Betriebliches Gesundheitsmanagement – Interviewreihe (Teil 3)

Wie sehen die Erwartungen an betriebliches Gesundheitsmanagement zu Beginn aus – und wie die Erfüllung und Umsetzung in der Realität?

Die Erwartungen sind in den meisten Fällen riesig. Um nicht komplett von der Ernüchterung der Komplexität des Themas erschlagen zu werden, ist es sinnvoll, wie im normalen Leben auch, neben den globalen Zielsetzungen kleine Zwischenziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten. Die Realität zeigt nämlich, dass die größte Herausforderung darin liegt, die gewachsenen Strukturen zu ändern. So ist es z.B. nicht besonders hilfreich, einen Sportkurs anzubieten, wenn nur die hingehen, die sowieso schon viel Sport machen. Das Ziel ist es ja, diejenigen Mitarbeiter zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren, die es besonders notwendig haben und alle anderen dabei zu halten und zu unterstützen. Auch sollte nicht zu Beginn gleich das ganze Paket aufgefahren und die Mitarbeiter damit überfrachtet werden. Die Ziele des BGM’s werden dann zum Erfolg, wenn auch die zeitliche Abfolge der Einführung mit berücksichtigt wird.

Wie wird betriebliches Gesundheitsmanagement in der Regel von den Mitarbeitern angenommen und wie reagieren dieses auf die Maßnahmen?

Es ist bisher immer positiv angenommen worden, wenn das Unternehmen richtig vorgeht. Ein Mitarbeiter wird immer dankbar sein, wenn man ihm zeigt, dass man seine Arbeit schätzt und sich um sein Wohlbefinden kümmert. Warum wird bei einem Besuch zu Hause dem Gast etwas zu Trinken angeboten? Es ist nicht, dass er verdursten würde, es ist vielmehr eine Wertschätzung seines Besuches. Mit einer solchen Kleinigkeit kann man viel bewegen. Studien haben gezeigt, dass Chefs, die Ihre Mitarbeiter nur einmal am Tag loben, deutlich geringere Fehlzeitkosten haben. Wir sprechen hier von bis zu zehn Prozent. Die Kunst liegt darin, das ganze BGM mit seinen Maßnahmen dem Mitarbeiter richtig anzubieten und zu kommunizieren. Kein Mitarbeiter mag es, über dem Kopf eine Entscheidung gefällt zu bekommen, wenn es direkt um ihn persönlich geht. Die Motivation, sich daran zu beteiligen, steigt immer durch die Integration der Mitarbeiter. Dies geht auch, ohne dass es zu langen und dauerhaften Entscheidungsprozessen führt. Die Mitarbeiter werden es auf jeden Fall immer schätzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Im vierten Teil dieser Reihe erklärt Michael Hoeckle, wie betriebliches Gesundheitsmanagement im Sinne einer Unternehmensführung aussieht und welche Schritte für eine Einführung von BGM in ein Unternehmen nötig sind. Das Interview erscheint am Donnerstag, 7. Februar 2013, auf AGITANO.

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