Ob „weicher“ oder „harter“ Brexit: Es gibt nur Verlierer
Das sehen übrigens Vertreter der britischen Wirtschaft genauso. Die Confederation of British Industry (CBI), einer der wichtigsten Arbeitgeberverbände des Vereinigten Königreichs, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) damit beauftragt, zu untersuchen was im Falle des viel diskutierten Brexit alles auf Großbritannien zukommen würde. Die wichtigsten Ergebnisse wurden in Form einer Infografik kompakt zusammengefasst.

Als „weichen“ Ausstieg bezeichnen die PwC-Experten einen Brexit mit anschließendem Beschluss eine Freihandelsabkommens zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union (EU). In diesem würde die britische Volkswirtschaft im Verlauf der kommenden vier Jahre „nur“ um 3,5 Prozent sinken. Ohne Freihandelsabkommen um 5,5 Prozent.
Anstieg deutscher Insolvenzen um 1,2 Prozentpunkte
Der Brexit könnte einem egal sein, wenn wir nicht in Zeiten der Globalisierung leben würden. Zwar fährt eine exportorientierte Nation wie Deutschland nicht eingleisig, sondern betreibt internationalen Handel auch mit anderen Volkswirtschaften, unter anderem mit Schwellenländern, doch ist der Handel mit diesen stets mit Unsicherheiten verbunden. Da sind die Beziehungen mit entwickelten Industriestaaten wie Großbritannien ein mindestens genauso wichtiges Standbein.
Das sehen auch Ökonomen der Kreditversicherungswirtschaft so. „Die deutschen Exporteure wären mit Abstand die größten Verlierer eines Brexits“, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders hart würde der Brexit die deutsche Automobilindustrie treffen. Ganze 2 Milliarden Euro fehlende Ausfuhren würden bis 2019 auf ihr Konto gehen, bei dem für die deutsche Volkswirtschaft so wichtigen Maschinenbau wären es rund eine Milliarde Euro und beim relativ stark vom britischen Markt abhängigen Chemiesektor 1,1 Milliarden Euro. „Wir erwarten für diesen Fall allein durch den Brexit einen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland um zusätzlich rund 1,2 Prozentpunkte“, so van het Hof.
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Anmerkungen der Redaktion:
Weiterführende Hinweise zum Thema haben die Experten von Euler Hermes unter den folgenden Links zusammengestellt:
- Die vollständige Studie „Brexit: What does it mean for Europe?“ (PDF-Download, Studie in englischer Sprache veröffentlicht).
- Die vollständige Analyse zu den Auswirkungen eines Brexits auf die britische Wirtschaft „Brexit me if you can“.
- Ein ausführliches Interview zu Brexit-Szenarien mit Euler Hermes Volkswirtin Ana Boata.
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Video: „Wischmeyers Brexit“
[Anmerkung der Redaktion: Das hier eingebettete Video wurde (vorübergehend) entfernt, ist jedoch womöglich weiterhin hier zu finden: comedyTube Deutschland / YouTube.]