In einem Jahr digital (2): Digitalisierung ist Chefsache

Jeder spricht von Digitalisierung in den Unternehmen. Alle mischen verbal mit, aber wer hat federführend zu sein in diesem Prozess? Alle, einige oder doch – wie meist – vor allem der Chef? Die Themenserie „In einem Jahr digital“ liefert die Antwort. Nachdem es im ersten Beitrag darum ging, was eigentlich Digitalisierung ist und bedeutet, geht es diesmal um die Umsetzung: Ömer Atiker beschäftigt sich im folgenden Beitrag mit der Frage, warum die digitale Transformation im Unternehmen Chefsache ist und dennoch von jedem einzelnen Mitarbeiter abhängt.

Inhaltsverzeichnis

Wer führt eigentlich die Digitalisierung?

Neue Prozesse, neue Produkte, neue Ideen – möglicherweise sogar neue Geschäftsmodelle! Das klingt ziemlich spannend. So stimmen die Mitarbeiter eines Unternehmens meist auch für die Digitalisierung. Aber in der Praxis ist das eine enorme Aufgabe. Schließlich geht es um nicht weniger als die Zukunft des Unternehmens. Aber wer kümmert sich darum? Junge Mitarbeiter, weil sie mit dem Handy ja schon groß geworden sind? Oder die IT, weil die ja schon seit Jahrzehnten mit Computern arbeitet? Weder noch. Digital ist eindeutig Chefsache!

Wenn Sie es mit der Digitalisierung ernst meinen, dann wird das wirklich eine digitale Transformation. Und die verändert so ziemlich alles im Unternehmen: Prozesse, Geschäftsmodelle, die Struktur des Unternehmens. Das heißt, dass davon alle Mitarbeiter des Unternehmens betroffen sind, von der Forschung bis zur Buchhaltung. Damit das klappt, muss der Chef ganz vorne mit dabei sein. Denn nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird die digitalisierte Organisation langfristig erfolgreich.

Warum die IT nicht fürs Digitale zuständig ist; und die Jugend nicht für Apps

Natürlich liegt es nahe, für ein digitales Projekt jemanden zu nehmen, der mit dem Thema vertraut ist. Junge Menschen sind quasi mit dem Smartphone großgeworden und nutzen es ganz selbstverständlich. Und die Computer werden nun mal von der IT betreut. Aber das ist nicht genug, um eine sinnvolle, kundenfreundliche App zu entwickeln. Und es reicht erst recht nicht für eine digitale Strategie.

Wenn Ihr Unternehmen erfolgreich sein soll, dann müssen Sie die Chancen der Digitalisierung nutzen. Und zwar an allen Stellen, an denen Ihr Kunde mit Ihnen Kontakt hat. Sie brauchen nicht nur ein gutes Produkt, auch wenn das mit ein paar Sensoren oder etwas künstlicher Intelligenz vermutlich noch deutlich wertvoller wird. Sie brauchen auch saubere Prozesse, eine einfache Inbetriebnahme, guten Service und vernünftiges Marketing. Alles, was Ihr Kunde mit Ihnen erlebt, sollte so angenehm, erfreulich und einfach wie irgend möglich sein: Es lebe die User Experience (kurz UX)!

Dabei gewinnt fast nie das Unternehmen mit der einen tollen Idee: Sondern dasjenige, das in hunderten von kleinen Verbesserungen die User Experience einfach besser macht als andere. Google war nicht die erste Suchmaschine, Facebook nicht das erste soziale Netzwerk und Tesla nicht das erste Elektroauto – bei Weitem nicht! Aber sie sind Schritt für Schritt für Schritt die Besten in ihrem Fach geworden. Und um das hinzubekommen, brauchen Sie den Input aller Ihrer Mitarbeiter!

Digitale Kultur? Aber ja!

Alle Mitarbeiter in eine neue Richtung zu bewegen – das ist gar nicht so leicht. Dazu müssen Sie die Kultur im Unternehmen ändern, die Einstellung, den Spirit. Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber seien Sie sich bewusst, dass so etwas nur gemeinsam geht. Schon Peter Drucker wusste: „Culture eats Strategy for Breakfast“. Langfristigen Erfolg haben Sie nur mit einer anderen Kultur. Das Zeigen dieser großen Ziele, das Erklären des Warum, das Begleiten und Umsetzen von Veränderungen sind grundlegende Aufgaben der Führung. Und damit Chefsache.

Sicherheit in unsicheren Zeiten

Bei dem Weg zu etwas Neuem gibt es immer ein Problem: Sie wissen noch nicht, wo genau Sie hinmüssen und wie Sie dorthin kommen. Und in so turbulenten Zeiten wie diesen können sich das Ziel, das Umfeld und damit der Kurs auch schnell mal ändern. Können Sie als Führungskraft dann noch glaubwürdig führen?

Aber ja. Und zwar, indem Sie offen mit dieser Unsicherheit umgehen. Niemand erwartet, dass Sie wirklich alle Antworten für die kommenden Jahre parat haben. Das wissen Sie nicht, das können Sie gar nicht wissen. Und erfreulicherweise wissen es die Konkurrenten genauso wenig. Das Spielfeld ist für alle gleich.

Der Chef als gutes Vorbild

Die neuen Arbeitsformen im digitalen Unternehmen bedeuten unter anderem, dass Sie viele Antworten „unten“ in der Hierarchie finden. Dort haben die Kollegen Kontakt mit den Kunden, kennen deren Probleme und können neue Lösungen finden. Also können Sie auch erwarten, dass viele Antworten dort gefunden werden, im Kontakt mit den Kunden. Ihre Mitarbeiter erwarten aber von Ihnen, dass Sie trotzdem führen. Sie sagen, wo das Unternehmen steht, wo Sie gemeinsam hinwollen und wie dieser Weg aussieht.

Das mit der Führung klappt allerdings nur, wenn das auch überzeugend ist. Nicht jeder Geschäftsführer muss twittern. Aber vielleicht schon mal was bloggen. Und wer sich seine E-Mails von der Sekretärin ausdrucken lässt, wird nie digital ernstgenommen werden.

Der passende Rahmen: Taten zählen

Noch ein letzter, aber ganz, ganz wichtiger Punkt: Nur wenn den Worten konsequent Taten folgen, wird das auch klappen. Wenn Mitarbeiter etwas Neues lernen sollen, dann brauchen sie dafür Zeit und Gelegenheit. Wer unter Leistungsdruck steht und Quartalsziele erreichen muss, der kommt gar nicht dazu, kreativ zu sein. Im besten Fall passiert dann nichts. Im schlimmsten Fall fühlen sich die Mitarbeiter gekränkt, nicht für voll genommen, verlieren ihre Initiative. Oder wechseln gleich das Unternehmen – digitale Freiräume sind inzwischen ein ganz wesentlicher Aspekt für Bewerber. Und es sind immer die besten, die zuerst gehen. Wollen Sie das riskieren?

Also: Geben Sie das Ziel vor, geben Sie den Mitarbeitern den nötigen Raum – und gehen Sie den Weg der digitalen Transformation gemeinsam!

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„Der Mann für Digitale Strategie“: Ömer Atiker berät Unternehmen auf ihrem Weg zur Digitalen Transformation und begeistert als Keynote Speaker und Autor mit innovativen und charmanten Vorträgen. (Bild: Fotostudio Conny Ehm)

Worauf Sie bei der Organisation im Einzelnen achten müssen, erfahren Sie im nächsten Teil.

Über Ömer Atiker

Ömer Atiker ist „Der Mann für Digitale Strategie“. Der Keynote Speaker, Berater und Autor begleitet Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung. 1996 gründete er mit ArtWork eine der ersten Webagenturen der Niederlande, 2006 erfolgte die Gründung von Click Effect, einer Agentur für digitales Marketing. Heute begleitet er als Berater Unternehmen bei der digitalen Transformation. In seinen innovativen Keynotes bringt er charmant und eingängig die digitale Zukunft auf die Bühne.

Mehr über Ömer Atiker erfahren Sie auf http://atiker.com/.

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