Die zwei Seiten der Angst – motivierend oder blockierend?

… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Anders denken“ von Nicola Fritze.

Sie haben das vielleicht schon mal erlebt. In der Betriebsversammlung stellt sich ein Chef vor seine Mitarbeiter und schildert die Zukunft in dunklen Farben. Innovationsdruck… Konkurrenz aus China… Fachkräftemangel… Lohnkosten… sinkende Gewinne… Die Rede endet mit der Ankündigung, dass die Lage schwierig ist, und die Aussicht düster. Sogar von Entlassungen ist die Rede. AUSSER natürlich, die Belegschaft legt sich so richtig ins Zeug und reißt das Ruder rum!

Wir wirkt eine solche Rede auf Sie? Motivierend? Oder eher blockierend?

Führungskräfte wählen einen solchen Ansatz gerne, um die Belegschaft zur engagierten Arbeit anzuhalten. Motivation ist das Ziel – und das Wecken von Angst Teil eines Kalküls: „Wenn der Belegschaft die Angst im Nacken sitzt, dann geben sie alles, um ihren Arbeitsplatz zu sichern.“

Dabei ist es ein Irrtum, dass Angst automatisch und dauerhaft Motivationskräfte freisetzt. Angst kann auch blockieren. Und dann geht nichts mehr. Angst hat die Macht, uns zu paralysieren und jedes sinnvolle Denken und Handeln auszusetzen. Kreativität ist dann ebenso wenig drin wie der beherzte Einsatz, den der Chef oben in seiner Rede gefordert hat.

Dabei belegen seit den 1960er-Jahren zahlreiche Psychologie-Experimente, dass Angst sehr wohl Motivationsenergie freisetzen kann – aber nur unter ganz bestimmten Umständen. Angst funktioniert als Motivationsgrundlage nur dann, wenn gleichzeitig konkrete Lösungsansätze verfügbar sind. Sprich: das Krisenszenario des Chefs kann viel Innovationskraft freisetzen. Aber nur dann, wenn die Führungskraft ihre Aufgabe erfüllt –und im besten Sinne aktiv führt!

Sprich: wenn ein Chef eine Krisenrede hält wie die obige, muss er sie immer verbinden mit ganz klaren Handlungsoptionen für die Mitarbeiter. Ein „Tut was!“ reicht nicht. Wenn der Chef hingegen sagt: „Ihr könnt Y, X und Z tun, damit der Krisenfall nicht eintritt“, und daraufhin auch noch die Wege X, Y und Z genau beschreibt – dann gibt es gute Chancen, dass die Mitarbeiter das Krisenszenario des Chefs als motivierend begreifen und kreative Lösungen für die Zukunft austüfteln.

Dieses Prinzip gilt übrigens auch, wenn Sie als Angestellter Ihren Chef über ein absehbares Problem informieren. Wenn Sie ihm nur sagen: „Wenn wir das so machen, laufen wir gegen die Wand“, ist es sehr wahrscheinlich, dass Ihr Vorgesetzter blockiert und nichts tut. Der schlauere Weg ist folgender: „Es gibt ein Problem mit unserem jetzigen Vorgehen. Das könnte die negativen Folgen A, B und C für unser Unternehmen haben. Wenn wir aber die Maßnahmen D, E und F ergreifen, können wir das vermeiden.“ In diesem Fall ist sehr wahrscheinlich, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen nicht nur zuhört, sondern auch Ihre Ideen aufgreift. Denn die sind konkret und nutzen auf intelligente Weise ein Negativszenario, um positive Veränderungen herbeizuführen.

Diese Methode funktioniert übrigens auch im Alltag. Wenn ein Arzt einem Patienten sagt: „Wenn Sie nicht abnehmen, kriegen Sie einen Herzinfarkt“, wird der sein Verhalten wohl kaum verändern. Anders hingegen wirkt folgender Satz: „Ihr Übergewicht könnte dazu führen, dass Sie einen Herzinfarkt erleiden. Wenn Sie aber die Maßnahmen G, H und I ergreifen, haben Sie gute Chancen, das zu vermeiden.“

Angst kann motivieren – aber auch blockieren. Denken Sie daran, wenn Sie nächstes Mal ein Negativszenario an die Wand malen, um jemanden zu Veränderung anzuhalten. Verbinden Sie Ihre Worte mit konkreten Handlungsvorschlägen. Dann bewirken Sie auch die Veränderungen, die Sie erreichen wollen!

Ihre Nicola Fritze

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Zur Autorin:

Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau.  Mit ihrem Motto “Anders denken – anders handeln” begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen. Ihre zwei Podcasts “Das Abenteuer Motivation” und “Der Fritze-Blitz” zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.

Anfang 2011 erschien ihr neues Buch “Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln”. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln. Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.

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Weitere Beiträge aus der Themenserie:

Raus aus dem Motivationstief

Arbeitsplatz der Zukunft? Ein paar gibt es schon!

Karriereverweiger? Wo denn!?

Erfolgreich scheitern

 

 

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