Frühkindliche Bildung vs. Betreuungsgeld: Deutsche Eltern im europäischen Vergleich stärker belastet

Bundesregierung lässt deutsche Eltern bei der frühkindlichen Bildung im europäischen Vergleich allein

In Deutschland wälzt der Staat rund ein Drittel der Kosten für Krippen- oder Kindergartenplätze auf die Eltern ab – deutlich mehr als in den meisten anderen Ländern Europas. Das ist besonders für einkommensschwache Haushalte und Alleinerziehende, die diese Leistung eigentlich besonders benötigen, kaum zu schultern. Insgesamt beteiligen sich in Deutschland die Eltern mit rund 2,7 Milliarden Euro pro Jahr an der Finanzierung von Kindertageseinrichtungen. Besonders teuer ist dabei laut dem Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung die Betreuung der Kleinsten: Bei den unter Dreijährigen können gerade einmal zwei Prozent aller Eltern auf einen kostenlosen Betreuungsplatz zurückgreifen. Der hohe Eigenanteil für die unter Dreijährigen steht damit im Widerspruch zu dem hohen Nutzen, den frühkindliche Förderung in diesen jungen Jahren erbringt – besonders bei Kindern aus einem sozial schwächerem Umfeld. Dabei erhöht sich die Wahrscheinlichkeit bei ihnen, es später einmal auf ein Gymnasium zu schaffen, durch den Krippenbesuch um zwei Drittel.

Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat die Chancenungleichheit in Deutschland in den letzten Jahren allerdings weiter zugenommen, anstatt geringer zu werden: Auf Grundlage von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) kam das DIW Berlin zu dem Ergebnis, dass der individuelle Bildungserfolg in Deutschland stärker mit dem Familienhintergrund zusammenhängt, als sogar die größtenteils genetisch bedingte und vererbte Körpergröße – benachteiligte Lebenslagen werden in Deutschland mit anderen Worten also vererbt und die Chancengerechtigkeit ist eine bloße Schimäre.

In Deutschland sind die Eltern gefordert: Anteil öffentlicher und privater Mittel an den Bildungsausgaben im frühkindlichen Bereich (2009)

– Im internationalen Vergleich müssen Eltern in Deutschland einen größeren Teil der Betreuungskosten selber tragen
– Andere europäische Staaten beteiligen sich stärker an den Kosten
– In Schweden oder den Niederlanden übernimmt der Staat sie sogar nahezu vollständig

Frühkindliche Kinderbetreuung auch eine Chance für Unternehmen beim Employerbranding

Das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) fördert seit dem 30. November 2012 mit finanziellen Zuschüssen den Ausbau der betrieblichen Kinderbetreuung für Mitarbeiterkinder unter drei Jahren. Damit können Unternehmen ihrer Sozialverantwortung nachkommen (CSR), ihre Mitarbeiterbindung erhöhen – was sich über Motivation in Leistung und Qualität niederschlägt – und in Zeiten das Fachkräftemangels ein entscheidendes Argument in die Wagschale werfen, um gut ausgebildete Arbeitskräfte für ihr Unternehmen zu gewinnen. Gefördert werden für bis zu zwei Jahre sowohl neu geschaffene Betreuungseinrichtungen, als auch neu einzurichtende Gruppen in bestehenden Betreuungseinrichtungen.

– Die Förderung erfolgt in Form eines Zuschusses für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren.
– Die Höhe der Förderung beträgt pauschal 400 Euro pro neu geschaffenem Ganztagsplatz und Monat.
– Die Arbeitgeberbeteiligung muss mindestens 250 Euro pro Monat und Ganztagsplatz betragen.
– Die Richtlinie ist befristet bis zum 31. Dezember 2015. Die Zuwendung wird längstens bis zum 30. Juni 2015 gewährt.

-> Die Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für die betriebliche Kinderbetreuung finden Sie hier. Weiterführende Informationen unter http://www.fruehe-chancen.de/, Informationen zum Förderprogramm Betriebliche Kinderbetreuung unter http://www.erfolgsfaktor-familie.de/kinderbetreuung.

-> Link zum vollständigen Diskussionspapier „Bildung von Klein auf sichert Zukunft – Warum frühkindliche Förderung entscheidend ist“ des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.

(mb)

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