Angela Merkel und die „Atempause“ der Photovoltaik

Auf dem Neujahrsempfang des Bundesverbandes für Erneuerbare Energien (BEE) rechtfertigte Kanzlerin Angela Merkel den Einbruch bei der Photovoltaik mit einer notwendigen „Atempause“ – sehr zum Unmut von Branchenvertretern und Grünen-Politiker Trittin. Dass die Technologieführerschaft im Bereich PV an Länder wie China und die USA abgegeben wurde, spricht weder für die wirtschaftspolitische, noch für die umwelt- und energiepolitische Kompetenz der Bundesregierung, meint Dr. Franz Alt. In seiner heutigen Kolumne kritisiert er die Politik von Angela Merkel in Sachen Photovoltaik.

Einbruch bei der Photovoltaik

Auf dem BEE-Neujahrsempfang rechtfertigt die Bundeskanzlerin Angela Merkel den Einbruch bei der Photovoltaik. Immerhin zeigte sie sich „skeptisch“ gegenüber einem Kapazitätsmarkt für fossile Kraftwerke.

„Wir wollen den Siegeszug der Erneuerbaren Energien auch 2015 fortsetzen“. Für diesen Satz bekam der Präsident des Bundesverbandes der Erneuerbaren Energien (BEE), Fritz Brickwedde, natürlich viel Beifall von den mindestens 1.000 Besuchern beim Neujahrsempfang in Berlin.

Murren, Kopfschütteln und Unverständnis hingegen für Bundeskanzlerin Angel Merkel als Festrednerin für ihre Feststellung: „Die Photovoltaik braucht eine gewisse Atempause“.

Da verschlug es den meisten Zuhörern eher den Atem. Und Jürgen Trittin meinte später, dass „Atemstillstand“ die bessere Beschreibung für den derzeitigen Zustand der Photovoltaik-Branche in Deutschland sei als Atempause.

10.000 Arbeitsplätze weniger

Die Kanzlerin scheint vergessen oder verdrängt zu haben, was der deutschen Solarbranche in den letzten zwei Jahren unter ihrer Kanzlerschaft wirklich passierte: Ungefähr 100.000 Arbeitsplätze gingen verloren, die deutsche Technologie-Führerschaft in dieser Zukunftsbranche ist weg und unter den zehn führenden Solarkonzernen der Welt ist kein einziger deutscher mehr.

Das ist kein Ruhmesblatt für die Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung. Und Schuld an dieser katastrophalen Entwicklung ist hauptsächlich die EEG-Novelle der großen Koalition im Jahr 2014.

Technologieführerschaft in PV – das war einmal

Die PV-Technologie-Führerschaft liegt heute in China, Japan und in den USA. Zum Unmut im Saal über diese Merkelsche „Atempause“ meinte die Kanzlerin flapsig und unschuldig: „Wieso? Ist doch ein schönes Wort.“ Vielleicht – aber es wird ihr in 2015 in der Branche noch heftig um die Ohren fliegen. Dafür sorgt sich der Wirtschaftsminister dieser Koalition umso mehr um die wenigen Arbeitsplätze, die es hierzulande noch in der dreckigen und wenig zukunftsfähigen Braunkohle gibt.

Im Bundesverband der Erneuerbaren Energien könnte diese seltsame Merkelsche „Atempause“ zum Unwort des Jahres werden, wie schon früher einmal das Merkesche „alternativlos“.

Fossile Kraftwerke immer noch rentabler

Dazu passt, was Präsident Fritz Brickwedde beim Neujahrsempfang ansprach: „Das älteste deutsche Kohlekraftwerk ist Baujahr 1936. Und während das in Geld steht, schreiben hocheffiziente und moderne Gaskraftwerke rote Zahlen. Das darf nicht sein“.

Auch die Biogasbranche ist durch die Bremspolitik beim Ausbau der Erneuerbaren besonders getroffen – 2014 wurden ganze 41 Megawatt zugebaut. Wasserkraftwerke und Geothermie stagnieren und die gewichtige und bislang so erfolgreiche Photovoltaik ist seit 2011 um etwa 80% eingebrochen.

Kein Wunder, dass die Kanzlerin schon lange nicht mehr so wenig Beifall für eine Festrede erhielt wie beim Jahresempfang des BEE.

Angela Merkels Kampf um den Beifall
Eine Branche feiert sich: Den schwersten Job des Abends hat vermutlich Bundeskanzlerin Angela Merkel.

pv-magazine: Merkel: Atempause für die Photovoltaik
Diese etwas zynische Wortwahl der Bundeskanzlerin war wie ein Schlag in die Magengrube der Solarbranche.

Quelle: © Franz Alt 2015

Über Dr. Franz Alt

Quelle: Sonnenseite.com - Dr. Franz Alt
Quelle: Sonnenseite.com – Dr. Franz Alt

Dr. Franz Alt hat politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie und Theologie studiert. Er war 20 Jahre Leiter und Moderator von „Report Baden-Baden“, bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des SWR sowie Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „Grenzenlos“. In den letzten Jahren hat er sich zudem als anerkannter und leidenschaftlicher Experte für die Bereiche Erneuerbare Energien sowie Energie- und Umweltpolitik etabliert. Er wurde von der EU-Kommission mit dem „Europäischen Solarpreis für Publizistik“ ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus wird er auch regelmäßig von ausländischen Regierungen gebeten, das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz vorzustellen, das international als Vorbild für eine regenerative Energiewende mit der Zielgröße der Energieautarkie gilt.

Für weiterführende Informationen siehe seine Website www.sonnenseite.com.

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