„Agile Management fordert einen Wandel in der Unternehmenskultur“ – Torsten Bittlingmaier im Interview

Unternehmen, die auf Agile Management setzen, sind erfolgreicher als solche, die noch mit den klassischen Wasserfall-Methoden arbeiten: Laut einer Cap-Gemini-Studie erwirtschafteten sie 2013 durchschnittlich fast ein Viertel mehr Umsatz. Die Umstellung auf Agile Management ist allerdings für Unternehmen mit Herausforderungen verbunden, die oft erst einmal abschrecken: Change-Prozesse und ein Kulturwandel im Unternehmen sind Investitionen, ohne die Agile Management häufig nicht funktionieren kann. Aber die Mühen lohnen sich, wie Torsten Bittlingmaier von der Haufe Akademie im Interview betont.

Auf der Zukunft Personal 2015 hält Torsten Bittlingmaier am Dienstag, 15. September ab 15.45 Uhr einen Vortrag mit dem Titel „Mitarbeiterzentriertes Betriebssystem – Agile Führungs- und Organisationsmodelle im Umgang mit Komplexität“.

Hinweis der Redaktion: Für unsere AGITANO-Leser haben wir Freikarten. Hier können Sie sich diese „abholen“: Zukunft Personal – Größte Personalfachmesse in Europa – 15.-17.09.2015 (siehe Anmeldeformular am Ende des Beitrages).

 

Agile Management nutzt die intrinsische Motivation der Mitarbeiter“

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Wer auf agile Management-Methoden umstellt, der muss auch an Führungs- und Unternehmenskultur arbeiten. (Bild: © Haufe)

Hallo Herr Bittlingmaier. Agile Management-Methoden wie Scrum oder Kanban sind den meisten Unternehmern bekannt. Warum besteht trotzdem noch so großer Aufholbedarf bei ihrer Anwendung?

Diese Methoden stehen – zumindest auf den ersten Blick – scheinbar im Widerspruch zu der bestehenden Führungs- und Organisationsstruktur. Etablierte Hierarchien verlieren in agilen Systemen an Bedeutung, Führungskräfte fürchten den Kontrollverlust und sind geprägt von der Sorge, dass die Anwendung agiler Methoden mit einem Verlust an Effizienz einhergeht. Darum gibt es in der „alten Welt“ eine Abwehrreaktion gegen diese Methoden, die erst überwunden werden muss. Vor allem aber ist die Unternehmenswirklichkeit ja nicht schwarz-weiß: Strukturmodelle wie der Haufe Quadrant zeigen, dass jedes Unternehmen den richtigen Mix aus „klassischer Organisation und Führung“ und Agilität für sich finden muss, um nachhaltig erfolgreich zu bleiben. (Mehr dazu auf dem Haufe-Akademie-Blog unter Menschen und Organisationen – Menschen in Organisationen)

Worin liegen die Vorteile von Agile Management-Methoden?

Agile Führung nutzt die intrinsische Motivation der Mitarbeiter und setzt dadurch sehr viel Energie frei: Es entsteht eine hohe Dynamik mit viel Transparenz für die Beteiligten. Erfahrungsgemäß sind diese Methoden enorm innovationsfördernd und entsprechen stark dem Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach selbstbestimmtem und eigenverantwortlichem Arbeiten.

Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei der Einführung von Agile Management?

Die Unternehmenskultur ist von enormer Bedeutung: Die Bereitschaft der Führungskräfte, Verantwortung abzugeben, Freiräume zu lassen, auf enge Kontrolle zu verzichten…. Diese und weitere Elemente einer Unternehmenskultur sind entscheidend für die „Verträglichkeit“ mit agilen Managementmethoden. Können sie in die bestehende Kultur integriert werden, oder müssen sie gegebenenfalls parallel dazu etabliert werden? Ein weiterer Aspekt, der maßgeblich für die erfolgreiche Einführung von agilen Systemen ist, ist die herrschende Fehlerkultur. Sie muss es den Mitarbeitern ermöglichen, immer wieder Neues auszuprobieren, aus Fehlern zu lernen und ihre Erfahrungen untereinander zu teilen.

Welche Schritte müssen Unternehmen durchlaufen, um Agile Management sinnvoll in der Projektarbeit einsetzen zu können?

Im ersten Schritt sollte im Rahmen einer Bedarfsanalyse definiert werden, welche Zielsetzungen konkret mit der Einführung verbunden sind. Eine Standortbestimmung liefert anschließend einen Überblick, in welchen Bereichen der Organisation agile Management-Methoden sinnvoll einsetzen werden können. Dann wird mit Hilfe einer Potenzialanalyse ermittelt, welche Mitarbeiter das Potenzial und den Gestaltungswillen besitzen, um erfolgreich mit agilen Methoden arbeiten zu können. Sind diese Punkte geklärt, folgt die Pilotanwendung: „Leuchtturmprojekte“ bieten die Möglichkeit, sich über gesammelte Erfahrungen auszutauschen. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Phase kann das Roll Out erfolgen.

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Agile Management macht Unternehmen für Bewerber attraktiver. (Bild: © Haufe)

Begleitet werden muss dieser Prozess außerdem von klassischen Change Management-Maßnahmen, einer entsprechenden Gestaltung der Unternehmenskultur sowie eine intensive Arbeit mit den Führungskräften an den sich grundlegend ändernden Anforderungen.

Bieten Agile Management-Methoden einen Vorteil im „War for Talents“?

Unbedingt! Fragen Sie Ihre Talente oder potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was ihnen wichtig ist: „Sinn, Selbstbestimmtheit, ein innovatives Umfeld“ sind die typischen Antworten. All diese Erwartungen bedienen agile Management-Methoden in hohem Maße.

Dabei gilt natürlich: nicht nur tun, sondern auch darüber sprechen! Denn wie Heiner Geißler einmal gesagt hat: „Nicht die Taten bewegen die Menschen, sondern die Worte über die Taten.“

Lieber Herr Bittlingmaier, vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und neue Erkenntnisse auf der Zukunft Personal!

Das Interview führte Dr. Katja Heumader, Redakteurin AGITANO.

 

Hinweis der Redaktion

Die Zukunft Personal findet von 15. bis 17. September in der koelnmesse (Hallen 2.1, 2.2, 3.1 und 3.2) jeweils von 9 bis 17.30 Uhr statt. Auch unser AGITANO-Team ist vor Ort: Halle 2.1, Stand 34.B, bei FOMACO.

 

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Bild: © Haufe

Über Torsten Bittlingmaier

Torsten Bittlingmaier ist Geschäftsführer der Haufe Akademie Inhouse & Consulting und erfahrener Personalmanager mit umfangreichem Know-how in sämtlichen Feldern der operativen und strategischen, auch internationalen, Personalarbeit. Seine Expertise gewann Bittlingmaier unter anderem bei der Linde AG, MAN, der Software AG und der Deutschen Telekom in führenden Positionen des Personalmanagements.

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