… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Anders denken“ von Nicola Fritze. Nach dem letzten Beitrag „Man über Bord! Werfen Sie das Wort ‚man‘ über Bord! Das Wörtchen ‚man‘ ist ein Unwort, bei dem sich keiner angesprochen fühlt“ folgt heute der Beitrag „Feedback geben – aber richtig!„
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„Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenüber gehört habe.“ Dieses treffende Zitat des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick zeigt: was wir mit Worten oder über unsere Körpersprache ausdrücken, kann auf eine Person ganz anders wirken, als wir beabsichtigt haben.
Wir sind uns also häufig nicht im Klaren, wie unsere Worte und Signale eigentlich beim Gegenüber ankommen. Das führt dazu, dass uns Andere häufig ganz anders sehen, als wir es selbst von uns denken.
Selbstbild und Fremdbild sind niemals deckungsgleich. Daraus entstehen im Alltag unzählige Missverständnisse. Ob in der Beziehung, in der Kommunikation mit Kollegen oder im Umgang mit der eigenen Familie: überall passiert andauernd, dass Sie etwas sagen, das völlig anders ankommt, als gemeint.
So, wie es Ihnen geht, geht es natürlich auch jedem anderen Menschen. Wir alle stehen deshalb vor der Aufgabe, einen guten Umgang mit diesen kleinen Kommunikationsfallen des Alltags zu finden. Denn wenn wir das nicht schaffen, sind häufige Missverständnisse oder gar Kränkungen und Streit fast unumgänglich.
Wie man aus der Kommunikationsfalle herauskommt
Es gibt einen guten Weg, aus der Kommunikationsfalle herauszukommen. Wie das am Besten geht? Ganz einfach: über Feedback. Wenn wir Rückmeldung von Anderen erhalten, was unser Verhalten angeht, können wir wachsen. Wir erkennen Dinge über unser Verhalten, die wir ohne den Blick von Außen nie erkannt hätten. Wir wissen auf einmal, wie das Gegenüber unsere Worte und Taten interpretiert.
Obwohl wir wissen, wie wichtig es ist, Feedback zu erhalten und Feedback zu geben, tun wir es viel zu selten. Im Alltag ist Feedback meist eher die Ausnahme als die Regel. Und wenn Feedback gegeben wird, geschieht es häufig auf eine Weise, die kränkt oder verletzt. Und das bringt gar nichts.
Dabei ist es gut und richtig, regelmäßig Feedback zu unserem eigenen Verhalten einholen. Und wir sollten selbst Feedback geben. Damit helfen wir anderen, das eigene Verhalten zu reflektieren und am besten sogar zu verändern. Feedback hilft Ihrem Gegenüber aber nur dann, wenn Sie einige wichtige Regeln beachten – Regeln, die unabdingbar sind, um bei Ihrem Gegenüber nicht auf Stein zu beißen. Denn es kann leicht passieren, dass Ihr Gesprächspartner blockiert, anstatt Ihre Worte als Geschenk und Chance zu akzeptieren.
Deshalb sollten Sie für gutes Feedback stets folgendes beachten:
1. Achten Sie darauf, dass Sie Feedback im richtigen Moment geben. Befindet sich Ihr Gegenüber gerade in einer Situation, in der es in der Lage ist, Ihr Feedback zu hören und anzunehmen? Stellen Sie die offene Frage: Bist Du gerade offen für ein Feedback? Erst bei einem Ja legen Sie los.
2. Feedback dient dazu, dass der Andere wachsen kann. Es ist kein Mittel für Sie, um einfach mal Dampf abzulassen oder eine Rechnung zu begleichen. Feedback meint also: Ich beschreibe jemandem, wie sein Verhalten auf mich wirkt, ohne ihn dabei zu verletzen.
3. Geben Sie zeitnahes Feedback. Eine Reaktion auf etwas, das vor einer Woche geschehen ist, hilft meist wenig. Es ist also wichtig, dass Sie das Verhalten Ihres Gegenübers so flott wie möglich zurückspiegeln.
4. Ganz wichtig: Ihr Feedback sollte konkret, konstruktiv, beschreibend und subjektiv sein. Konkret sein meint: Sie zeigen jemandem in klaren Worten sein konkretes Verhalten in einer bestimmten Situation auf. Reden Sie über einen konkreten Fall – verallgemeinern Sie nicht. Beschreiben Sie Ihren subjektiven Eindruck. Sprechen Sie nicht für Andere.
5. Bleiben Sie immer konstruktiv. Bleiben Sie nicht bei Ihrer Kritik stehen. Äußern Sie am Schluss Ihres Feedbacks einen Wunsch, wie sich Ihr Gegenüber anders verhalten könnte. So zeigen Sie, dass es Ihnen um eine Verbesserung geht, nicht nur um plattes Kritisieren. Ihr Gesprächspartner bleibt dann nicht beim Gefühl stehen, im Feuer zu braten – sondern gelangt gemeinsam mit Ihnen in eine lösungsorientierte Perspektive.
Wenn Sie diese Regeln beachten, machen Sie Ihrem Gesprächspartner ein gutes, faires Angebot, über das eigene Verhalten nachzudenken. Sie geben ihm die Chance, sein Verhalten zu überdenken und zu verändern. Ihr Feedback ist also ein „Geschenk“ an die jeweilige Person.
Probieren Sie das mal aus – nutzen Sie diese Regeln, um Ihren Kollegen oder Freunden Feedback zu geben. Und in der nächsten Kolumne gebe ich Ihnen nützliche Tipps, wie Sie Feedback konstruktiv und gewinnbringend für sich annehmen können.
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Über Nicola Fritze
Seit 2001 ist Nicola Fritze vielgefragte Rednerin und Trainerin zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Motivation. Ihre erfolgreichen Audio-Podcasts „Abenteuer Motivation“ und „Fritze-Blitz“ inspirieren seit 2006 regelmäßig über 30.000 Abonnenten. Sie gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Hörsendungen zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Im Februar 2013 erschien ihr neues Buch „Motivier Dich selbst – sonst macht’s ja keiner!“ (SüdWest, 16,99 €) Darin zeigt Nicola Fritze 50 praxisnahe und effektive Methoden auf, wie Lebensfreude und Motivation langfristig zu steigern sind. Weitere Informationen sowie ihre beiden erfolgreichen Hörsendungen finden Sie auf www.nicolafritze.de.