TUN: Damit unter dem Strich das Richtige rauskommt

Wir kommen mit diesem Beitrag nun zum Ende dieser Serie. Am Ende jeder Beratung steht bei mir immer das Wort TUN. Denn nur darum geht es. Alles andere ist Theorie. Wir können analysieren, was wir wollen, Tonnen von Papier an Konzepten produzieren, Szenarien im Kopf bearbeiten, Einflussfaktoren filtern. Oder viele Menschen treffen, mit ihnen diskutieren und Wissen austauschen. Aber im Endeffekt geht es immer nur um eines: Das, was da in grauer Theorie besprochen wurde, auch aktiv in eine erfolgreiche Umsetzung zu bringen. Das gelingt bei weitem nicht jedem. Viele nehmen sich große Dinge vor und TUN sie nie.

Das bringt mich also zur Frage: Warum erreichen manche Menschen das, was ihnen wirklich wichtig ist und andere wiederum stehen still und warten bloß ab, bis etwas passiert? Wir können noch so viel reden, Experten konsultieren und Dinge im Kreis analysieren. Wenn wir aber nicht ins TUN kommen, vielleicht aus Phlegma, vielleicht auch aus Angst, etwas falsch zu machen, werden wir für immer genau dort stehen bleiben, wo wir gestartet sind.

Nicht in der Planung stecken bleiben

Ich sehe das in mhunderter Beratungspraxis immer wieder. Viele Organisationen und Unternehmen bleiben in Projekten stecken, weil ab einem gewissen Zeitpunkt keine Entscheidungen mehr getroffen werden. Alle weiteren Innovationansätze werden von den diversen Beteiligten schon zu Beginn in der Luft zerrissen und mit vehementen Aussagen wie „Das kann so nicht gehen!“ abgeschmettert. Viele haben derartig starke Ängste, etwas falsch zu machen, dass manche Führungskräfte oder Eigentümer erst gar nichts anpacken, weil bis jetzt ja alles so gut funktioniert hat. Ja, das hat es vielleicht. Aber echte Entwicklung und arbeiten „am“ Unternehmen sieht anders aus.

Entwicklung bedeutet, sich regelmäßig und immer wieder aufs Neue dessen bewusst zu werden, was wirklich wichtig ist und dann danach zu handeln und die als für die Entwicklung erforderlich eingestuften Dinge umzusetzen. Vor kurzem erst führte ich ein Gespräch mit einem Manager eines mittelständischen Unternehmens. Dieses Unternehmen ist sehr profitabel. Es verhält sich gedanklich durchaus innovativ und arbeitet intern ständig an neuen Projekten, um voranzukommen. Dieser Manager weiß seit Jahren, dass irgendwann die Zeit kommen wird, die Strukturen zu verändern, um sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren. Unter anderem, um strategische Abläufe einzuführen und um zusätzliche Investoren zu finden, damit eine neue Produktschiene geschaffen werden kann.

Seit rund zweieinhalb Jahren reden wir nun über Strukturen, Markt und MitarbeiterInnenpotenziale. Es gibt einen genauen Plan und eine Umsetzungsstrategie. Aber, aus der diffusen Angst heraus, dass er an Macht verlieren könnte, hat es diese Führungskraft bis heute nicht geschafft, tatsächlich ins TUN zu kommen. Bei jedem Gespräch reden wir über dasselbe. Nämlich: „Was wird passieren, wenn ich es tue?“ Und die nächste Frage, die sich gebetsmühlenartig wiederholt, ist diese: „Welchen Mehrwert hat es denn wirklich für die Organisation, es läuft ja jetzt auch schon so gut.“ Das sind seine zwei Killerphrasen par excellence, die wir mit den Szenarien Arbeit, Zahlen und Fakten immer wieder analysiert haben. Aber natürlich gibt es keine einhundertprozentige Garantie bei Veränderungsprozessen, dass alles genau so eintrifft, wie wir es analysiert haben. Wir wissen nicht, ob das, was wir uns im Vorfeld genau angesehen haben und unsere präzisen Überlegungen dazu, wirklich dort hinführen, wo wir hin wollen. Und da dieser Manager keine einhundertprozentige Garantie hat, lässt er es lieber sein. Er ist 45 Jahre alt! Das Kuriose dabei: Dieser Mann ist in jungen Jahren sehr viel Risiko eingegangen. Ich stelle ihm daher immer wieder diese Fragen: „Hätten Sie diesen Schritt mit 30 gemacht? Wie schnell hätten Sie da entschieden? Warum hätte Sie damals keiner aufhalten können?“ Er wird dann jedes Mal sehr nachdenklich und lächelt mich an. „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Nur, heute bin ich erwachsener und daher vorsichtiger. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es nicht immer gut ist, schnell zu entscheiden.“ Damit hat er sicher recht. Aber bei ihm schlägt das Pendel gerade in die völlig entgegengesetzte Richtung aus. Er entscheidet gar nicht mehr.

Wenn Sturm und Drang weichen …

Klar, in jungen Jahren sind wir bereit, viel schneller ins Tun zu kommen und neigen dazu, weniger nachzudenken. Ganz nach dem Motto: „Was kostet die Welt?“ Wir dachten groß und hatten gefühlt noch ewig Zeit, die Dinge auch auszubügeln, falls etwas schief gehen sollte. Wir haben auch in jungen Jahren viel mehr Energie und stecken etwaige Rückschläge leichter weg. Jeder Misserfolg führt dazu, dass wir langsamer werden, überlegter und weniger risikobereit. Was ja grundsätzlich sehr wichtig für die Entwicklung jedes einzelnen und für die Organisation ist. Nur, wo bleibt da dann die Veränderungsbereitschaft oder sagen wir besser, Entwicklungsbereitschaft? Wir dürfen niemals zulassen, dass zu große Angst alles in den Stillstand versetzt. Angst ist die größte Bremse von TUN. Furchteinflößende Gedanken und Gefühle hindern uns, ins Tun zu kommen und die Dinge so umzusetzen, wie es erforderlich ist. Denken Sie einmal darüber nach, wie Sie in jungen Jahren entschieden hätten, kombinieren Sie dieses Wissen mit Ihrer jetzigen Erfahrung, und dann gehen Sie es an. Einfach so. Einfach jetzt. Ja, Sie werden vielleicht scheitern. Oder aber Sie werden das erreichen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Wissen werden Sie es mit Sicherheit nur dann, wenn Sie es auch tun.

Und dann noch die externen Bedenkenträger

Neben der eigenen Angst hindern uns auch andere Menschen, die uns in die Quere kommen und uns erklären, dass diese Variante unserer Vorgehensweise sowieso nicht funktionieren kann. Die Bedenkenträger, wie ich sie nenne. Sehr oft sind das schon in unserer Jugend unsere Eltern und Großeltern, danach sind es die Chefs und KollegInnen, wie auch FreundInnen, die uns die große Welt erklären und uns unbedingt vom TUN jedweder Art abbringen wollen. Uns wird detailverliebt erklärt, warum unser Vorhaben nicht funktionieren kann. Ungefragt bekommt man die – meist ja gar nicht selber gemachten – Erfahrungen der anderen umgehängt und diese sollen dann als einzige Wahrheit auch für uns gelten. Hat Ihnen schon jemand erzählt, warum Sie etwas tun sollten? Mir noch nie. Ich höre meistens nur jene Gründe, warum ich etwas lassen sollte. Wir reden zu 95 Prozent darüber, warum wir nicht in die Aktion gehen sollten. Und nicht darüber, was uns hilft, einen Sprung nach vorne zu machen. Hier ist dringendes Umdenken angesagt!

Wie kommen wir also ins Tun?

Wenn ich mit meinen Kunden einen „Schlachtplan“ ausarbeite, empfehle ich immer, sich Mitstreiter zu suchen. Also Personen, die das Projekt unterstützen und gegebenenfalls auch Teile davon übernehmen. Natürlich muss man immer ein paar Dinge auch alleine machen, aber nicht unbedingt alles. Es ist schwierig, in unserem geschäftigen Alltag alles unterzubringen, da hilft es einfach, gewissen Aufgaben auszulagern und Unterstützung anzunehmen. Zum Beispiel haben manche Manager eine persönliche Assistenz, andere Partner oder Stabstellen, die viele Arbeiten, die notwendig sind, abnehmen können. Auch das TUN muss angetrieben, strukturiert und aufgeteilt werden. Wer viel unterwegs ist, delegiert einfach an andere und übernimmt nur mehr die wirklich wichtigen Dinge.

Ich habe das selber beim Schreiben meiner Bücher so praktiziert. Bücher entstehen bei mir neben meiner üblichen Beratungs- und Coachingtätigkeit. Gedanken sind schnell mal niedergeschrieben, aber nicht immer in einer Form, die andere gerne lesen würden. Um Zeit zu sparen, schreibe ich meine Gedanken und mein Wissen nieder und lasse alles von einem Profi in eine literarische Form bringen. Danach überarbeite ich wieder. Und siehe da, so entstehen viele Texte und sogar ein Buch, was mir wirklich wichtig ist. Durch Auslagern und externe Unterstützer können Sie Zeit sparen und kommen gleichzeitig zu einem Ergebnis.

Durch meine vielen Interviews und Gespräche mit zahlreichen ManagerInnen im Zuge meiner Beratungsätigkeit wurde mir klar: Nichts ist leicht zu erreichen. Es braucht stets viel Energie, Aufwand und eine große Portion Durchhaltevermögen und Mut.

Tun Sie es trotzdem! Sie haben nur ein Leben, und es will mit den wirklich wichtigen Dingen gefüllt werden!

Über Anke van Beekhuis

Anke van Beekhuis, Geschlechterausgewogenes Management, Organisationsberaterin, Coach, Vortragende, Autorin, Strukturberatung, Strategieentwicklung, Führungskräfteentwicklung, Change Management
Anke van Beekhuis ist Expertin für Ziele, Strategie, Veränderung und Entwicklung sowie Geschlechterausgewogenes Management (Bild: © Anke van Beekhuis)

Anke van Beekhuis, gebürtige Salzburgerin, ist seit 2005 als Beraterin, Coach und Keynote Speakerin mit TheRedHouse selbstständig tätig. Zu ihren Kernkompetenzen gehören: systemische Organisationsberatung, Führungskräfteentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung & geschlechterausgewogenes Management. Sie begleitet Unternehmen bei der Organisationsstruktur, Strategie- und Führungskräfteentwicklung und in Changeprozessen. Über tausend Führungskräfte und Vorstände haben von ihrem Fachwissen in Form von Vorträgen, Beratung, Workshops, Lehrgängen, Diskussionsrunden und Coaching profitiert.

Anke van Beekhuis arbeitet mit Klein- und Großgruppen und ist für ihre umsetzungsstarke, lösungsorientierte und unternehmerische Vorgehensweise bekannt. Sie ist zudem eine beliebte Interviewpartnerin zahlreicher Medien.

Mehr über Anke van Beekhuis erfahren Sie auf www.ankevanbeekhuis.at.

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