… aus der zweiwöchentlichen Themenserie „Anders denken“ von Nicola Fritze. Nach dem letzten Beitrag „Home-Office: Sinnvoll oder Schnee von gestern?” folgt heute: „Powernapping wirkt Wunder“.
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Das Schlafen am Arbeitsplatz ist untersagt! Stellen Sie sich nur mal vor, Sie würden bei einem wichtigen Meeting vor lauter Müdigkeit eindösen. Wie peinlich!
Tatsache ist: Konzentrationsprobleme und Müdigkeit während der Arbeit sind absolut normal. Wir kennen das alle: die Gedanken schweifen ab, die Schrift am Bildschirm verschwimmt. Meist versuchen wir dann, uns zur konzentrierten Weiterarbeit zu zwingen. Doch genau das ist eine Milchmädchenrechnung: Wenn wir müde und unkonzentriert sind, machen wir Fehler. Wäre es nicht also ratsamer, eine kleine Pause einzulegen?
Tja, ganz so einfach ist das am Arbeitsplatz bekanntlich nicht. So sehr man sich in einer solchen Situation nach einem Mittagsschlaf oder einer kurzen Entspannungsphase auch sehnen mag: Nickerchen am Arbeitsplatz sind in Deutschland einfach nicht akzeptiert.
Ein jüngst in der Süddeutschen Zeitung erschienener Artikel zeigt: Der Mittagsschlaf ist in den meisten Unternehmen immer noch ein Tabuthema. Im Gegensatz zu Japan, wo das Powernapping zum absolut guten Ton gehört, gilt das Mittagsschläfchen in deutschen Unternehmen immer noch als Arbeitsverweigerung. Und das, obwohl unzählige wissenschaftliche Studien genau das Gegenteil beweisen. Schon 15 Minuten Schlaf reichen nämlich aus, um die Leistungsfähigkeit um satte 35 Prozent zu steigern! Und nicht nur das. So ein kleines Mini-Nickerchen beugt auch Krankheitsanfälligkeit vor und senkt das Burnout-Risiko.
Auch die Arbeitnehmer selbst wissen, was gut für sie ist. Laut einer Emnid-Umfrage wünscht sich jeder dritte Deutsche ein erquickendes Mittagsschläfchen. Entsprechend gibt es bereits einige Vorreiter in Unternehmen und Verwaltung, die Schlaf und Entspannung am Arbeitsplatz fördern. Sie wissen um die Vorteile, die sie als Arbeitgeber daraus ziehen. Denn die Schläfchen steigern Motivation und Produktivität der Angestellten. So bietet Google beispielsweise Entspannungsräume für seine Mitarbeiter an, während der Chemiekonzern BASF Power-Napping-Kurse im Programm hat. Die Stadtverwaltung Vechta gewährt ihren Mitarbeitern schon seit fast 15 Jahren 20 Minuten mehr Pausenzeit, über die diese frei verfügen können.
Leider sind diese Konzepte immer noch die Ausnahme. Was können Sie also tun, wenn Sie in einem Betrieb arbeiten, in dem an einen Mittagsschlaf nicht zu denken ist? Mein Vorschlag für Sie: Suchen Sie sich andere Möglichkeiten, sich zu entspannen! Es muss nicht unbedingt ein kurzer „Power-Nap“ sein, der uns eine Erholungsphase beschert.
Was Sie stattdessen tun können? Achten Sie zunächst darauf, sich selbst ausreichend viele Pausen einzuplanen. Keine Zeit? Zu viel Arbeit? Nehmen Sie sich – ausnahmsweise – mal ein Beispiel an den Rauchern. Das heißt nicht etwa, dass Sie als Nichtraucher jetzt mit dem Rauchen anfangen sollten. Sie machen es sich nur einfacher, wenn Sie ihre Pausen mit einer kleinen Tätigkeit oder einem Ritual verbinden. Das kann ein kurzer Gang vor die Tür sein, die Zubereitung eines Getränks oder ein kleiner Plausch mit dem Lieblingskollegen. Hauptsache, Sie nehmen sich die Zeit, für ein paar Minuten etwas ganz anderes zu machen als während der Schreibtischzeit. So machen Sie Ihren Kopf frei und sie können anschließend konzentriert und entspannt weiterarbeiten.
Wenn Sie noch etwas mehr für sich tun wollen, lernen Sie doch einfach mal, sich ganz gezielt zu entspannen. Es gibt viele Entspannungsmethoden, die man im Sitzen und in relativ kurzer Zeit durchführen kann – wie etwa das autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung. So kann man sich unauffällig erholen, ohne gleich auf einen Mittagsschlaf angewiesen zu sein. Fragen Sie doch ihren Kollegen oder ihre Kollegin, ob er oder sie nicht Lust hätte, mitzumachen. Wenn Sie andere aus Ihrem direkten Arbeitsumfeld Entspannung am Arbeitsplatz gewinnen können, kann sich schließlich auch im gesamten Betrieb das Klima verändern.
Die Hauptsache ist: Finden Sie Ihren persönlichen Weg, sich mehrmals am Tag richtig zu entspannen. Denn nur so können Sie mit Freude und Elan an die Arbeit gehen. Oder – um es mit Arthur Schopenhauer zu sagen – „Schlaf ist für den Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“
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Über Nicola Fritze:
Seit 2001 ist Nicola Fritze vielgefragte Rednerin und Trainerin zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Motivation. Ihre erfolgreichen Audio-Podcasts „Abenteuer Motivation“ und „Fritze-Blitz“ inspirieren seit 2006 regelmäßig über 30.000 Abonnenten. Sie gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Hörsendungen zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Im Februar 2013 erschien ihr neues Buch „Motivier Dich selbst – sonst macht’s ja keiner!“ (SüdWest, 16,99 €) Darin zeigt Nicola Fritze 50 praxisnahe und effektive Methoden auf, wie Lebensfreude und Motivation langfristig zu steigern sind. Weitere Informationen sowie ihre beiden erfolgreichen Hörsendungen finden Sie auf www.nicolafritze.de.