Quergedacht & quergewortet: Versuch über den stillen Ort

Ja, sie haben es erraten: Zustellen!

Werbung auf dem stillen Ort
Der Schock meines Lebens. Nicht nur angesichts der schlechten Werbeschaltungsstrategie der verantwortlichen Agentur (Foto: © Ulrich B. Wagner).

Der Mensch an sich ist nämlich nicht nur ein großer Entdecker und Verdecker, sondern der genialste Zusteller und Versteller der Welt. Schauen Sie doch einmal selbst quer durch ihr Schlafzimmer, ihre Beziehungen, von ihrer armseligen Existenz an sich ganz zu schweigen.  Quer durch die Nation kollektive Bauzäune für die modernen kranken Seelen. Werbedauerberiselung als kollektives Marihuana für die vereinsamte Psyche. Ein schon pathologisches, marketinggesteuertes Dauerkiffen vor den Baustellen dieser desolaten Welt.

Flüchte vor der inneren, stillen Einsamkeit

Doch nichtsdestotrotz gab es sie noch die stillen Orte, weiße Wände, Projektionsflächen der Seele, Hoffnungs- und Ängsteträger, private Räume des Rückzugs und der inneren Einkehr. Kleine gallische Dörfer umgeben von feindlichen Truppen und Zustelljunkies. Die stillen Orte, fern des lauten Tresens, des Gläserklirrens, Schlürfens und Gurgelns der Rebensäfte. Wahre Orte der Meditation und Entleerung der Seele und sonstiger Organe.


Pissoirs, Bahnhofs- und Gaststättentoiletten mit ihren an die Wand geschraubten Urinalen, die nicht nur als Zeichen männlicher Überlegenheit die ansonsten leeren Wände der Toiletten zieren, sondern auch als Trichter und Empfänger der Auswürfe und Ausscheidungen männlicher Auseinandersetzung mit sich selbst dienen.

Und nun das: In einer kleinen Vinothek in der Nähe des beschaulichen Karbens der Schock meines Lebens. Noch immer traumatisiert, muss ich die Zuckungen in meiner rechten Hand durch eine dominante Führung des linken Bruders beim Schreiben dieser Zeilen zur Räson bringen.

Seite 3: Für Späße ist an dieser Stelle einfach kein Platz mehr

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