Über Jahresendengel und Gemeindebäume: Gegen politisch korrekte Weihnachten

Weihnachten steht vor der Tür. Weihnachtsbaum, Christkindlesmarkt, Glühwein trinken und vieles mehr sind in der heutigen Zeit christliche Tradition(en) und werden von uns intensiv gepflegt. Und nun dies! Die unzähligen Diskussionen – gerade und speziell dieses Jahr zu Weihnachten – stellen die Frage, ob nun Christkindlesmarkt noch so heißen darf oder eher Wintermarkt lauten soll beziehungsweise sogar muss. Mit dieser Art von „Political Correctness“ hat sich Ulrich B Wagner auseinandergesetzt.

Ulrich B Wagner thematisiert dies in seiner heutigen Kolumne “QUERGEDACHT UND QUERGEWORTET – Das Wort zum Freitag”.

Politisch korrekt sein oder nicht, das ist hier die Frage.
(frei nach Shakespeare)

Dummheit ist auch eine natürliche Begabung.
(Wilhelm Busch)

Was ist „political correct“?

Dass die Welt von Volldeppen nur so bevölkert ist, ist eigentlich ja nichts Neues. Doch Entschuldigung. „Depp“ darf man ja heute auch nicht mehr sagen, laut diesen Vollpfosten, die die „political correctness“ wie eine Monstranz vor ihren weichgespülten Hirnen herumtragen, sondern „Personen mit bildungsfernen Hintergrund“.

Genau wie Ausländer als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnet werden. Oder schlimmer noch, wie ich es im Zusammenhang mit getöteten Offenbacher Studentin Tucge in der FAZ gelesen habe: ein Mensch mit Migrationshintergrund ohne Migrationserfahrung. (siehe auch „Tuğçe A. Eine Geschichte aus 1001 Nacht„)

Dieses Terrorinstrument „political correctness“ nervt. Dass der heiß geliebte Mohrenkopf nun Schokokuss heißt und das Zigeunerschnitzel Balkanschnitzel – okay.

Aber lasst doch bitte Weihnachten in Frieden.

Weihnachten & Co. ist nun auch davon betroffen

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Die große Diskussion um Weihnachten und ob es zukünftig noch Chistkindlesmarkt heißen darf (Bild: © sborisov – Fotolia.com)

Nein, diesen freudlosen Gesellen, diesen Unterdrückern des Anderseins und des Aufsässigen, ist wirklich gar nichts mehr heilig.

So wurde doch tatsächlich in Bayern darüber nachgedacht, aus den bei Groß und Klein so beliebten Christkindlesmärkten schlicht und ergreifend Wintermärkte zu machen. Mal im Ernst: Wie viel Glühwein muss man sich da vorher in sich hinein geschüttet haben, um auf so eine hirnamputierte Überlegung zu kommen.

Der Linke-Chef aus Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Sagel, zog sich immerhin Häme und Ärger zu bei seinen noch einigermaßen „normalen“ Politikerkollegen, als er das St. Martinsfest in „Sonne-, Mond- und Sternefest“ umtaufen wollte.

Die Amis haben das schon eingeführt

Und dass unsere Freunde, die Amis, eh nicht alle Tassen im Schrank haben und für solchen Mist noch anfälliger und offener sind, dürfte ja eigentlich bekannt sein. Doch dass der Weihnachtsbaum in den USA jetzt wirklich nur noch Festbaum heißen darf, und auf den Weihnachtskarten aus dem Weißen Haus statt „Merry Christmas“ jetzt „Frohe Tage“, „Nette Tage“, „Seasons Greetings“ oder „Happy Holidays“ steht, fand ich jetzt doch etwas erschreckend.

In Wichita im Bundesstaat Kansas ging man noch ein Stück weiter und hat den tradtionell zur Weihnachtszeit aufgestellten Weihnachtsbaum in Gemeindebaum und den darauf befestigten Weihnachtsengel in Jahresendengel umgetauft.

Und es gibt noch die Weltoffenen

Die Obersten in Oxford waren da schon hurtiger und haben bereits 2008 per Magistratsbeschluss „Christmas“ aus der öffentlichen Sprache verbannt und durch „Winter Light Festival“ ersetzt. Was den örtlichen Vorsitzenden der muslimischen Gemeinde Sabir Hussain Mirza zu dem folgenden ratlosen Kommentar angesichts dieser hanebüchenden Offensive veranlasste: „I am really upset about this. Christians, Muslims and other religions, all look forward to Christmas.“

Rabbi Eli Bracknell, der am Jewish Educational Centre in der Stadt lehrt, sagte: „It is important to maintain a traditional British Christmas. Anything that waters down traditional culture and Christianity in the UK is not positive for the British identity.“

Was eindeutig für die Weltoffenheit, einen gesunden Geist und Toleranz beider Herren spricht.

Traditionen müssen Traditionen bleiben

Woher kommt dann aber unsere Schwachheit angesichts des Auslebens oder des echten Stolzes auf unsere Traditionen und jahreszeitlichen Festlichkeiten?

Mich jedenfalls können die alle mal. Vielleicht sollte man irgendwo ein Stück Land finden, wo man die bekloppten Anhänger der political correctness zum Schutz der normal gebliebenen Freunde echter Sprachkultur ansiedeln kann, und dann eine hohe Mauer drumherum ziehen. Dies wäre eine wahrhaft frohe Botschaft. Ich dachte für mich dabei schon mal so an Hessisch-Sibirien oder den Mars. Aber Scherz beiseite.

Ich denke, Weihnachten sollte uns wirklich heilig bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen eine schöne Vorweihnachtszeit.

Ihr
Ulrich B Wagner

Ulrich Wagner
QUERGEDACHT & QUERGEWORTET – Das Wort zum Freitag (Foto: © Ulrich B. Wagner)

Über Ulrich B Wagner

Ulrich B Wagner (Jahrgang 1967) ist Diplom-Soziologe, Psychologe, Schriftsteller und Kolumnist. Sein Studium der Soziologie, Psychologie & Rechtswissenschaften absolvierte er an der Johann Wolfgang von Goethe Universität, Frankfurt am Main. Zusammen mit Professor Karl-Otto Hondrich arbeitete er am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an einer Reihe von Forschungsprojekten zum Thema  „Sozialer und kultureller Wandel“.

Ulrich B Wagner ist Dozent an der european school of design in Frankfurt am Main mit dem Schwerpunkt  Kommunikationstheorie, Werbe- und Konsumentenpsychologie, sowie Soziologie und kultureller Wandel und arbeitet als Berater sowie systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikation und Konzeptentwicklung, Begleitung von
Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.

Zu erreichen: via Mail ulrich@ulrichbwagner.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).

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