Gender Pay Gap: Frauen verdienen mehr

Zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Privatwirtschaft gibt es sowohl eine gute als auch eine schlechte Nachricht. So hat der Anteil der Frauen in Führungspositionen zugenommen. Jedoch der Gender Pay Gap, die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen, liegt immer noch bei 22 Prozent – und damit weit über dem europäischen Durchschnitt. Im Folgenden nennen wir die wichtigsten Gründe für diese Entwicklung und zeigen auf, warum sie für Unternehmen und die deutsche Volkswirtschaft gefährlich ist.

Deutschland stagniert auf hohem Niveau

Das unten eingefügte Video, gefunden auf www.duverdienstmehr.info, bringt das Problem in humorvoller Weise auf den Punkt: Frauen, die der gleichen beruflichen Tätigkeit nachgehen wie ihre männlichen Kollegen, „verdienen“ für die gleiche Leistung oft deutlich weniger. Für dieses Phänomen hat sich auch hierzulande der angelsächsische Begriff Gender Pay Gap eingebürgert.

Video: Du verdienst MEHR

[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch weiterhin hier zu finden: RegierungBW / YouTube.]

Ein lustiger Film mit ernstem Hintergrund. So hat das Statistische Bundesamt (Destatis) sich die Mühe gemacht und den Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen in Deutschland, den über einen Zeitraum von 19 Jahren (1995 bis 2014) beobachtet. Bei der Betrachtung der Ergebnisse fallen einem zwei Dinge ins Auge:

  1. Seit Jahren stagniert der Gender Pay Gap in Deutschland auf einem hohe Niveau (22 Prozent)
  2. Im Vergleich zu 1995 hat sich die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen in Deutschland sogar noch erhöht.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Professor Gerhard Bosch, Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), beklagt die unterdurchschnittliche Investitionsbereitschaft der Bundesregierung in Kinderbetreuungsangebote. Damit verbunden aus Sicht des Arbeits- und Wirtschaftssoziologen: Eine mangelhafte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das wiederum führt dazu, dass Frauen in der „Teilzeit-Sackgasse“ landen, wie Bosch sich ausdrückt. Die oft mit einer Teilzeitstelle verbundenen Überstunden bleiben in vielen Fällen unbezahlt. Weniger Lohn für gleiche Arbeit also.

Warum Gender Pay Gap ein Problem ist

Nun könnten Arbeitgeber ob dieser Entwicklung gelassen bleiben. Mehr noch, eine Fachkraft mit gleicher Qualifikation zu geringeren Lohnkosten einstellen – der Traum eines jeden gewinnorientierten Unternehmens. Oder doch nicht? Denn Gender Pay Gap kann sich für Betriebe und ganze Volkswirtschaften zu einem echten Problem entwickeln.

In Deutschland wird aufgrund der demografischen Alterung ein steigender Fachkräftebedarf prognostiziert. Würden Wirtschaft und Politik Frauen bei ihrem Bestreben, Familie und Beruf in Einklang zu bringen, unterstützen, stiege das Arbeitsangebot Bosch zufolge um rund 3,1 Millionen Vollzeitangestellte.

Zudem kann sich Gender Pay Gap als echter Wettbewerbsnachteil entwickeln. Wer möchte nun – ob Mann oder Frau – für einen Betrieb arbeiten, der in Verdacht steht, seine Agestellten unfair zu behandeln? Auch immer mehr Kunden berücksichtigen in ihrer Kaufentscheidung soziale Gesichtspunkte.

Nicht nur viel Schatten, sondern auch Licht

Allerdings besteht durchaus Hoffnung, dass sich die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen hierzulande irgendwann verringern wird. Bei einem anderen Thema, das in Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit oft Kontroversen auslöst, hat sich ebenfalls etwas getan. So zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass inzwischen jede vierte Führungskraft eine Frau ist.

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