Die Krux mit der Individualität!

(mit Video, s.u.) … aus der zweiwöchentlich erscheinenden Themenserie „Rock Your Life“ mit dem Persönlichkeitstrainer, Keynote-Speaker und Heavy-Metal-Coach Rainer Biesinger. Nach der letzten Folge  „DER Heavy Metal Coach – Himself“ erläutert Rainer Biesinger heute, warum wir keine Angst davor haben sollten, unsere Individualität zu zeigen.

Von Geburt an Anpassung statt Individualität

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Heavy Metal Coach Rainer Biesinger: „Zur Individualität muss man Mut haben.“ (Foto: © Rainer Biesinger)

Von Geburt an lernst du so zu sein, wie es andere von dir erwarten. Deine sogenannten „Erzieher“ formen dich, wie sie dich gerne hätten. Sie leben dir Dinge vor, die du, ihrer Meinung nach, für dein eigenes Leben übernehmen sollst. Für erwünschtes Verhalten wirst du belohnt und für unerwünschtes bestraft. Du wirst darauf konditioniert, dich den Erfordernissen deiner Umwelt anzupassen und zu unterwerfen. Wenn dich deine „Erzieher“ bestrafen, leidest du (das ist der Sinn einer Bestrafung). Du lernst also dein wahres, wildes, natürliches Ich zu verstellen, zu unterdrücken, zu maskieren und möglichst so zu funktionieren, dass es in deinem sozialen Umfeld im Großen und Ganzen stressfrei abläuft. Du setzt dir Gesichtswindeln auf, benimmst dich demnach so, wie es deine Umwelt gerne hat. Du passt dich an. Nur so entgehst du einer möglichen Bestrafung. Individualität? – Fehlanzeige.

Es allen recht machen – kein Platz für Individualität

Diese frühkindliche Konditionierung und Maskierung übernimmst du in dein Erwachsenenleben. Dabei versuchst du, es allen recht zu machen, mit denen du interagierst. Aus Angst, auf Ablehnung zu stoßen, möchtest du keine Konflikte provozieren. Aber damit verleugnest und bescheißt du dich selbst! Jeden Tag aufs Neue – ein Teufelskreis!

Warum ist zum Beispiel die Pubertät so schwierig? Ganz einfach: Pubertät ist die Zeit der persönlichen Revolte. Die Zeit, in denen Kinder aus diesen erlernten, aufgezwungenen Verhaltensweisen, Masken und Gesichtswindeln ausbrechen wollen. Sie möchten ihre eigenen Erfahrungen machen, selbstständig werden, sich ausprobieren und versuchen dabei, ihre Individualität zu entwickeln. Das ist die Zeit der ewigen Konflikte mit den „Erziehern“. Sehr oft entsteht der Konflikt daraus, dass die „Erzieher“ nicht akzeptieren können und wollen, dass die kleinen Marionetten, die sie die ganzen Jahre lang gefügig dressiert haben, plötzlich ihre eigenen Vorstellungen vom Leben entwickeln. Jahrelang waren es „perfekte“ Kinder, so brav, so gehorsam, so niedlich, so unkompliziert. Und dann kommt dieses 16-jährige, tätowierte, gepiercte, blauhaarige „Etwas“ in zerrissenen Jeans und zerlöchertem T-Shirt durch die Tür. Dieser „Shock-non-stop-Typ“ ist ständig schlecht gelaunt. Das Einzige, was man als Eltern noch zu hören bekommt, sind die knallenden Türen und die kreischende Musik aus den Lautsprechern. Die Interaktion mit dem fremden pubertären Wesen beschränkt sich dann nur noch auf die Taschengeldausgabe und die ewigen beiderseitigen Anschuldigungen. Die Persönlichkeitsfindung der Sprösslinge wird zu einem scheinbar erschreckenden Problem, gegen das mit allen Mitteln meist gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss.

„Lass doch der Jugend ihren Lauf“!

Durch laufende Sanktionen und gnadenlose Überbehütung, nicht zuletzt durch den zunehmenden Verlust der Männlichkeit, verwehren wir unseren Kindern radikal die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu machen. Und dann wundern wir uns auch noch darüber, wenn die Generation Y nicht fliegen kann!? Ist es nicht ein natürlicher, evolutionärer Prozess, der es uns Menschen ermöglicht, flügge zu werden und das Nest zu verlassen? Wir lernen in dieser Zeit, auf eigenen Beinen zu stehen. Und das ist gut so – auch wenn dieses „immer und immer wieder auf die Fresse fallen“ manchmal beiden Seiten wehtut – wir lernen jedes Mal dazu! Wir machen Erfahrungen und lernen uns selbst kennen – das gibt echtes Selbstbewusstsein, das sich nicht hinter irgendwelchen Lebenslügen verstecken muss.

Umso verwunderlicher erscheint es, dass die meisten Menschen – nach der Pubertät, oder ihren „wilden Jahren“ – wieder aufgegeben haben, an ihrer eigenen und individuellen Persönlichkeit zu arbeiten. Sie verfallen erneut in ihre marionettenartige Schockstarre und mutieren, mehr denn je, zu traurigen und frustrierten Handpuppen der Gesellschaft.

Du hast noch nicht ganz aufgegeben und glaubst, jetzt lang genug der willenlose Spielball der anderen gewesen zu sein? Das fremdbestimmte Leben hängt dir zum Halse raus? Dann geh’ raus und leb’ dein Leben! Sei einfach du selbst und mach’ dein Ding! Entwickle deine Individualität!

Udo Lindenberg und Das Panikorchester – Mein Ding

[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: Udo Lindenberg / YouTube.]

Warnung: Die Herausforderung daran ist, dass nicht nur bei Freundschaften, sondern auch bei allen anderen sozialen Interaktionen das Damokles-Schwert der Unbeliebtheit über unseren Köpfen baumelt. Das jederzeit droht, uns zu enthaupten und uns in Einsamkeit und Ablehnung dahin vegetieren zu lassen.

Dennoch: Wer ist die wichtigste Person in deinem Leben?

Mit ziemlicher Sicherheit hast du gerade nicht „ICH“ gesagt. Warum nicht? Mit wem musst du es denn dein ganzes Leben aushalten? Wer ist die Weltmacht mit drei Buchstaben? Wer wird immer – in guten und in schlechten Zeiten – da sein und dich aushalten müssen? Auf wen kannst du dich hundertprozentig verlassen? Nur du ganz alleine kannst dich selbst zufriedenstellen.

Ein guter Anfang ist es, deine Masken nach und nach abzuwerfen, um endlich du selbst zu werden und deine Individualität zum Vorschein zu bringen. Finde dich, und vor allem, leb’ dich selbst. Nur so ist es möglich, dass du zufriedener durchs Leben schipperst. Scheiß auf Menschen, die dich so nicht akzeptieren können und feiere diejenigen, die dich deines Selbsts wegen lieben. Nur wenn du zu deiner Individualität stehst, können es auch andere. Nur wenn du dich liebst, können dich auch andere lieben. Nur wenn du dich mit dir selbst wohlfühlst, werden sich andere in deiner Gesellschaft wohlfühlen. Nur wenn du dir selbst unmaskiert und bedingungslos ehrlich ganz tief in die eigenen Augen schaust, hört der Selbstbeschiss hinter den ganzen Masken auf!

Wir alle erschaffen uns im Laufe unseres Lebens ein wahres Waffenlager an Gesichtswindeln. In zwei Wochen geht’s weiter.

Ihr Rainer Biesinger

Über Rainer Biesinger

Rainer Biesinger, Individualität
(Foto: © Rainer Biesinger).

Wie fühlt es sich an, sich im Teufelskreis mangelnder Handlungskompetenz und fehlender Selbstwirksamkeit zu befinden? Die Antworten auf diese und weitere Fragen kennt Rainer Biesinger aus eigener Erfahrung. Nach seinem erfolgreichen Weg raus aus dem Drogensumpf, arbeitet der Persönlichkeitstrainer, Keynote-Speaker und Heavy-Metal-Coach mit Menschen und Unternehmen, die in privaten und beruflichen Situationen an ihre persönlichen Grenzen geraten sind. Mehr über Rainer Biesinger im Internet auf www.rainer-biesinger.de.

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