Worum es bei Digitalisierung wirklich geht
Im Grunde ist alles digital, das einen Chip hat. Das kann Ihre Kaffeemaschine sein oder ein Rechenzentrum, ein Turnschuh oder eine Weltraumsonde. Diese Chips und Sensoren werden gleichzeitig billiger und besser. Wozu wir vor 30 Jahren noch einen Supercomputer brauchten, der Tonnen wog, das kann heute ein schon älteres Handy, das wir demnächst gegen ein neueres, noch schnelleres Modell austauschen. Auf einmal steht fast überall eine Menge Rechenleistung zur Verfügung, die dank Internet auch noch enorm gut vernetzt ist. Und das verändert eine ganze Menge.
Zehn große Trends prägen unsere digitale Entwicklung. Das erste Feld ist die Wahrnehmung der wirklichen Welt:
- Input
Früher gab es nur Tastatur und Maus. Heute haben wir Touchscreens, Kameras, die Erkennung von Gesichtern und Gesten, Sprachsteuerung und unzählige Sensoren. Unsere Geräte verstehen uns weit besser und können die Umwelt viel besser wahrnehmen. - Output
Auch umgekehrt gibt es mehr Möglichkeiten – nicht nur Text und später ein paar Grafiken.
Wir haben Video (sogar in Echtzeit verfremdet), 3D-Welten, Virtual Reality (komplett künstliche Welten in 3D) und Augmented Reality (eine Kombination von echter und virtueller Welt, wie bei Pokémon Go). Und auch die Sprachausgabe klappt immer besser, ebenso die Steuerung unserer vielen Geräte. Und ein Wagen von Tesla verzichtet bereits auf fast alle Knöpfe und Anzeigen und bündelt alles in einem riesigen Touchscreen. - Robotik
Wenn Maschinen ihre Umwelt nicht nur wahrnehmen können, sondern sich darin bewegen und sie verändern, dann haben wir Roboter. Das können unauffällige Rasenmäher und Staubsauger sein oder freundliche Androiden. Aber auch ein selbstfahrendes Auto ist ein Roboter, so wie Lieferroboter oder autonome Drohnen.
Das nächste Feld sind die Dinge, die wir mit Daten anstellen
- Cloud
IT-Leistungen wie aus dem Wasserhahn – wo, wie und so viel Sie wollen. Nur so kann ihr Handy so schlau sein, ohne groß und schwer zu werden. Endgeräte erfassen und präsentieren Daten, während ein Großteil der Verarbeitung und Speicherung in der Cloud stattfindet. - Daten
Nie zuvor hatten wir so viele Daten zur Verfügung wie heute. Mit dem Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) werden diese Massen noch einmal um Größenordnungen zunehmen. Daraus etwas Sinnvolles zu machen, das ist die Aufgabe von Big Data, Analysesoftware und klugen Analysten. - Künstliche Intelligenz
Maschinen lernen, selbst Daten zu interpretieren oder gar, sich selbst zu programmieren. Dazu brauchen sie eine Menge Daten – und jetzt können sie die auch endlich kriegen, samt der nötigen Rechenleistung. Künstliche Intelligenz hilft bei der Beurteilung von Röntgenbildern ebenso wie bei der Erstellung neuer Kochrezepte. Und wird uns in Zukunft einen Berg langweiliger Arbeiten abnehmen.
Der dritte Bereich sind die Verbindungen, ob zwischen Geräten oder Menschen:
- Vernetzung
Vernetzte Maschinen (Internet of Things) und Menschen (z. B. Chat, Social Networks) tauschen sich miteinander aus, Sensoren liefern ungeahnt genaue Daten über unsere Umwelt. - Integration
Unsere Systeme verbinden sich über die Grenzen von Firmen und Produkten hinweg miteinander und bilden so neue Angebote und Leistungen. Der Fahrdienst Uber nutzt den iTunes App Store um die App zu verbreiten, Google Maps zur Navigation und den Facebook Messenger für Buchungen. Gemeinsam wird mehr draus! - Crowd
Viel Neues wird möglich, wenn wir verteilte Menschen zusammenbringen. Das können Marktplätze wie eBay oder Amazon sein, Sharing-Plattformen wie Uber, Airbnb und BlaBlaCar, das geht beim Crowdfunding und bei Peer-to-Peer Versicherungen.
Der letzte Trend ist, dass vieles komplett verschwinden wird:
- Substitution
Viele Produkte, aber auch viele Dienstleistungen, werden vollständig verschwinden und durch digitale Lösungen ersetzt. Plattenladen? Telefonbücher? Überhaupt: Bücher auf Papier? Plakate auf Papier? Tickets für Reisen und Veranstaltungen? Werden zunehmend digital oder sind bereits fast völlig verschwunden.
Und was bedeutet das für Unternehmen?
Ganz einfach: Unternehmen verdienen ihr Geld damit, für ihre Kunden Wert zu schaffen. Das kann ein bestimmtes Produkt sein, aber meistens ist es eine Lösung für eine Aufgabe, die der Kunde erledigt haben möchte. Wie viel ihm etwas wert ist, bestimmt dabei allein der Kunde. Das hat beim Produkt zum Beispiel mit Leistung, Verbrauch und Haltbarkeit zu tun. Aber auch mit Funktionen, mit der Integration in ein bestehendes Umfeld – und ganz viel auch mit Status, Marke, Service und anderen nicht-materiellen Dingen.
Das alles zusammen bestimmt den Wert. Zement für eine Baustelle zu liefern ist ein Wert. Zement zu genau dem richtigen Zeitpunkt zu liefern, sodass er direkt verarbeitet werden kann – das ist noch mehr wert. Die Digitalisierung bietet unglaublich viele Möglichkeiten, den Wert von Produkten und Dienstleistungen enorm zu steigern. Und genau darum geht es in diesem Prozess!
In der kommenden Folge beschäftigen wir uns mit der Frage, wo genau die Digitalisierung im Unternehmen beginnt.
Über Ömer Atiker
Ömer Atiker ist „Der Mann für Digitale Strategie“. Der Keynote Speaker, Berater und Autor begleitet Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung. 1996 gründete er mit ArtWork eine der ersten Webagenturen der Niederlande, 2006 erfolgte die Gründung von Click Effect, einer Agentur für digitales Marketing. Heute begleitet er als Berater Unternehmen bei der digitalen Transformation. In seinen innovativen Keynotes bringt er charmant und eingängig die digitale Zukunft auf die Bühne.
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