Stéphane Etrillard, Rhetorik im Unternehmensalltag (14): Der richtige Einsatz von Fragen für eine gelungene Gesprächsführung

Die wichtigsten Fragetypen sind:

Offene Fragen bringen das Gespräch voran und ermöglichen einen echten Dialog. Sie beginnen mit einem W (wer, was, wann, wo, wie …) und können nicht nur mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden. Sie zielen auf eine ausführliche Antwort, die begründet, erklärt, erläutert etc. Wenn Sie offene Fragen stellen, ermuntern Sie Ihren Gesprächspartner dazu, seine Sicht darzulegen. „Was sagen Sie über …?“ „Was halten Sie von …?“ – Der Fragesteller signalisiert, dass er aufmerksam zuhören und sich ganz auf den Gesprächspartner konzentrieren wird – andernfalls wäre die Frage sinnlos.

Geschlossene Fragen lassen sich nur mit „Ja“ oder „Nein“ oder mit einer kurzen Information (bspw. einer Zahl) beantworten. Wenn man nur eine knappe Auskunft benötigt, ist dieser Fragetyp sicher sehr geeignet. Danach sind Sie wieder an der Reihe, das Gespräch fortzusetzen, entweder mit einer neuen Frage oder einer eigenen Aussage. Diese Frageform führt also schnell zu einer Einseitigkeit bei den Gesprächsanteilen. Außerdem entsteht beim Befragten recht schnell der Eindruck, abgefragt oder gar verhört zu werden. Setzen Sie geschlossene Fragen deshalb sehr sparsam und umsichtig ein.

Gegenfragen werden oft strategisch eingesetzt, um eine Frage mit einer anderen Frage zu „beantworten“. Sie sind damit eine zweischneidige Sache. Zum einen können sie selbstverständlich dazu beitragen, Unklarheiten zu beseitigen, indem nach einem mehrdeutigen Begriff oder einer nicht ganz klaren Meinung noch einmal gefragt wird. Allerdings wirkt die Gegenfrage oft ausweichend, weil der Gefragte die Antwort schuldig bleibt oder den Eindruck erweckt, Zeit schinden zu wollen. Deshalb ist die Gegenfrage häufig eher kontraproduktiv und kann eine Gesprächssituation durchaus belasten.

Präzisierungsfragen dienen dazu, einen Sachverhalt zu hinterfragen oder zu konkretisieren. Sie helfen dabei, Missverständnisse auszuschließen und stellen damit eine effektive Verständigung sicher. Präzisierungsfragen sind darüber hinaus bei Anschuldigungen und Einwänden sehr nützlich, wenn es darum geht, pauschale Urteile zu hinterfragen.

Alternativfragen haben zuweilen einen manipulativen Charakter. Denn die vorgegebene Auswahl an Alternativen dient oft dazu, weitere (unerwünschte) Möglichkeiten von vornherein auszuschließen und gar nicht erst ins Gespräch zu bringen. „Möchten Sie lieber Aufgabe A oder Aufgabe B übernehmen?“, wäre eine solche Frage. Die Entscheidungsmöglichkeiten sind hier nur scheinbar frei, in Wirklichkeit sind sie aber eingeschränkt, denn die Alternativen „Aufgabe C“ oder „keine von beiden“ steht gar nicht zur Debatte. Sofern nicht wirklich nur die genannten Alternativen infrage kommen, sollten Sie auf solche Fragen verzichten.

Lesen Sie weiter auf Seite 3

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?