Vorhersagen? Höchstens fürs Wetter! Hören Sie auf die Realität, nicht auf Prophezeiungen

… aus der zweiwöchentlichen Kolumne „Anders denken“ von Nicola Fritze.
In meiner letzten Kolumne habe ich über das Katastrophendenken geschrieben. Ein klassischer Denkfehler: man nimmt das Schlimmste an und macht sich verrückt, anstatt einfach auf die Fakten zu schauen. Das Kopfkino ist beim Katastrophendenken plötzlich realer als die tatsächlichen Fakten.

Mich habe viele Emails erreicht, die nach anderen Denkfehlern fragen. Und in der Tat ist Katastrophendenken natürlich nicht der einzige Denkfehler, auf den wir immer wieder reinfallen. Eine andere typische Gedankenhürde ist zum Beispiel die Vorhersage. Ich zeige Ihnen am besten an einem Beispiel, wie eine solche Vorhersage aussehen kann und welche Folgen sie hat.

Nehmen wir mal an, Sie sitzen im Büro – und plötzlich kommt Ihnen eine richtig gute Idee. Ihnen fällt zum Beispiel ein, wie man einen firmeninternen Prozess besser gestalten könnte. Die Idee gefällt Ihnen auch nach zweitem Nachdenken. Gut, sie ist vielleicht ein bisschen revolutionär. Aber umsetzbar ist sie in jedem Fall, wenn man wirklich etwas verbessern will!

Am nächsten Tag haben Sie ein Mitarbeitergespräch mit Ihrem Chef. Ihre Idee liegt Ihnen die ganze Zeit auf der Zunge… aber Sie trauen sich nicht so richtig, sie auch Ihrem Chef gegenüber zu formulieren. Ihr Gedankenfehler – die Vorhersage – hindert Sie daran. Denn im Kopf spuken auf einmal solche Sätze herum: „Der Chef wird mich für verrückt erklären und auslachen, wenn ich von dieser Idee erzähle. Das beschädigt nur mein Ansehen bei ihm. Wenn es wirklich so eine tolle, neue Idee wäre, dann wäre er außerdem bestimmt schon selbst darauf gekommen…“ Und immer so weiter! Deshalb gehen Sie den sicheren Weg und beenden das Gespräch, ohne Ihre Idee auch nur vorsichtig vorgestellt zu haben.

Was ist da passiert?! Genau! Ihre Gedanken, Ihr Kopfkino hat Sie davon abgehalten, über Ihre gute Idee zu sprechen. Dabei wissen Sie doch gar nicht, was Ihr Chef davon gehalten hätte. Ihre Vorhersage über sein Verhalten war plötzlich realer als die Realität selbst.

Gegen diesen Gedankenfehler sollten Sie vorgehen. Mit folgenden Tipps schaffen Sie es, die Vorhersage aus Ihrem Denken zu verbannen!

Tipp 1:
Überprüfen Sie Ihre Prognose mit der Wirklichkeit. Woher wollen Sie wissen, dass das, was Sie prognostizieren, wirklich der Wahrheit entspricht? Sie können es nicht wissen, solange Sie es nicht ausprobieren! Machen Sie sich bewusst, dass Sie Opfer Ihres Kopfkinos werden, wenn Sie Ihren Vorhersagen nachgeben.

Tipp 2:

No risk no fun! Seien Sie auch mal bereit, ein Risiko einzugehen. Betrachten Sie es sportlich. Sagen Sie sich: „OK, das ist es, was ich denke – dann schauen wir doch mal, wie die Wirklichkeit aussieht.“ Denn was kann eigentlich groß Schlimmes passieren?

Tipp 3:
Machen Sie sich klar, dass die Erfahrungen, die Sie in der Vergangenheit gemacht haben, nicht Ihre künftigen Erfahrungen bestimmen. Geben Sie jeder Situation die Chance, eine neue und andere Erfahrung zu werden.

Sprich: In unserem Beispiel fassen Sie sich ein Herz und berichten Ihrem Chef von Ihrer Idee. Vielleicht sagt Ihr Chef, dass er den Vorschlag für nicht so gut hält. Er wird das begründen – und aller Wahrscheinlichkeit nach im Kopf behalten, dass Sie sich Gedanken machen, Ideen äußern und damit Veränderungsmut beweisen. Das heißt, es bleibt ein positiveres Bild von Ihnen zurück, selbst wenn die Idee NICHT umgesetzt wird. Oder, auch das kann passieren: der Chef sagt: „Klasse Idee! Wir sollten uns noch mal treffen und in Ruhe überlegen, wie wir das umsetzen könnten. Arbeiten Sie mal ein Konzept aus?“ Und Sie fühlen sich richtig gut. Vor allem weil Ihre Negativ-Voraussage tatsächlich nichts mit der Realität zu tun hatte!

Also: Schluss mit den Vorhersagen! Achten Sie eher auf die Realität als das eigene Kopfkino. Das lohnt sich. Denn so bremsen Sie sich nicht mehr grundlos selbst. Viel Spaß beim Probieren!

Finden Sie diese Tipps nützlich? Dann schauen Sie doch mal in mein kostenfreies Buch „Motivieren Sie sich selbst – Sonst macht’s ja keiner!“. Es ist eines der vier am häufigsten heruntergeladenen deutschsprachigen Bücher auf bookboon.com.

Ihre Nicola Fritze

Zur Autorin:

Nicola Fritze ist Deutschlands Motivationsfrau. Mit ihrem Motto „Anders denken – anders handeln“ begeistert die Trainerin und Rednerin jährlich tausende von Menschen.

Ihre zwei Podcasts „Das Abenteuer Motivation“ und „Der Fritze-Blitz“ zählen zu den erfolgreichsten Podcasts zum Thema Motivation und Persönlichkeitsbildung. Ihre Hörsendungen erreichen mehr als 30000 Hörerinnen und Hörer.

Anfang 2011 erschien ihr neues Buch „Raus aus der Grübelfalle Wie Sie Ihre Denkgewohnheiten ändern und Ihre Persönlichkeit gezielt weiter entwickeln“. Hierin zeigt Nicola Fritze augenzwinkernd auf, wie wir mit Hilfe des Konzepts der inneren Stimmen handeln, statt immer nur zu grübeln.

Mehr über die Motivationsfrau erfahren Sie unter www.nicolafritze.de.

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