwerke ersetzen.

Nun wird argumentiert

Sie liefern zu viel Energie. Und kaum jemand thematisiert diesen Widerspruch. Wer seine Argumente von gestern am liebsten verdrängt anstatt sie selbstkritisch aufzuarbeiten, wird niemals zukunftsfähig.

Diese Erkenntnis gilt bei den jetzt laufenden Koalitionsverhandlungen sowohl für die Noch-Atompartei CDU/CSU wie auch für die Immer-Noch-Kohlepartei SPD.

Die Energiewende ist weniger durch einen Strom-Blackout gefährdet als vielmehr durch einen politischen Blackout der Oberbremser in beiden künftigen Koalitionsfraktionen.

Quelle: © Franz Alt 2013

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Über Franz Alt:

Portrait von Dr. Franz Alt
Dr. Franz alt (© Bild: privat)

Dr. Franz Alt hat politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie und Theologie studiert. Er war zwanzig Jahre Leiter und Moderator von „Report Baden-Baden“, bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des SWR sowie Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „Grenzenlos“. In den letzten Jahren hat er sich zudem als anerkannter und leidenschaftlicher Experte für die Bereiche Erneuerbare Energien sowie Energie- und Umweltpolitik etabliert. Er wurde von der EU-Kommission mit dem „Europäischen Solarpreis für Publizistik“ ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus wird er auch regelmäßig von ausländischen Regierungen gebeten, das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz vorzustellen, das international als Vorbild für eine regenerative Energiewende mit der Zielgröße der Energieautarkie gilt. Für weiterführende Informationen siehe seine Website www.sonnenseite.com.

Lesen Sie hier seinen Gastbeitrag von letzter Woche: „Atomstrom teurer als Solarstrom“.

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Sein aktuelles Buch:

Franz Alt

Klein-Buch-Franz-Alt
Franz Alt: Auf der Sonnenseite

Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht
256 Seiten
€ 9,99 (D) / € 10,30 (A) / sFr 14,90
ISBN 978-3-492-30351-4 [WG 2985]

Bereits ein Viertel unseres Bedarfs wird durch Ökostrom gedeckt: Die Energiewende hat Deutschland zum Vorreiter alternativer Energiequellen gemacht. Doch warum sind wir immer noch von Öl, Gas, Kohle und Atomstrom abhängig? Warum stehen Lobbyisten weiter unter dem Schutz der Politik? Franz Alt deckt auf, wer die Energiewende bremst und warum sie dennoch alternativlos ist. Der langjährige Berater von Regierungen und Konzernen legt eine brisante Analyse vor, die Lobbyisten, Energiemultis und Politikern nicht gefallen wird. (Link)


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