Wer das Leben kontrollieren will, will das Leben nicht

… aus der dreiteiligen Interviewreihe „Signale des Körpers“ mit der Vortragsrednerin, Trainerin und Werte-Coach, Claudia Kloihofer (www.mutmachinstitut.at). Nachdem wir mit Frau Kloihofer im ersten Teil “Lust auf unsere innere Stimme” unter anderem darüber gesprochen haben, wie entscheidend es für unseren beruflichen und privaten Erfolg sein kann, früher auf unsere innere Stimme zu hören, sprachen wir mit ihr im zweiten Teil „Spiegeltheorie: „Tricksen“ Sie Ihr Hirn aus!“ unter anderem über die Spiegeltheorie und wie Unternehmen diese nutzbringend anwenden können. Der dritte Teil heute beschäftigen wir uns mit dem Leben, dem Loslassen, der Gelassenheit und Leichtigkeit.

 

AGITANO-Interview mit Claudia Kloihofer zum Leben und Loslassen können

Leben, Claudia Kloihofer,
Schluss mit Kontrollieren, Leben Sie Ihr Leben und genießen Sie es. (Foto: © Claudia Kloihofer)

Sie erwähnen in Ihrem Buch ein Zitat: „Wer das Leben kontrollieren will, will das Leben nicht.“ Können Sie uns mehr dazu sagen?

Vielfach lassen wir uns von unserem Verstand leiten und überlassen ihm auch gerne die Hauptrolle. Die hektische Betriebsamkeit unserer Gedanken und Dynamik unseres Egos, das nach „besser“ und „mehr“ hungert, deckt die innere Stimme zu. Erst eine Krankheit oder eine Krise lädt uns ein, innezuhalten und sich mit unseren Lebensumständen auseinanderzusetzen. Doch wir verdrängen gerne Symptome und stellen den alten Zustand rasch wieder her, oder suchen im Außen nach Lösungen und lenken uns mit Aufgaben ab. Verspannungen und Verhärtungen bis zum völligen Ausbrennen sind nur einige mögliche Folgen seelischer Erstarrungen. Statt offen zu bleiben und zu vertrauen, dass alles richtig ist, was uns passiert, verstärken wir das Kontrollverhalten. Lassen wir doch los vom Kontrollieren. Es ist schlichtweg kontraproduktiv. Wenn wir wieder lernen, auf die Sprache des Herzens zu hören und sie als Sprache des Lebens zu verstehen, finden wir den Königsweg menschlicher Entwicklung wieder im Weicher- und Bewusster-Werden. Wenn wir zulassen, dass wir mit unseren Gefühlen in Kontakt bleiben, dann erst ist es uns möglich sie auch auszudrücken. Statt Distanz aufzubauen, heißt das hilfreiche Prinzip: ausdehnen. So bleiben wir verbunden mit dem, was in der Gegenwart ist. Also statt zu sagen,: „Je länger die Situation so ist , desto angespannter werde ich“, sagen Sie sich selbst: „je länger die Situation so ist, desto mehr werde ich mich erinnern, mich zu zentrieren und auf mich und meinem Atem zu achten, ruhiger zu werden.“

Scheinbar meinen wir, wir können Erworbenes festhalten. Welchen Hintergrund hat es Ihrer Meinung nach, dass Veränderungen uns im Leben so schwer fallen?

Wir wiegen uns im Leben oft in Sicherheit und übersehen dabei manchmal die Fingerzeige und Hinweise auf notwendige Weiterentwicklungen. Nur dann, wenn der Druck von außen sehr stark ist, beginnt eine Entwicklung. Oder wenn wir erkennen, dass dieselbe Person wie bisher zu bleiben mit noch größerem Leid verbunden wäre, dann lassen wir nach. Daher sind Änderungen innerlich oder äußerlich, beinahe immer gewaltsam oder so ungemein rüttelnd, verwirrend und destabilisierend. Würden wir aufgeben, uns zu ängstigen und uns dafür mehr vertrauen, könnten wir beginnen, uns mit einem Feld zu verbinden, das die Physiker „Quantenfeld“ nennen. Denn im Nichtfesthalten liegt die große Chance, etwas Neues zu erhalten. Im Nichtwissen liegt die Offenheit und damit der Keim für das Neue.

Haben Sie für unsere Leser dazu ein Beispiel, was für Auswirkungen es haben kann, wenn wir im Leben nicht loslassen können?

Ja, ich sprach mit einem Unternehmer, der mir erzählte, welch enorme Anstrengung er auf sich nahm, um seine Geschäfte auch im Ausland auf die Beine zu stellen und sich und seine Firma bekannt zu machen. Zahlreiche Reisen, viele Gespräche, Anzeigen und Telefonate wollten und wollten nicht zum gewünschten Erfolg führen. Die Intensität des Wollens stieg und der finanzielle Druck erhöhte sich, es kam zu Engpässen. Trotzdem wollte ETWAS in Ihm nicht aufgeben, loslassen und vertrauen.

Monate später saß er während einer Geschäftsreise in der Sauna und entspannte sich. Zu Ihm als einzigen Anwesenden, gesellte sich ein Herr. In einer entspannten Plauderei stellte sich heraus, dass der Mann eine leitende Position in einem riesigen Unternehmen in Holland innehatte, die Idee des Unternehmers sensationell empfand und für sich und seine Mitarbeiter als sehr brauchbar erachtete. Zwei Monate später waren die Verhandlungen abgeschlossen und die Verträge unterzeichnet.

Durch dieses absichtslose Gespräch entstand das Gewünschte. Der „Zufall“ konnte wirken, weil das Ego des Unternehmers aufhörte, sich wichtig zu nehmen und er offener wurde, mehr mit dem Herzen wahrzunehmen. Das bedeutet auch, die Kontrolle abzugeben und etwas zu riskieren, das nicht mit dem Sicherheitsdenken übereinstimmt. Überraschende Wendungen oder „zufällige“ Schlüsselsituationen sind dann möglich und können eine wundersame Wende herbeiführen.

Haben Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung ein eingängiges Beispiel, bei dem ein Mensch oder Unternehmen vorhandene Signale ignoriert hat und die Folgen daraus gar nicht positiv waren?

Zum Beispiel hatte ein großer Medienkonzern eine „Bomben-Story am Laufen“, so die internen begeisterten Aussagen. Mit dieser Geschichte wollte und könnte sich der Verlag finanziell sanieren und sein Image verbessern. Das ganze Team war hingerissen, motiviert und „beseelt“ von der Tatsache, über diese Geschichte zu schreiben zu recherchieren und Beiträge zu sammeln. Skeptikerstimmen die auftauchten, wurden übertönt vom Tun und vom Wollen des gesamten Teams, das sich immer tiefer in die Materie verrannte. Unbewusste Gefühle von: „ Irgendetwas ist da doch faul“ wurden ignoriert. Und Signale, die auf ein Scheitern hinwiesen, oder gar Zweifel wurden vom gesamten Team weggewischt. Äußere Anspielungen, es könnte sich um eine Fälschung handeln, wurden als Neid oder Konkurrenzdenken ignoriert. Monate intensiver Arbeit, reger Teambesprechungen, angestrengter Recherche vergingen, als kurz vor Veröffentlichung die „Bombe“ platze und man erkannte einem Schwindel aufgesessen zu sein.

Damals verlor dieser Konzern Millionenbeträge und erlitt einen massiven. Imageverlust. Es lohnt sich daher in einem großen Projekt, zwischendurch zu prüfen. „Sind wir noch am richtigen Weg? Laufen die Dinge leicht oder weisen Hindernisse, Hürden und Erschwernisse darauf hin, die Richtung zu ändern oder auszusteigen? Was sagt die Skeptikerstimme im Team oder in einer Firma? Hören wir ihr auch zu und reagieren wir darauf, oder wischen wir ihre Argumente einfach vom Tisch?“ Ein untrügliches Zeichen ist die Leichtigkeit. Wo es leicht geht fließt die stärkste Energie und Projekte gelingen.

Ihre wichtigsten Tipps für unsere Leser zum Leben?

1. Gelassenheit beginnt im Kopf. Trainieren sie Ihre Gelassenheit – Gefühle des Mangels, der Negativität oder Zweifel überschütten Ihr Gehirn mit Stresshormonen. Dazu gehört auch „Warum – Fragen“ zu- zulassen, Zusammenhänge zu erkennen und Bewertungen aufgeben.

2. Wer es schafft, den Krieg in seinem Inneren zu beenden, erzeugt Leichtigkeit! Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Bilder des Gelingens, der Zuversicht und der Freude. So erzeugen Sie eine innere Realität und konstruieren Ihre Wirklichkeit.

3. Vertrauen Sie ihrem „Bauchgefühl“- Alle wichtigen Signale entstehen durch Sie selbst und Ihre innere Führung. Bringen Sie den Mut auf, ihr zu vertrauen. Damit es leichter wird, trainieren sie sich in Kleinigkeiten und handeln sie spontan. Hören Sie auf Ihre innere Stimme, auf ihre Intuition, wenn sie zum Beispiel sagt: „es ist genug“. Erdungsübungen und Verwurzelung hilft, die innere Mitte zu entwickeln, auch arbeiten im Garten, Hausarbeit usw. unterstützt. Lernen Sie gut zentriert und bei sich sein, ein Körpergefühl zu entwickeln und Ihre Aufmerksamkeit nach innen zu lenken.

4. Verwirrung, Hilflosigkeit, und Nichtwissen sind Geburtshelfer des Vertrauens. Lassen Sie es zu, dass Sie den Weg nicht immer gleich erkennen können und konzentrieren Sie sich nur auf Ihr Inneres, darauf, was sich leicht anfühlt und seien Sie wachsam für so manche Fingerzeige im Außen.

5. Vertrauen Sie Ihrer inneren Stimme? Diskutieren Sie mit und schreiben Sie Ihre eigene „Mutmachgeschichte“ auf, jene, bei denen Sie Ihrer Intuition gefolgt sind oder jene, von denen Sie heute sagen können. „wenn ich auf meine Intuition gehört hätte, dann…“ – www.facebook.com/Mutmachinstitut  Mutgeschichten – Folge deiner Intuition.

Claudia Kloihofer, innere Stimme, Bauchgefühl
Ermutigt Unternehmen und Führungsmannschaften, wieder auf Vertrauen und Menschlichkeit zu bauen. (Foto: © Claudia Kloihofer)

Frau Kloihofer, herzlichen Dank für das interessante Gespräch rund um Leben und Loslassen. Es waren drei sehr interessante Interviews mit Ihnen, mit viel Input und Hilfestellungen für den Geschäftsalltag. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Das Interview mit Claudia Kloihofer führte Oliver Foitzik, Herausgeber von AGITANO und HCC-Magazin.

Die bisherigen Interviews mit Claudia Kloihofer waren:
– Teil 1: Lust auf unsere innere Stimme
– Teil 2: Spiegeltheorie: „Tricksen“ Sie Ihr Hirn aus!

 

Über Claudia Kloihofer:

Claudia Kloihofer ist Vortragsrednerin, Trainerin und Werte-Coach. Sie ist selbständige systemische Unternehmensberaterin, Mutmacherin und Lebensberaterin. Mit dem von ihr gegründeten Mutmachinstitut ermuntert sie Menschen, ihrer Intuition zu vertrauen. Die Expertin und Autorin berät Firmen und Organisationen bei der Entwicklung eines klaren Werteprofils, hilft neue Perspektiven bei Veränderungen zu finden und ermutigt  Unternehmen und Führungsmannschaften, wieder auf Vertrauen und Menschlichkeit zu bauen. Unternehmen wieder positiver, energiereicher und  wertvoller zu gestalten. Die Mitpreisträgerin des Constantinus Awards für den Bereich Personal&Training ist gefragte Referentin zu ihren Themen und publiziert in verschiedenen Fachzeitschriften.

Mehr über Claudia Kloihofer erfahren Sie auch im Internet unter: www.mutmachinstitut.at.

 

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