Corporate Trust Analyse zum „Insider“-Angriff auf Gasanlage in Algerien

Diese Details zeigen: es handelt sich keinesfalls um einfache Kriminelle aus der Wüste. Ein erfolgreicher Angriff wäre ohne große Mengen an Insider-Wissen kaum möglich gewesen.

Kommt es in so einem Fall zu einem terroristischen Angriff, setzt die örtliche Regierung „Spezialkräfte“ zur Befreiung der Geiseln ein, deren Vorgehen oft eine hohe Zahl von Geiseln das Leben kostet. Dieses Vorgehen wird von europäischer und amerikanischer Seite meist kritisiert. Klar ist aber, dass örtliche Regierungen in erster Linie den Schutz der eigenen Reputation nach Innen (d. h. eine harte Hand gegen Terroristen) im Auge haben, bevor sie an die Rettung Dritter denken.

Zudem sind ausländische Truppen für diffizile Aufgaben, wie eine Geiselbefreiung, meist deutlich schlechter ausgebildet, wie missglückte Befreiungsaktionen in Nigeria, dem Irak oder Somalia zeigen.

Neben dem Verlust von Menschenleben muss ein Unternehmen auch die wirtschaftlichen Folgen eines solchen Vorfalls bedenken. Hochqualifizierte Mitarbeiter werden zu derartigen Projekten entsandt, und auch die Anlagen selbst können massiven Schaden nehmen.

Fazit der Ereignisse in Algerien ist: Europäische Unternehmen und ihre Mitarbeiter stellen aus Sicht islamistischer Terroristen von Nordafrika bis Zentralasien ein weiterhin attraktives Ziel für terroristische Gruppen dar. Dabei ist für sie die genaue Nationalität des angegriffenen westlichen Unternehmens meist unwichtig; was zählt, ist vielmehr die bloße Zugehörigkeit zur „Gemeinschaft der Ungläubigen“, und nicht die Frage, ob es ein Unternehmen aus Frankreich, England, USA oder Deutschland trifft.

Es muss damit gerechnet werden, dass die Unterstützung Deutschlands bei der Terrorbekämpfung in Mali (bisher rein logistischer Natur) die extremistischen Gruppen der Sahara-Region dazu ermutigt, auch vermehrt deutsche zivile Ziele anzugreifen. Mit Blick auf Entführungen bedeutet das: die Täter haben kein finanzielles Interesse an den Opfern, sondern setzen sie als politische Verhandlungsmasse ein, z.B. um Kameraden aus der Haft im Ausland freizupressen.

Dennoch muss unternehmerisches Handeln in diesen Ländern möglich bleiben. Dies ist auch machbar, wenn von Unternehmensseite die Entscheidung getroffen wird, Risiken vorab zu identifizieren, Maßnahmen zum optimalen Schutz der Mitarbeiter zu definieren und diese auch umzusetzen. Ein professionelles Krisen- und Reisesicherheitsmanagement sowie die entsprechenden Prozesse können nie ad hoc etabliert werden, sondern benötigen zeitlichen Vorlauf, können aber in der entscheidenden Situation Menschenleben retten und wirtschaftliche Schäden minimeren.

(Christine Straßmaier / CORPORATE TRUST / Business Risk & Crisis Management GmbH)

Weiterführende Informationen:

Unternehmen wollen mehr Mitarbeiter nach China und Afrika schicken – finden aber zu wenige Kandidaten: Laut der Ernst & Young Studie “Global Mobility Effectiveness Survey 2012″ haben Unternehmen zunehemend Schwierigkeiten bei der Kandidatensuche für Auslandseinsätze. Zudem lassen sie dann das entstehende Potenzial häufig ungenutzt, denn die Heimkehrer wechseln häufig das Unternehmen oder bleiben auf alten Posten.

– Das ökonomische Potenzial Afrikas: Die fünf afrikanischen Löwen. Nach den vier „asiatischen Tigern“ Südkorea, Taiwan, Singapur und die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong, die in den 1980er und 1990er Jahren die Weltwirtschaft aufgemischt haben und rasant zu den etablierten Industrienationen aufschließen konnten, stehen nun weitere Wachstumsmärkte im Fokus: die fünf afrikanischen Löwen. Das sind Südafrika, das westafrikanische Ghana, Ägypten, Tunesien und Marokko.

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