Die Schweizer sind ein durchaus widersprüchliches Volk. So gelten sie als international gut vernetzt (was vor allem auf ihre Finanzwelt zutrifft) und dennoch schotten sie sich gern nach außen ab. Jüngstes Beispiel hierfür stellt das „Ja“ der Schweizer zum Volksentscheid zur Initiative gegen Masseneinwanderung dar. Dieses „Ja“ wird auch Einfluss auf die deutsch-schweizerischen Handelsbeziehungen haben, so die Befürchtungen der Handelskammer Deutschland-Schweiz. Für den aktuellen Rückgang des Handelsvolumens zeichnen sich jedoch andere Entwicklungen verantwortlich. Das scheint aber Gewerbetreibende aus beiden Ländern nicht zu kümmern.
Klein, aber oho
Misst man die Schweiz nach ihrer Bevölkerungszahl oder ihrer Fläche, dann gelten unsere Nachbarn als relativ kleines Land. Anders sieht es aus, wenn man sich ihre wirtschaftlichen Kennzahlen vor Augen führt. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehört die Schweiz, mit gerade mal etwas mehr als acht Millionen Einwohnern, zu den Top 20. Noch beeindruckender sind die Zahlen in puncto Wettbewerbsfähigkeit. Hier haben sich die Eidgenossen die Pole gesichert – noch vor den Vereinigten Staaten.
Der wichtigste Handelspartner
So ist es kein Wunder, dass es auch im deutschen Blätterwald ordentlich rauschte, als die Eidgenossen vor gut einem Monat verkündeten, dass die Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ der Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit 50,3 Prozent Ja-Stimmen knapp angenommen wurde. Schließlich ist die Bundesrepublik, Angaben der Handelskammer Deutschland-Schweiz zufolge, ihr wichtigster Partner. So beträgt allein der Dienstleistungsverkehr – den die Kammer dank des Entscheids gefährdet sieht – zwischen Deutschland und der Schweiz zirka ein Viertel des gesamten Handelsvolumens beider Länder.
Handelsvolumen sank um über vier Milliarden Schweizer Franken
Für den aktuellen Rückgang des Handelsvolumens spielen jedoch andere Faktoren eine Rolle. Darunter die konjukturellen Eintrübungen seitens der Weltwirtschaft, die globale Gewichtsverlagerung zugunsten der Schwellenländer, die internationale Schuldenkrise sowie die Verwerfungen der Wechselkursrelationen. Das alles führte dazu, das für eben erwähntes Handelsvolumen im Jahr 2012 (im Vergleich zum Vorjahr) ein Rückgang in Höhe von 4,4 Milliarden Schweizer Franken (3,29 Milliarden Euro) zu verzeichnen war.
Grenzüberschreitendes Gewerbe kümmert das wenig
Diese Entwicklungen scheint das grenzüberschreitende Gewerbe beider Länder allerdings nur wenig zu kümmern. Das zumindest lassen die aktuellen Besucherzahlen auf der GEWA Konstanz vermuten. Auf der Fachmesse präsentieren sich rund 300 Aussteller aus dem deutschen und schweizerischen Mittelstand. Gewa-Präsident Werner Meister rechnet für dieses Jahr mit etwa 60 000 bis 70 000 Besucher, was bedeutet, das die eindrucksvollen Zahlen aus dem Vorjahr nochmals getoppt werden konnten.