Betriebliches Gesundheitsmanagement – Interviewreihe (Teil 1)

Gibt es auch rechnerische Beispiele für den wirtschaftlichen Nutzen? 

Es gibt einfache rechnerische Beispiele. So ermittelte die TK den durchschnittlichen Krankenstand von 11,2 Fehltagen pro Mitarbeiter und Jahr. Die IGA beziffert die durchschnittlichen Fehlzeitkosten pro Mitarbeiter und Tag auf 400 EUR. Bei einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern entstehen somit jährlich Kosten von 448.000 EUR. Die Entwicklung auf durchschnittlich ermittelte 11,7 Fehlzeittage würden Gesamtkosten von 468.000 EUR/Jahr erreichen. Das sind 20.000 EUR Differenz in den nächsten fünf Jahren. Prof. Bernhard Badura verweist jedoch auch auf die Präsentismuskosten, das sind Kosten, die durch Mitarbeiter entstehen, die nicht gesund oder unmotiviert im Unternehmen arbeiten. Diese Kosten belaufen sich nochmals auf den doppelten Wert, da man nach neuesten Erkenntnissen hier von 66 Prozent der gesamten Fehlzeitkosten spricht.

Gilt der Nutzen von BGM für jede Unternehmensgröße oder gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Unternehmensgrößen?

Der Nutzen ist in jeder Unternehmensgröße vorhanden. Wir hatten auf unserer ersten Messe aus diesem Grund zehn Best-Practice-Vorträge von Unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen, die den Nutzen vorgestellt haben. Wir hatten von der kleinen Gärtnerei bis hin zum Industrieunternehmen mehrere Beispiele als Vorbildfunktionen. Interessant war, dass überall die gleiche Aussage kam. Es ist eine Führungskultur, die gepflegt wird und dadurch den Nutzen schnell darstellt. Auch unabhängig von der Branche ist dieses Phänomen zu verzeichnen. So hatten wir ein Handwerksunternehmen, ein Altenheim, einen Klinikverbund und sogar eine Universität als Behörde. Alle haben trotz unterschiedlicher Größe und Branche von dem Mehrwert berichtet. Generell gilt jedoch, je größer das Unternehmen, desto höher der Nutzen. Aus diesem Grund ist die Industrie schon seit fast zwei Jahrzehnten intensiv an diesem Thema dran. Damals war es erst jedoch nur der Arbeitsschutz, heute heißt es Gesundheitsmanagement.

Vielen Dank für das Gespräch!

In den folgenden Teilen dieser Reihe spricht Michael Hoeckle über BGM als Markt, Motive, Ziele und eine erfolgreiche Integration von betrieblichem Gesundheitsmanagement sowie Best-Practice-Beispiele.

Zur Person Michael Hoeckle:

Seit 2009 arbeitet Michael Hoeckle in der betrieblichen Gesundheitswirtschaft und engagiert sich im IHK Ausschuss Gesundheitswirtschaft für die Entwicklungen der Branche. Er ist Berater für die Integration von betrieblichem Gesundheitsmanagement und betrieblicher Gesundheitsförderung mit dem Schwerpunkt des langfristigen Personalmarketings. Als Unternehmens- und Marketingmanager aus einer Unternehmerfamilie betreibt er mit der Eventus49 GmbH das Netzwerk HUMAN CAPITAL CARE für Unternehmensgesundheit, welches das Ziel Austausch von Kontakten, Vermittlung von Fachwissen und finanzielle Vorteile für das Netzwerk verfolgt.

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