Angst vor der Macht
Sie gehören sehr oft zur Spezies der „Gutmenschen“. Machtarme Menschen sind einfach zu erkennen: Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie alles, was mit Macht zu tun, kategorisch ablehnen. Sich weigern, überhaupt näher hinzusehen in Richtung Macht. Machtarme Menschen teilen sich in zwei Kategorien von gelebter Machtarmut auf. Die erste Gruppierung hat eine tiefe, unbewusste Angst vor jeglicher Machtausübung. Ob im kleineren, privaten Bereich oder draußen, im beruflichen Leben. Diese Menschen sind überzeugt: „Macht ist schlecht“. Das ist natürlich falsch. Denn Macht ist grundsätzlich neutral. Was der Macht erst ihre wahre Macht verleiht, ist, wie Menschen mit ihr umgehen. Was diese machtängstlichen Menschen in ihrem steten Bestreben „gut“ zu sein, oft übersehen ist, dass sie selber die Wahl haben, wie machtintensiv sie sich verhalten. Und das ist ja eigentlich die wahre Macht, diese Freiheit im Leben zu haben.
Macht – haben wir doch gar nicht …
Dann gibt es die zweite Gruppe machtarmer Menschen. Sie sind fest davon überzeugt, keinerlei Macht zu haben. Aber schon gar keine. Auch das ist völlig falsch gedacht. Denn jeder Mensch hat Macht. Wir müssen nur bereit sein, unsere individuellen Machtfelder zu erkennen und auch zu leben. Menschen, die so ticken, sind nicht bereit, sich auch nur ansatzweise nach Machtmöglichkeiten – auch den kleinsten – umzusehen. Dieses Verhalten ist nicht unbequem. Eine vermeintlich total machtlose Zone kann ja auch sehr komfortabel sein, da sie keine Aktionen erfordert. Die Menschen sitzen in ihrer machtlosen Ecke, fühlen sich gerne als Opfer der vermeintlich so machtvollen „anderen“ und übernehmen keinerlei Verantwortung.
Sich an der Macht nicht zu beteiligen, ist fatal
Machtarme Menschen wollen sich also aus verschiedenen Gründen an der Macht nicht beteiligen. Dadurch verspielen sie einen wichtigen Faktor, um in ihrem Leben wirklich erfolgreich sein zu können. Sie tun im Privatleben meist das, was andere Menschen ihres machtstärkeren Umfelds von ihnen verlangen. Vernachlässigen darüber ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse und werden total profillos. Ohne auch nur ansatzweise zu erkennen, dass Sie wie jeder andere Mensch mächtig sind und das Recht haben, nach der ihnen zustehenden Macht zu greifen. Dass solche Menschen dann im Beruf nicht plötzlich ihre Persönlichkeit ändern und machtvoll glänzen können, ist logisch. Das führt zu Druck in unseren heutigen herausfordernden Businesswelten. Da ihre persönliche Wertewelt mit dem des herrschenden Wirtschaftssystems nicht übereinstimmt, sind sie noch dazu doppeltem Druck ausgesetzt. Dieser ist auf Dauer nicht durchzuhalten und führt in eine fatale Sackgasse aus Frustration, Demotivation und in letzter Konsequenz absoluter Kraftlosigkeit. Das wiederum lässt das Selbstvertrauen und den Selbstwert in den Keller fallen. Und was dies für einen Menschen im Beruf bedeutet, der erfolgreich sein will, muss nicht näher erläutert werden … .
Eine graue Armee machtarmer Mitarbeiter
Machtarme Mitarbeiter in Organisationen sind meist sehr schnell identifiziert. Gerne verstecken sie sich hinter firmeninternem Regelwerk und eingefahrenen Prozessen. Neue interne administrative Regeln, die ihr Arbeits-Leben erschweren, nehmen sie gelassen und ohne Protest an. Sie kommen meist nur ins Tun, wenn es auch ein Formular dafür gibt. Das macht diese glanzlosen, machtarmen Teams langsam, behäbig und dumm. Sie sind in der Zwangsjacke starrer Normen gefangen und gehören zu der Masse einer grauen Marionetten-Armee. Sie beugen sich willenlos Anweisungen und wollen dramatischerweise auch ihren Kunden diese industrialisierten Serviceprozesse aufzwingen. Was schließen wir daraus? Ein Unternehmen, das in seiner Gesamtheit so agiert und zahlreiche machtängstliche Menschen beschäftigt, ist langfristig dem Untergang geweiht.
Die Nichtbeteiligung an der Macht ist für alle Menschen ein gefährlicher Selbstbetrug. Eine permanent machtarme oder gar machtlose Haltung lässt sich auf Dauer nämlich unmöglich beibehalten. Schließlich muss auch der vermeintlich machtfreieste Mensch hin und wieder etwas durchsetzen, will er sich nicht zum permanenten Ja-Sager oder Waschlappen degradieren lassen. Machtarme Menschen zahlen insgesamt einen hohen Preis, wenn sie sich der Macht verweigern. Denn, wenn sie doch einmal machtvoll auftreten müssen, weil es die Situation verlangt, um zum Beispiel ihre berufliche Haut zu retten oder sie sich in sehr brisanten anderen Situationen durchsetzen müssen, sind sie, da sie sich der Macht ja verweigern, diesen machtvollen Stürmen des Lebens hilflos ausgeliefert.
Damit es Ihnen nicht unter Umständen auch so ergeht, sehen wir uns in der nächsten Serie an, wie machtvolle Menschen ticken und was sie auf der Erfolgsstraße des Lebens anders machen.
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*Vgl.: Warum es ohne Macht nicht geht
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Über Richard Gappmayer
Richard Gappmayer ist einer der renommiertesten Selbstführungs-Experten in Österreich. Der Vortragsredner, Autor, Führungskräfte-Coach, Wirtschaftstrainer und Organisationsberater war mehr als 20 Jahre im nationalen und internationalen Top-Management mit Schwerpunkt Verkauf, Vertrieb und Marketing tätig. Als hochrangige Führungskraft führte er zahlreiche Produkte zur Marktführerschaft.
Trotz des Wissens um seine starke Agoraphobie bestieg er den Kilimandscharo und beschloss noch am Berg, sein Leben neu auszurichten. Er verließ seine hochrangige Managementposition und machte sich mit dem Zentrum für Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung selbständig. Heute unterstützt er Top-Führungskräfte und bringt diesen seine Ansätze zur Kunst der Führung nahe. In seinem Buch „Der Kilimandscharo-Effekt – Steigen Sie auf und gehen Sie in Führung“ erfahren Leser, wie sie in Führung gehen
und bleiben!
Mehr Infos finden Sie auf www.richard-gappmayer.at.