Mit Unvernunft die neue Art der Lebendigkeit bei Mitarbeitern fördern – Interview mit Andrea Latritsch-Karlbauer

In unserem ersten Gespräch* haben wir mit Andrea Latritsch-Karlbauer unter anderem darüber gesprochen, wie Unvernunft Menschen in die Lage versetzt, eine ihnen innewohnende Sehnsucht zu befriedigen. Nämlich über die eigenen Grenzen zu gehen und Dinge auszuprobieren. Heute werden wir darüber sprechen, wie Unternehmen innerhalb ihrer Belgeschaft eine neue Art der Lebendigkeit fördern können.

Inhaltsverzeichnis

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Neue Art der Lebendigkeit – befeuert durch Unvernunft – bei Mitarbeitern fördern
Interview mit Andrea Latritsch-Karlbauer

Frau Latritsch-Karlbauer, Sie haben sich für dieses Buch ja auch selber aus dem „Bekannten“ herausbewegt und ein Selbstexperiment gestartet, indem Sie sich in viele neue, und ungewohnte Situationen begeben haben. Was genau haben Sie unternommen?

Nun, um über den Begriff der Unvernunft schreiben zu können, musste ich ihn ja erst einmal näher erforschen. Ich wagte mich also aus meiner Komfortzone der Trainerin hinaus in neue Lebens- und Berufsbereiche. Ich kann nur sagen, so spannende und lebendige Momente habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich habe als Kochlehrling in einem Fünf-Sterne-Hotel gekocht, einige Zeit in einem Leuchtturm gewohnt und zusammen mit den besten Kampfkünstlern Hollands trainiert. Auf vielen Spontanreisen – oft auch im Zug, um mit den Leuten leichter ins Gesprächen zu kommen – machte ich mich auf die Suche nach Menschen, die unkonventionell leben. Dabei traf ich unter anderem ein sehr altes Ehepaar, das im Alter von 90 Jahren noch immer per Autostopp durch die Welt reist und Vorträge mit Diaprojektor und Kassettenrekorder hält. Die Lebendigkeit und Unternehmungslust dieser beiden hat mich schwer beeindruckt, da können wir uns einiges abschauen. Von solchen Menschen können wir alle viel lernen, vor allem für das manchmal doch sehr erstarrte Business.

Was hat Sie dabei am meisten geprägt und was haben Sie daraus für sich und auch für Ihre Coaching- und Trainingspraxis gelernt?

Ich bin unglaublich glücklich, dass ich diese Erfahrungen machen durfte. Ich folgte meinen ersten Impulsen, meiner Intuition und traf Entscheidungen spontan und sofort, ohne erst in den Zweifel zu gehen oder darüber nachzudenken, was auf mich zukommt. Ich habe dabei realisiert, dass es so viele spannende Berufsbereiche gibt, die ich noch gar nicht näher kenne. Ich hatte enormen Spaß, im Kochteam mitarbeiten zu dürfen und habe das Hantieren mit den Lebensmitteln, das Entstehen der wunderbaren Kreationen, das Miteinander des Teams und das Kennenlernen der Restaurant-Logistik intensiv genossen. Es war herrlich, einmal selbst keine Entscheidungen treffen zu müssen, sondern sich dem Arbeitsfluss des Teams anzupassen. Das war für mich sehr entspannend.  Mir war es bis dahin immer ein Rätsel, wie man in so schneller Zeit für 400 Leute solche kulinarischen Genüsse zaubern kann. Ich durfte diesen Weg nun kennenlernen und kann viele Einsichten daraus wiederum für meine Projekte nutzen. Dieser absolute Perspektivenwechsel hat mir eine neue Sicht auf die Welt gebracht und gezeigt, dass es auch noch viele andere Berufsfelder gibt, die mich begeistern, die außerhalb meines bisherigen Erfahrungsbereiches liegen.

Was hat denn die persönliche Lebendigkeit mit unseren beruflichen Aktivitäten zu tun, warum ist es so wichtig, an der Lebendigkeit zu arbeiten? Haben Chefs nicht viel lieber „weniger lebendige“, aber dafür straff vor sich hin arbeitende Mitarbeiter?

Das hat sehr viel miteinander zu tun, ist aber ein Bereich, der in Unternehmen noch absolut unterschätzt wird. Wir sind alle auf der Welt, um lebendig zu sein, und gerade das ist auch der Turbobooster im Business, der darüber entscheidet, ob wir so wirklich aus dem Inneren heraus erfolgreich sind oder nicht. So wie sich Ernsthaftigkeit und Starre im Auftreten sofort auf meine Kommunikationspartner übertragen, funktioniert das auch mit der Lebendigkeit. Die ist mega ansteckend. Wenn jemand munter und lebendig in eine Sitzung kommt, überträgt sich diese Lockerheit direkt auf das gesamte Team. Das ist dann die perfekte Basis für ein konstruktives und heiteres Miteinander. Lockere, lebendige Mitarbeiter sind begeistert bei der Sache und damit ein Garant für eine gute Stimmung und kreative Lösungen. Ich bin überzeugt, dass jeder Chef eine lebendige, entscheidungsfreudige Belegschaft mehr schätzt, als Mitarbeiter, die permanent Anweisungen brauchen und aus einer devoten Haltung heraus unselbständig agieren.

Ist es in diesem Zusammenhang nicht ebenso wichtig, dass auch Unternehmen selbst sich einem gewissen Maß an „Unvernunft“ beziehungsweise Lebendigkeit öffnen, um nicht in veralteten Verhaltensmustern zu erstarren?

Das sollte heute schon ein „Muss“ in jedem Unternehmen sein. Stellen Sie sich vor, Mitarbeiter einer Firma würden firmenintern für einige Zeit ihre Arbeitsplätze wechseln, um die Arbeitsvorgänge und -bereiche ihrer Kollegen – und auch ihrer Chefs – kennenzulernen? Quasi in die Schuhe der anderen schlüpfen und so auch deren Arbeitsrhythmen und etwaige Herausforderungen viel besser verstehen. Das Verlassen der eigenen Arbeitsbereiche und das Hineinschnuppern in andere Arbeitsvorgänge eröffnet völlig neue Perspektiven über das eigene Unternehmen. Man lernt Neues hinzu und versteht Gesamtzusammenhänge sofort besser. Somit ist ein Unternehmen im wahrsten Sinne des Wortes vernetzt .Die Mitarbeiter sitzen mit weit offenen Sinnen da und verstehen plötzlich das große Ganze. Das Spannende daran ist, dass man in dem Moment, in dem man Neues kennenlernt, automatisch ganz wach und lebendig wird. So erhält jedes Unternehmen die Chance, sich neuer, innovativer, effektiver und ja, eben auch lebendiger zu positionieren.

Woran erkennen wir unvernünftig-lebendige Unternehmen und welche Art von Mitarbeitern brauchen diese?

Das ist ganz einfach, es ist sofort seh- und spürbar, wenn ein Unternehmen wirklich offen und innovativ handelt. Da lebt und sprudelt es überall vor Freude, man begegnet nur freundlichen Gesichtern und klare Offenheit und neue Ideen prägen alle Gespräche. Das zieht sich durch, von der Rezeption bis ins höchste Management. Diese Haltung ist ansteckend und letztendlich erfolgreich. Diese Unternehmen brauchen natürlich Mitarbeiter, die diese Offenheit und Lockerheit schon im Ansatz mitbringen. Sehr oft habe ich auch beobachtet, dass Mitarbeiter, denen in einer solchen Umgebung endlich die Möglichkeit gegeben wird, lebendiger und ganz „als sie selber“ zu agieren, völlig neue Eigenschaften entdecken und förmlich aufblühen.

Verraten Sie uns zum Abschluss Ihre sieben wichtigsten Tipps und Anregungen, wie wir mehr gesunde Unvernunft in unser privates und berufliches Leben lassen?

  1. Wechseln Sie die Perspektiven wann immer Sie können! Das kann schon mit kleinen Dingen starten, wie einen anderen Heimweg von der Arbeit als den üblichen zu wählen und sich dann sukzessive immer weiter steigern … .
  2. Probieren Sie Dinge aus, die Sie noch nie gemacht haben. Es muss ja nicht gleich ein abenteuerlicher Bungee-Jump sein. Aber versuchen Sie stets, Neues und Lebendiges in Ihren Alltag einzubauen.
  3. Geben Sie Ihren Mitarbeitern Aufgaben, die Sie ihnen bis jetzt nicht zugetraut haben.
  4. Ersetzen Sie „Ich wollte schon immer“ durch „Ich handle mutig“.
  5. Ersetzen Sie Meetings durch Go-ings. Das heißt, sitzen Sie mit Ihren Mitarbeitern nicht wie immer langweilig um einen Konferenztisch herum, sondern laden sie sie zu aktiven Spaziergängen ein und halten Sie Ihre Meetings auf diese Weise ab. Das Resultat wird Sie überraschen!
  6. Ändern Sie mutig starre Strukturen durch unkonventionelle Lösungen und stehen Sie dazu.
  7. Begegnen Sie sich auf diese Weise mehr und mehr selbst – und Sie werden Wunder erleben

Frau Latritsch-Karlbauer, vielen Dank für das interessante Interview, das Teile Ihrer durch Selbstexperimente gewonnenen Erkenntnisse und wie Unternehmen – befeuert durch Unvernunft – eine neue Art der Lebendigkeit bei ihren Mitarbeitern fördern können.

Das Interview mit Andrea Latritsch-Karlbauer führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO sowie Geschäftsführer der FOMACO GmbH.

*Lesen Sie hier Teil 1 unseres Interviews mit Andrea Latritsch-Karlbauer: Unvernunft: Werden Sie im Denken und im Handeln lebendiger

Hinweis der Redaktion

Sichern Sie sich Ihr persönliches Exemplar und lernen Sie eine neue Lebendigkeit in Ihrem Leben kennen! Wir verlosen auf AGITANO 3 Bücher von „Es lebe die Unvernunft!: Anleitung zur Lebendigkeit“ von Andrea Latritisch-Karlbauer. Heute noch mitmachen und gewinnen!

 

Andrea Latritsch-Karlbauer Portrait
Andrea Latritsch-Karlbauer gilt als führende Expertin betreffend die Entwicklung der eigenen, authentischen Haltung und Authentizität. Sie hat ein neues Buch veröffentlicht: „Es lebe die Unvernunft!: Anleitung zur Lebendigkeit“ (Bild: © Andrea Latritsch-Karlbauer)

Über Andrea Latritsch-Karlbauer

Andrea Latritsch-Karlbauer ist seit 1987 als freischaffende Schauspielerin, Regisseurin, Kulturmanagerin, Autorin und Trainerin tätig.

Sie gilt als führende Expertin betreffend die Entwicklung der eigenen, authentischen Haltung und Authentizität. Sie verfügt über Ausbildungen im Bereich Pantomime, Improvisations- und Clownstheater. Latritsch-Karlbauer studierte Stimmbildung und Sprechtechnik am Konservatorium Klagenfurt und ist Expertin für Stimmexperimentaltechnik. Sie gründete und leitete von 1987 – 2003 das Theater Nanu, ein international erfolgreiches Theater für Kinder und Jugendliche, dessen Besonderheit der nonverbale Ausdruck war. Seit 1990 ist die Expertin mit ihren praxisnahen Seminaren in Wirtschaft, Bildung, Kunst und Wissenschaft tätig und tritt als dynamische Vortragsrednerin auf.

Mit der von ihr entwickelten Methode „AnLaKa“ (Analyse, Lachen, Karikatur) begleitet sie Führungskräfte, Wissenschaftler, Lehrer etc. auf dem Weg zu einem authentischen und humorvollen Auftreten im Leben wie auf der Bühne. Ihr Buch „Wer geht gewinnt“ ist ein bekannter Bestseller, in ihrem aktuellen Werk „Es lebe die Unvernunft“ proklamiert sie die neue Lebendigkeit.

Mehr über die Expertin: http://latritschkarlbauer.wordpress.com und http://www.latritsch-karlbauer.com/.

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