Was zieht Deutsche in die Schweiz?
Die Gründe für die Beliebtheit der Schweiz als Auswanderungsziel für Deutsche liegen auf der Hand: Die Schweiz ist als Nachbarstaat der Bundesrepublik in direkter Nähe zum Heimatland der Deutschen, weshalb eine Auswanderung keinen allzu großen Schritt darstellt. Zudem ist Deutsch eine der drei Landessprachen (neben Italienisch und Französisch). Somit besteht keine Sprachbarriere. Und natürlich spielen auch steuerliche Aspekte nach wie vor eine Rolle bei der Entscheidung, in die Schweiz zu gehen.
Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Schweiz
Bei der Entscheidung, in die Schweiz auszuwandern, spielen für die meisten Auswanderer wirtschaftliche und finanzielle Aspekte die Hauptrolle. Deutsche können in bestimmten Branchen zudem relativ einfach eine Stelle in der Schweiz finden. So waren im Mai 2022 71.048 offene Stellen gemeldet, das ist eine Steigerung um 28,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Besonders gefragt auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sind insbesondere zwei Einwanderungsgruppen: Zum einen Fachkräfte mit hoher beruflicher Qualifikation, zum anderen Hilfs- und Saisonkräfte der Hotel- und Gastronomie- sowie der Pflegebranche.
Einen großen Anreiz zur Auswanderung stellt das deutlich höhere Lohnniveau in der Schweiz dar: Hier liegen die Durchschnittsgehälter mit 78.000 CHF Brutto um rund 70 % über dem deutschen Durchschnittseinkommen.
Stellensuche in der Schweiz – das gilt es zu beachten
Eine Bewerbung bei einem Schweizer Unternehmen entscheidet sich nicht grundsätzlich von der Bewerbung bei einem deutschen Unternehmen. Aber auch wenn die Schweiz ein kleines Land in direkter Nachbarschaft zu Deutschland ist, so ist sie doch Ausland und zwar Nicht-EU-Ausland. Daher müssen Bewerber auch bestimmte Eigenheiten und bürokratische Hürden beachten, wenn sie eine Arbeitsstelle in der Schweiz suchen.
Gehaltsverhandlung
Das Thema Gehalt ist in der Schweiz ein Sensibles – man lebt dort nach der Devise „Über Geld spricht man nicht.“ Auch wenn die Durchschnittsgehälter höher sind als in Deutschland, gilt es zu bedenken, dass auch die Lebenshaltungskosten auf einem deutlich höheren Niveau liegen. Allzu fordernd sollte man beim Bewerbungsgespräch nicht auftreten; die besten Chancen auf ein vergleichsweise hohes Gehalt haben Stellensuchende aus dem Ausland in den oben genannten Branchen, in denen inländische Arbeitskräfte fehlen.
Anerkennung von Abschlüssen: Reglementierte Berufe
Dennoch müssen Stellensuchende auch in diesen Branchen noch oftmals bürokratische Hürden überwinden, denn die Schweizer Behörden erkennen nicht alle deutschen Abschlüsse automatisch an. Dies gilt besonders für höher qualifizierte Berufe sowie für Berufe im Gesundheitssektor, darunter auch in der Pflege, aber auch im Bildungs- und im sozialen Bereich. Jobsuchende aus dem Ausland müssen daher die Anerkennung als gleichwertig beantragen. In einem Anerkennungsverfahren prüft die zuständige Schweizer Behörde dann, ob die Ausbildung gleichwertig mit der in der Schweiz ist oder ob noch eine zusätzliche Ausbildungsleistung notwendig ist. Eine Liste der so genannten reglementierten Berufe findet sich beim Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Wird die Gleichwertigkeit der Ausbildung anerkannt, so erhält der Antragssteller eine entsprechende Anerkennung; ein Schweizer Zeugnis wird jedoch nicht ausgestellt.
In nicht reglementierten Berufen ist keine offizielle Anerkennung des Abschlusses notwendig und der Arbeitgeber entscheidet über die Gleichwertigkeit.
Dauerhaft oder vorübergehend – Aufenthalt in der Schweiz
Wer in Deutschland nicht alle Zelte abbrechen möchte, kann auch vorübergehend, zum Beispiel als Saisonarbeiter, in die Schweiz gehen und dort arbeiten. In nicht reglementierten Berufen gibt es dazu auch ein beschleunigtes Anerkennungsverfahren, das mit einem deutlich geringeren Aufwand verbunden ist. In jedem Fall ist das zeitweise Leben und Arbeiten in der Schweiz eine bereichernde Erfahrung.