Druck mit Resilienz meistern: Das Arbeitsumfeld gestalten

… aus der wöchentlichen Themenserie „Stark wie Bambus: den täglichen Druck mit Resilienz meistern“ der Expertin für innere Kraft und Resilienz Katharina Maehrlein. Nach dem siebten Teil „Das Gerangel um den Rang – Sich souverän behaupten“ folgt heute Teil 8:

Ihr persönliches Biotop – das Arbeitsumfeld gestalten

„Warum ich arbeiten gehe? Na um Geld zu verdienen. Ich muss ja das Haus abbezahlen, die Kinder versorgen, und einen großen Übersee-Urlaub  will ich auch buchen. Ob ich gerne arbeiten gehe? So richtig Lust hab ich oft nicht, morgens aufzustehen. Weil ich schon weiß: Das wird wieder ein harter Tag: Meetings ohne Ende, Termine, die ich sowieso nicht einhalten kann und die Verabredung zum Joggen am Feierabend kann ich auch gleich absagen. Irgendwie beneide ich da meinen Kollegen: Der kommt immer gut gelaunt ins Büro und schafft es sogar regelmäßig ins Fitnessstudio …“

Rund 80 Prozent der Menschen gehen täglich zur Arbeit, obwohl sie keine Lust dazu haben. Sie tun, was sie glauben tun zu müssen, um zu überleben. An sich eine vernünftige Entscheidung. Die Frage ist nur, ob Sie es hinnehmen müssen, Ihre Arbeit mit Lustlosigkeit auszuführen. Immerhin verbringen Sie doch einen Großteil Ihres Tages am Arbeitsplatz! Wie sollte Ihre Arbeitsumgebung und die dazugehörigen Bedingungen sein, damit sie aus Ihrer Sicht den Begriff „Lebensraum“ verdienen? Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?

Machen Sie einfach den Job, den Sie haben, zu dem, den Sie wollen!

Wenn Sie zu den vielen Menschen gehören, die noch keine konkrete Idee haben, was eigentlich genau anders sein sollte, damit es gut wäre, hier mein erster Tipp zur Ideenfindung: Blockieren Sie sich bei Ihren Überlegungen nicht versehentlich selbst, indem Sie als Erstes darüber nachdenken, was sowieso nicht geht. Überprüfen Sie mit Ruhe, ob Sie wirklich schon versucht haben, etwas in Ihrem Sinne zu ändern. Machen Sie einfach den Job, den Sie haben, zu dem, den Sie wollen! Treffen Sie die Entscheidung: „Ja, das ist mein idealer Job!“, und verabschieden Sie sich von dem Gedanken, woanders wäre alles viel besser. Sie wissen es selbst: Das ist meistens leider nicht so.

Arbeit kann auch Selbstverwirklichung bedeuten: seine Fähigkeiten zeigen, sich ein Netzwerk von Kollegen aufbauen, mit denen man fast freundschaftlich verbunden ist, eine Struktur für jeden Tag haben – die Arbeit ist wesentlicher Teil der eigenen Identität.

Nicht alles liegt in Ihrer Macht

Gut, ich gebe zu: Natürlich klappt nicht immer alles, was und wie Sie sich das wünschen, und es liegt auch nicht allein in Ihrer Macht, wie zufrieden und glücklich Sie sich insgesamt an Ihrem Arbeitsplatz und sonst im Leben fühlen. Das Glück, das wir letztlich alle anstreben und das unser Antrieb fürs „Immer-Weitermachen“ ist, lässt sich gut mit unserer Figur vergleichen: Es gibt Menschen, die sind von der Natur gesegnet. Sie sind schlank und halten ihr Gewicht problemlos. Andere hingegen müssen extrem aufpassen, damit sie ihre Linie halten können und jede noch so kleine Disziplinschwäche wird sofort mit ein paar Pfunden mehr bestraft.

Führen Sie sich aber Folgendes vor Augen. Von den 24 Stunden eines Tages verbringen Sie im Schnitt:

– Zehn Stunden mit Arbeit,
– siebeneinhalb Stunden mit Schlaf,
– eine Stunde auf dem Arbeitsweg,
– eine Stunde mit Frühstück und Abendessen und
– eineinhalb Stunden mit Körperpflege, Einkaufen und häuslichen Dingen.

Damit bleiben Ihnen am Ende jeden Tages 3 Stunden übrig, eine wirklich kleine „Freizeit“.

Die Rechnung, den fehlenden Ausgleich zur Arbeit am Wochenende und an den Urlaubstagen zu suchen, geht auch nicht auf. Sie kommen also nicht drumherum, sich auch am Arbeitsplatz so einzurichten und ihn derart zu gestalten, dass es Ihnen dort gut geht!

Die folgenden beiden Übungen helfen Ihnen dabei, Ihre „Ist-Situation“ am Arbeitsplatz zu reflektieren und Möglichkeiten auszuloten, ihn in Ihr „Wohlfühl-Biotop“ umzugestalten:

1. Situationsanalyse

Folgende Fragen unterstützen Sie dabei, mit den Bedigungen an Ihrem Arbeitsplatz umzugehen:

– Welche Rahmenbedingungen sind für mich steuerbar, welche nicht?
– Wo sehe ich Handlungsspielräume, um die bestehende Situation ins Positive zu verändern?
– Was stört mich am meisten?
– Für welche Dinge kämpfe ich?
– Wo liegen meine Grenzen?

Woran liegt es, dass ich nicht alles schaffe, was auf meiner To-do-Liste steht? Warum gerate ich immer unter Zeitdruck? Ist vielleicht nur falsche Priorisierung daran schuld?

2. Kräftefeld-Analyse

Sicher hatten Sie auch schon häufiger eine tolle Idee, die leider nicht umgesetzt wurde, oder Sie haben sich mit großem Elan in einem Projekt engagiert, das am Ende doch scheiterte. Auch diese Situationen tragen erheblich dazu bei, dass Sie sich in Ihrem Arbeitsumfeld nicht wohlfühlen. Mit der folgenden Übung gebe ich Ihnen ein Instrument an die Hand, mit der Sie Ihre Ideen schon vor Beginn der Umsetzung analysieren und im Vorfeld strategisch planen können, damit sie Sie zum Erfolg bringen können:

Beantworten Sie sich die folgenden Fragen:

– Was sind Ihre genauen Ziele?
– Welche Ergebnisse wollen Sie erreichen?
– Welche Faktoren spielen in dieser Situation eine Rolle und können sich positiv oder negativ auf die Zielerreichung auswirken?
– Welche Menschen werden Sie unterstützen?
– Welche sollten Sie noch ins Boot holen, weil sie Ihr Anliegen gefährden könnten?
– Welche sachlichen Umstände fördern Ihre Sache, welche könnten Sie behindern?

Bewerten Sie, wie wichtig diese Faktoren aus Ihrer Sicht vor dem Hintergrund Ihres Vorhabens sind. Tragen Sie dazu Personen und Faktoren in eine Tabelle als „hinderliche“ bzw. „förderliche“ Kräfte ein und überrlegen Sie, inwieweit Sie die förderlichen nutzen und die hinderlichen abbauen können. Vielleicht können Sie störende Hinderer auch zu Helfern werde lassen? Entscheiden Sie sich für eine Vorgehensweise und erstellen Sie einen Aktionsplan.

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Über Katharina Maehrlein:

Katharina Maehrlein, Star wie Bambus, Soul@Work
(Foto: © Katharina Maehrlein)

Katharina Maehrlein (Taunusstein) ist Rednerin, Trainerin und Coach und hat als Expertin für innere Kraft und Resilienz in den letzten 17 Jahren rund 20.000 Menschen dabei unterstützt, ihren Job erfolgreich zu meistern.

Sie ist Bestsellerautorin (Die Bambusstrategie – Den täglichen Druck mit Resilienz meistern. GABAL Verlag, 4. Auflage), Gründerin von „Stark wie Bambus – Initiative zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz“ und Initiatorin und Veranstalterin von Soul@Work, dem Jahreskongress der Initiative. Nicht ganz einfache persönliche Lebensumstände haben Resilienz für Katharina Maehrlein zur eigenen „Überlebensstrategie“ werden lassen.

Mehr über Katharina Maehrlein auf www.katharina-maehrlein.de.

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Über das Buch:

Den täglichen Druck mit Resilienz meistern
(© Foto: GABAL Verlag)

In „Die Bambusstrategie“ finden Sie Tests zur Selbsteinschätzung, Checklisten, Übungen und pragmatische Tipps, um in Ihrem Inneren so stark und unabhängig zu sein wie ein Bambus und sich in den Stürmen des Arbeitsalltags gelassen biegen zu können und nicht zu zerbrechen.

Das Buch liefert die neuesten Ergebnisse aus der Resilienz- und Glücksforschung und gibt eine Anleitung, Mut, Kraft und Stehvermögen zu entwickeln, um die herausfordernden Situationen des Alltags standfest zu meistern. Ihre innere Stärke wird weiter aufgebaut, um in anstrengenden Doppelrollen sicher und gelassen agieren zu können.

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