Innovationsindikator 2012: Baden-Württemberg weltweit auf Platz 2

Innovation im internationalen Vergleich:

Der Innovationsindikator 2012 der Deutsche Telekom Stiftung und des Bundesverbands der Deutschen Industrie bewertet den aktuellen Stand der Innovationsleistung Deutschlands im Vergleich mit den wichtigsten Wettbewerbern auf den internationalen Märkten. Er fasst alle wesentlichen Faktoren in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen, die die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft bestimmen. Das Länderranking zeigt, wie gut oder schlecht einzelne Länder für die künftigen wirtschaftlichen Herausforderungen gerüstet sind und wo Handlungsbedarf besteht.

Die zentralen Ergebnisse des Innovationsindikators 2012:

Deutschland erreichte im vergangenen Jahr im Gesamtindikator den 4. Rang. In diesem Jahr reicht es nur zu Rang 6. Die Niederlande (Rang 4) und Belgien (Rang 5) haben Deutschland überholt, da sie 2010/2011 wieder verstärkt in Forschung und Innovation investiert haben.

Die Schweiz belegt erneut Rang 1 und lässt Singapur und Schweden auf den Rängen 2 und 3 deutlich hinter sich. Das liegt vor allem an der starken innovationsorientierten Wirtschaft und der erstklassigen Wissenschaft in der Eidgenossenschaft.

Die USA konnten dank des Konjunkturprogramms der US-Regierung zuletzt wieder zulegen. Auch haben die Unternehmen ihre während der Krise 2008/2009 reduzierten FuEAusgaben hochgefahren. Die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung muss sich erst noch zeigen.

Die BRICS-Länder weisen ein hohes Wirtschaftswachstum auf. In der Innovationsleistung können sie aber bisher nicht mit den westlichen Industrienationen mithalten. Mit Ausnahme von China und Brasilien sind die Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Forschung gering und wenig dynamisch.

Polen und die Türkei gründen ihre jüngste wirtschaftliche Dynamik noch wenig auf Innovationen, sondern eher auf Kostenvorteile oder eine hohe Binnennachfrage und eine wirtschaftsgeografisch günstige Lage.

Baden-Württemberg landet im Innovationsindikator auf Rang 2, direkt hinter der Schweiz, wenn man es in einer Sonderauswertung in den Ländervergleich einreiht. Die baden-württembergische Wirtschaft liegt insbesondere in der Forschung und Entwicklung, bei Patenten, Produktivität und schließlich auch beim BIP pro Kopf an der Spitze. Auch das Wissenschaftssystem überzeugt. Vor zehn Jahren war das Bundesland allerdings noch Erster.

Nordrhein-Westfalen, als größtes Bundesland, muss sich mit Rang 13 zufriedengeben, weil die Subsysteme Wirtschaft und Wissenschaft international nicht mithalten können. Das Bildungssystem (Rang 9) gehört hingegen zu den relevanten Stärken.

Die deutsche Wirtschaft ist im internationalen Vergleich bei Innovationen erstklassig. Sie macht zwei Plätze gut und rangiert auf dem 4. Platz.

Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft bei Forschung und Entwicklung gehört zu einer weiteren Stärke des deutschen Innovationssystems.

Das Bildungssystem bleibt die größte Schwäche (Rang 17) und ist der Hauptgrund, weshalb es Deutschland beim Innovationsranking nicht weiter nach vorne schafft. Dieses Ergebnis ist – wie schon in den vergangenen Jahren – besonders unerfreulich.

Bei den staatlichen Rahmenbedingungen für Innovationen liegt Deutschland ebenfalls zurück (Rang 15). Zwar hat die Bundesregierung ihre Investitionen in Wissenschaft und Forschung jüngst erhöht, im Vergleich zu anderen Ländern bleibt aber die staatliche Unterstützung bescheiden. Um höhere Ausgaben bestmöglich zu nutzen, sind außerdem Reformen im Bildungsund Wissenschaftssystem nötig.

Das deutsche Innovationssystem ist höchst effizient, auch wenn die Systemproduktivität in den letzten Jahren im internationalen Vergleich leicht abgefallen ist. Durch die gute Verwertung des Inputs erreicht es deshalb trotz der Defizite einen vorderen Platz im Gesamtranking. Bis 2016 wird sich Deutschland – so wie es jetzt aussieht – beim Innovationsoutput weiter verbessern und zum Spitzenreiter Schweiz allmählich aufschließen.

Die Vielfalt der Menschen im Innovationsprozess (Diversity) trägt zu einer höheren Innovationsleistung bei. Deutschland liegt bei der Nutzung von Diversity allerdings nur im Mittelfeld. Angesichts des demografischen Wandels und neuer Herausforderungen im Zuge globalisierter Innovationsprozesse ist eine stärkere Beteiligung von Frauen, Migranten und älteren Beschäftigten in Wissenschaft und Wirtschaft geboten.

Länder mit einem starken dualen System wie Deutschland schneiden beim Innovationsindikator tendenziell besser ab. Facharbeiter bilden hierzulande einen wichtigen Teil des Innovationspersonals und tragen zu einer raschen Umsetzung von Innovationsideen bei. Ein gutes duales System kann allerdings nicht die akademische Ausbildung ersetzen. Denn letztlich müssen die auf aktuellem Forschungsstand ausgebildeten Ingenieure und Naturwissenschaftler neue Technologien hervorbringen und Innovationssprünge erarbeiten.

Die betrieblichen Weiterbildungsaktivitäten der Unternehmen in Deutschland bleiben im internationalen Vergleich zurück. Viele Unternehmen verlassen sich auf die gute Basisausbildung ihrer Beschäftigten. Die rasche Veränderung von Märkten, Technologien und Kundenbedürfnissen erfordert allerdings eine kontinuierliche Anpassung des Wissensstands der Beschäftigten.

Euroländer mit großen finanziellen Problemen weisen eine erheblich schlechtere Innovationsleistung auf. Die hohen Leistungsbilanzdefizite aufgrund der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit tragen wesentlich zur gegenwärtigen Schieflage bei. Damit der Euroraum langfristig zusammenhält, ist eine Angleichung der Leistungsfähigkeit der Euroländer notwendig. Eine Erhöhung der Innovationskraft der südlichen Eurostaaten ist unumgänglich, erfordert allerdings viel Zeit. Dass ein solcher Weg möglich ist, zeigt das Beispiel Irlands.

-> Den vollständigen Innovationsindikator 2012 finden Sie hier als kostenlosen Download.

(aus dem Innovationsindikator 2012 / Deutsche Telekom Stiftung und Bundesverband der Deutschen Industrie 2012)

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Weiterführender Artikel:

– FuE: Innovationsbudgets der deutschen Industrie wachsen um 14,8% – internationaler Vergleich

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