Betriebliches Gesundheitsmanagement – Interviewreihe (Teil 4)

Welchen Sinn haben einzelne Gesundheitsförderungen und wie effektiv sind diese?

Jede Maßnahme hat Ihren Sinn. Allerdings ist es die Aufgabe eines BGM’s, zu hinterfragen, wie sinnvoll und effektiv diese ist. Aus diesem Grund wird eine Planung der einzelnen Maßnahmen nach einer Analyse durch ein passendes Verfahren wie Gefährdungsbeurteilung oder Mitarbeiterbefragung ausgewählt. Es ist hier auf den Unterschied und die Kombination von verhaltens- und verhältnisorientierten Maßnahmen zu achten. Der generelle Sinn liegt darin, Gefährdungen im, bzw. durch den Job zu minimieren und auf der anderen Seite den Mitarbeiter wieder zu einem gesunden Lebensstil zurückzuführen, welcher konstant für die langfristige Wirkung beibehalten wird. Dabei ist vom Grundsatz bei den einzelnen Maßnahmen darauf zu achten, dass es eine gute Mischung aus Präventionsmaßnahmen zu Ernährung, Bewegung und Ausgleich gibt.

Welche Aufgaben und Pflichten kommen sowohl den Führungskräften als auch den Mitarbeitern zu, um betriebliches Gesundheitsmanagement zu gewährleisten?

Viele haben bei betrieblichem Gesundheitsmanagement die Vorstellung, dass es den Mitarbeiter stetig dazu verdonnert, etwas für seine Gesundheit zu tun. Dies kann nicht funktionieren und ist auch nicht Sinn der Angelegenheit. Es soll eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. Wege aufzeigen und motivieren, diese zu nutzen. Vorbild sein und zeigen, dass es funktioniert. Wichtig ist dabei, die Kommunikation zwischen den Führungskräften und Mitarbeitern, um eine stetige Einschätzung der Lage zu bekommen. Es ist die Aufgabe des Mitarbeiters, sich zu beteiligen und die Pflicht der Führungskraft, dies wahrzunehmen. Nur wenn ein Schäfer seine Schäfchen wirklich kennt, kann er sie behüten.

Wie ist eine sinnvolle Umsetzung von betrieblichem Gesundheitsmanagement in kleinen Unternehmen auch bei Personalmangel und Zeitknappheit zu gewährleisten?

Betriebliches Gesundheitsmanagement ist immer sinnvoll! Nur würde ich hier nicht von BGM sprechen, sondern von einer gesunden Führungskultur. Selbst bei Zeitmangel lässt sich viel umsetzen. Mehr eine sozial- und gesundheitsbewusste Führung. Ein Beispiel ist ein Unternehmen mit acht Mitarbeitern in der Dienstleistungsbranche. Die Mitarbeiter haben alle ein Firmenrad bekommen, machen regelmäßig Ausflüge und gehen zum Sport, veranstalten gemeinsame Kochkurse für Spaß, Teambuilding und Aufklärung über gesunde Ernährung und verfügen über einen Pausenraum zum Erholen sowie einen Masseur, der alle zwei Wochen kommt. Dieses Team ist laut dem Inhaber so effektiv und leistungsfähig, dass er selbst bei schwierigsten Projekten in der heißen Phase keine Probleme hat. Die Zeitknappheit ist immer da. Man muss nur priorisieren! Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich in meiner Selbstständigkeit sehr lange Arbeitstage habe und als ich in einer höchst anstrengenden Phase feststellte, dass ich komplett falsch lebe und mehr Schlaf brauchte, fing ich wieder an, regelmäßig Sport zu machen sowie besser zu essen und zu trinken. Am Ende hatte ich mehr Zeit durch weniger Schlafbedarf und mehr Effizienz, ganz zu schweigen davon, dass ich mich ausgeglichener fühle.

Vielen Dank für das Gespräch!

In Teil 5 dieser Reihe erklärt Michael Hoeckle, wie und wann sich ein erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement bemerkbar macht und wie es sich noch optimieren lässt. Das Interview erscheint am Dienstag, 12. Februar 2013, auf AGITANO.

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