Weltwirtschaftsforum Davos: Mittelstand sträflich vernachlässigt

Alle Jahre wieder geben sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Machteliten aus Politik und Wirtschaft ein Stelldichein. Das Treffen dient nicht zuletzt dazu, um Entscheidungen zu treffen, die für den Rest der Welt weitreichende Folgen haben können. Deshalb steht dieses oft in der Kritik. So fühlt sich der Mittelstand in Davos stark unterrepräsentiert.

Die USA auf dem Weltwirtschaftsforum am stärksten vertreten

Am gestrigen Dienstag begann das diesjährige Weltwirtschaftsforum in Davos. Auch dieses Mal werden bei der Konferenz Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft vier Tage lang (vom 17. bis einschließlich 20.01.2017) über aktuelle Themen von globaler Bedeutung diskutieren. Dazu zählen die Themen Armut, internationale Sicherheitspolitik und Klimawandel. Aber auch über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sowie die bald beginnenden Präsidentschaft Donald Trumps wird gestritten. Übrigens, die Vereinigten Staaten werden mit 836 Personen am stärksten vertreten sein (s. u. Infografik). Mit weitem Abstand folgend die gastgebenden Schweizer (301). Auf Platz 3 folgt Großbritannien (283 Teilnehmer), welches mit seinem sogenannten Brexit für Verunsicherung im deutschen Mittelstand sorgte. Deutschland selbst belegt mit 136 entsandten Vertretern den vierten Platz.

Infografik zu den Top 10-Nationen beim Weltwirtschaftsforum in Davos
Oben eingefügte Infografik zeigt die Länder mit den meisten Teilnehmern beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2017. (Quelle: de.statista.com | CC BY-ND 3.0)

Schwellenländer und Mittelstand in Davos stark unterrepräsentiert

Ebenfalls interessant, dass bevölkerungsreiche Schwellenländer, wie zum Beispiel Indien und China, in Davos stark unterrepräsentiert sind. Beide Staaten machen jeweils rund ein Fünftel der Weltbevölkerung aus, sind allerdings mit nur 107 respektive 92 Personen auf dem Weltwirtschaftsforum vertreten. Auch der internationale und deutsche Mittelstand scheint auf dem Weltwirtschaftsforum nicht stark vertreten zu sein. Das jedenfalls legen aktuelle Ergebnisse einer Umfrage von Sage, ein Anbieter für integrierte Buchhaltungs-, Lohnabrechnungs- und Bezahlsysteme, nahe.

So gaben 63 Prozent der weltweit befragten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu Protokoll, dass sie sich von der Politik sträflich vernachlässigt fühlen. Bezieht man die Ergebnisse übrigens ausschließlich auf Deutschland, dann haben „lediglich“ 61 Prozent der Mittelständler den Eindruck, von der Politik ungenügend beachtet zu werden.

Das kommt auf den Mittelstand 2017 zu

Gefragt nach den drängendsten Herausforderungen, die der Mittelstand auf sich zukommen sieht, antworteten die befragten Unternehmen:

  1. Die staatliche Bürokratie und die Gesetzgebung (23 Prozent).
  2. Der von vielen Unternehmen erwartete Fachkräftemangel (zwölf Prozent).
  3. Die Beschaffung von Investitionsmitteln (Finanzierung und Kapitalzugang – elf Prozent).
  4. Das Betreten internationaler Märkte (ebenfalls elf Prozent).
  5. Der Mangel an wichtigen Infrastruktureinrichtungen wie Breitband und Telekommunikationsverbindungen (acht Prozent).

Davos: DIE Gelegenheit, um sich um den Mittelstand zu kümmern

Rainer Downar, Executive Vice President Central Europe von Sage, kommentierte die Studienergebnisse wie folgt: aktuell gebe es „ … zu viele Hürden für Startups und Kleinunternehmen, die sie in ihrem unternehmerischen Tun aufhalten oder sogar zurückwerfen. So stellen die Unternehmer zum Beispiel die steuerlichen Belastungen sowie den [..] Amtsschimmel als besondere Hindernisse heraus. Da sich laut Umfrage fast zwei Drittel aller Unternehmer aus KMUs […] nicht richtig vertreten fühlen, ist es zudem an der Zeit, dass die Politik sich verstärkt um die mittelständischen Betriebe – von klein bis groß – kümmert. Dafür wäre in Davos jetzt der richtige Zeitpunkt.“ Führt man sich die oben angeführten fünf Herausforderungen vor noch einmal Augen und überlegt, welche Instrumente der Politik zur Bewältigung eben dieser zur Verfügung stehen (Steuervereinfachungen, Investitionen in Bildung, Zinspolitik, Abbau von Handelshemmnissen, Ausbau der digitalen Infrastruktur) ist man geneigt, Downar zuzustimmen.

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