Wirtschaftliche Hürden oder die unzureichende Liquidität von Geschäftspartnern berunruhigen viele Unternehmer in der Ukraine mehr als das schnöde Bestechen von Amtsträgern. Zu diesem Schluss kommt eine neue Erhebung des Institute for Economic Research and Policy Consulting (IER).
Teil des Alltags geworden
„Viele Geschäftsleute haben sich bereits an Korruption gewöhnt. Das ist für die meisten von ihnen Teil des Alltags geworden, wobei nicht nur die Geschäftsleute, sondern auch die Bevölkerung dies inzwischen als normale Praxis sieht“, so IER-Chief-Executive Oksana Kuziakiv. Der Studie nach erachteten die meisten Manager hingegen das Investitionsklima in der Ukraine im vergangenen Jahr als riskant und eher problembehaftet.
Gut jede zweite Spitzenkraft (55,5 Prozent) bemängelt das geringe Einkommen, den im Vergleich dazu hohen Kapitalaufwand (28,2 Prozent) sowie das hohe Risiko von Vertragsverletzungen oder gar Nichterfüllung (20,1 Prozent). Diese Faktoren wiegen für die meisten in der Ukraine tätigen Geschäftsleute bei der Investitionsplanung schwerer als die Notwendigkeit, hier und da Schmiergelder zahlen zu müssen.
Berechenbare Bestechung
Kaum überraschend sind 70 Prozent der befragten Manager der Meinung, dass es in der Ukraine völlig normal ist, Schmiergeld zu bezahlen, um „Dinge zu regeln“. Firmen-Manager betrachten Korruption daher nicht als Hemmschuh für das eigene Business. Nur rund zehn Prozent verneinen diese Aussage. „Die große Mehrheit der Befragten weiß, wo man wen wieviel Geld zustecken muss“, verdeutlicht Kuziakiv.
Zwei Drittel der Geschäftstätigen gaben an, dass das Zahlen von Schmiergeld in den meisten Fällen zum gewünschten Erfolg führt. Über die Höhe der Mittel, die fließen müssen, haben die IER-Forscher ebenso Daten. Lediglich 65 Prozent können die Höhe des Betrages meistens genau einschätzen. 2012 wussten aber 85 Prozent der Unternehmer, bei welcher Höhe sie entsprechende Entscheidungen eingeleitet bekommen.
(pte)