Wie Sie besser mit Geld umgehen – Interview mit Andreas Enrico Brell (2)

Was ist eigentlich ein guter Umgang mit Geld? Im ersten Teil des Gespräches ging es um das Gelddenken selbst: Unsere Probleme, wenn wir mit Geld umgehen, hängen oft unmittelbar mit der inneren Haltung und unseren Gedanken zum Finanziellen zusammen. Im zweiten Teil zeigt Andreas Enrico Brell Auswege aus dem Dilemma auf. Dazu gehört auch, sich einer Verantwortung bewusst zu sein und diese anzunehmen; und da unsere Worte Wirklichkeit schaffen, muss auch hier angesetzt werden. Ein entspanntes Leben und genügend Geld können zusammen funktionieren – mit den fünf wertvollen Tipps zum Abschluss des Interviews.

Inhaltsverzeichnis

Richig mit Geld umgehen? Andreas Enrico Brell erklärt, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Geld entspannt funktioniert

Herr Brell, das für viele leidige Thema Geld wirkt sich ja auch oft negativ auf Partnerschaften aus, wenn die Partner unterschiedliche Einstellungen zu dieser Thematik haben. Sie bieten dafür eine explizite Geld-Formel für Paare an. Wie wirkt diese und was bringt sie?

Ein Lebenspartner ist im Idealfall eine Bereicherung, denn ein Teil unserer Persönlichkeit kann dann am Partner wachsen. Wenn aber der Partner in einem Bereich scheinbar „besser“ aufgestellt ist als man selbst, dann neigen viele Menschen dazu, diesen Bereich des Lebens dem Partner zu überlassen, die Verantwortung dafür also völlig abzugeben. Das passiert gerade bei Geld sehr oft. Vielleicht kennen Sie die Aussage: „Das macht bei uns alles mein Mann“. Ja, das gibt es immer noch, und sogar sehr häufig. Wenn der Mann dann plötzlich von seinem Recht auf Ableben Gebrauch macht oder anderweitig verschwindet, steht die Frau vor einem Riesenberg an offenen Fragen, weil sie sich nie mit Geld beschäftigt hat. Solange die Beziehung gut ist, ist das Abgeben von Verantwortung vielleicht kein Problem. In meinen Seminaren und gerade in meinem Online Coaching tritt jedoch das Gegenteil zutage. Die Partner geben sich gegenseitig die „Schuld“ an der Ist-Situation.

Ich betrachte einen gemeinsamen Haushalt wie ein Unternehmen, in dem bei Geld jedes Detail berücksichtigt wird. Meine Geldformel ist eine Form der Aufteilung des Geldes innerhalb einer Partnerschaft, die den wesentlichen Faktoren von Streit wegen Geld entgegenwirkt: Respektlosigkeit, Ungleichgewicht wegen ungleicher Einkommen, Ungerechtigkeiten, mangelnde Wertschätzung, Vertrauensverlust, sinkendes Selbstwertgefühl. Die Formel gleicht mit einem ganz einfachen Konzept die weitreichende Wirkung durch Geld aus und sorgt für Balance. Die Partner begegnen sich bei Geld auf Augenhöhe, auch wenn er Alleinverdiener ist und sie sich um Haushalt und Kinder kümmert und „nur“ einer Nebenbeschäftigung nachgeht.

Sie sagen auch, dass wir, wenn wir unseren Wortschatz zu und über Geld verändern, also wie wir über Geld sprechen, auch unsere gesamte Einstellung zu dieser Thematik ändern und positive Dinge in den Fluss kommen. Wieso ist das so?

Das gesprochene Wort ist mächtig. Es wirkt wie ein verschossener Pfeil. Was wir aussprechen, erzielt eine Wirkung. Nicht nur beim Gegenüber, sondern auch bei uns selbst. Wenn Sie sich lange genug etwas im wahrsten Sinne des Wortes einreden, dann glauben Sie es auch. Darin liegt der Schlüssel verborgen, den wir zwar kognitiv erfassen, aber niemals richtig nutzen. Worte sind gesprochene Gedanken! Hören Sie sich selbst doch einfach einmal einen ganzen Tag zu, lauschen Sie vor allem dem, was Sie zwischen den Zeilen sagen. Viele erschrecken dann, wenn sie sich bewusstmachen, was sie vor allem über Geld so alles von sich geben.

Die gute Nachricht ist, dass dieses Denken nicht in Stein gemeißelt ist, sondern Sie es wandeln können. Nehmen Sie dazu als Beispiel die Redewendung: „Das kannst Du Dir sparen“ als Bezeichnung dafür, dass etwas überflüssig oder unnötig ist. Wenn wir solche Redewendungen nutzen und gleichzeitig für später oder für schlechte Zeiten „sparen“, dann erkennen Sie einen Widerspruch und aus meiner Sicht einen stichhaltigen Grund, weshalb viele Menschen so ungern „sparen“. Es gibt einige Worte oder Sätze, die wir nutzen, die nicht zielführend sind. Wenn Sie diese austauschen oder schlicht löschen, weil Sie eine Sackgasse bilden, öffnen sich buchstäblich neue Türen: Neues Bewusstsein lässt Sie Ihr bisheriges Verhalten prüfend hinterfragen, Sie entdecken neue Perspektiven, die Wahrnehmung wird durch einen neuen Wortschatz – vor allem bei Geld – neu ausgerichtet.

Sie stellen ein entspannteres Leben in Aussicht, wenn Menschen Ihrem Geldkonzept folgen. In welcher Hinsicht tritt diese Entspannung ein beziehungsweise wie erreichen wir sie?

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Menschen ihr Geld nicht auf moderne Weise managen, sondern nur irgendwie verwalten, ohne System. Wir fliegen auf den Mond und unsere Autos parken selbst ein, aber das mit dem Geld, das schaffen wir noch immer nicht. Um den Effekt des Geldkonzeptes zu erkennen, ist es wichtig, diesen Unterschied zu verstehen.

Das bedeutet: der „Verwalter“ bekommt 1.000 Euro und sieht zu, dass er damit bis zum Monatsende hinkommt und – wenn es geht – noch etwas übrigbleibt. Meist klappt das nicht, daher kommt der berühmte Volksmund: „Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig“. Das ist übrigens keinesfalls ein Phänomen unterer Einkommensgruppen. Unternehmer können auch bloße Verwalter ihres Geldes sein. Haben sie viel, geben sie viel aus, haben sie weniger, geben sie immer noch viel aus und bekommen dann ein Problem; Planungssicherheit sieht anders aus. Schwankende Einnahmen sorgen hier für Probleme auf dem Firmenkonto und dem Privatkonto.

Modernes Geldmanagement heißt, die gleichen 1.000 Euro in einen selbst gewählten Rahmen zu bringen und so zu verteilen, dass kein Lebensbereich zu kurz kommt, schon gar nicht der wichtigste: Sie selbst. Der gefühlte Druck und die Rückenverspannung, die Sie oft zur Massage treibt, kann sogar hier ihren Ursprung haben.

Mein Geldkonzept teilt also Geld sinnvoll auf, damit immer genug Geld da ist, egal, wie viel Sie verdienen und egal, ob Sie Unternehmer oder angestellt sind. Die Entspannung tritt dadurch ein, dass Sie Ihr Geld nicht wie bisher verwalten und ein herkömmliches Haushaltsbuch führen: Modernes Geldmanagement ist der Schlüssel zur Entspannung, weil Sie mittels praktischer Tools innerhalb eines Augenzwinkerns wissen, wo Sie bei Geld stehen. Geld im Griff auf Knopfdruck!

Die Kombination aus richtiger Aufteilung und Klarheit und Übersicht sorgt für den Effekt, den ich entspannten Geldumgang nenne, ein Konzept, das ich auch in anderen Lebensbereichen anwende.

Verraten Sie uns zum Abschluss 5 wichtige Geld-Tipps?

Egal ob Sie Unternehmer, Angestellter, Pensionär oder Student sind: Machen Sie sich bewusst, dass Geld während Ihres gesamten Lebens eine Rolle spielen wird. Gerade dann, wenn Sie es als unwichtig einstufen. Daher:

Tipp 1: Akzeptieren Sie, dass Geld im Leben wichtig ist. Der erste Schritt ist erkennen. Der zweite Schritt ist verstehen. Der dritte Schritt ist entscheiden. Wenn Ihnen Ihr Kontostand nicht gefällt, hören Sie auf, da draußen die Antwort zu suchen. Denn diese Antwort kann nur von Ihnen und von innen kommen!

Tipp 2: Sortieren Sie Ihre Gedanken doch einmal nach „wertvoll“ und „Müll“. Machen Sie sich klar, dass Ihre heutigen Gedanken Ihren morgigen Tag formen und überlegen Sie dann, was Sie künftig über Geld und über sich selbst denken wollen.

Tipp 3: Machen Sie es wie die Lachse beim Laichen und kehren zur Quelle zurück, wenn es um Wichtiges im Leben geht: Woher kommt Ihr Geld, wo ist die Quelle, sind Sie nah genug dran an Ihren Kunden, an Ihrer beruflichen Kernaufgabe? Oder etwas aus dem Bereich Gesundheit: Woher kommt Ihre Energie, wo ist die Quelle? Fragen Sie sich, wie Sie Ihrer Quelle wieder näherkommen können, in vielen verschiedenen Bereichen.

Tipp 4: Entscheiden Sie sich. Sie sind niemals zu alt, zu jung, zu arm, zu krank, zu groß, zu klein, Sie haben nicht zu wenig Zeit, Sie sind nicht zu viel unterwegs – es sei denn, Sie denken es. Sie können sich heute für mehr Geld und mehr Lebensqualität entscheiden. Was dazu heute fehlt, werden Sie jedoch nur dann finden, wenn Sie entscheiden.

Tipp 5: Um ein entspanntes und glückliches Leben zu führen, gestehen Sie sich Fehler zu, seien Sie ehrlich zu sich selbst, in Bezug auf das, was Sie wirklich wollen. „Ja, ich will mehr Geld und richtig glücklich sein will ich auch – und zwar gleichzeitig!“ Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, um zu starten und es auch real werden zu lassen.

Vielen Dank, Herr Brell, für Ihre Zeit und die interessanten Ausführungen zum Thema, wie Unternehmer wie Privatpersonen besser mit Geld umgehen lernen! Ich bin mir sicher, dass viele Menschen von diesen spannenden Ansätzen und Denkanstößen profitieren werden.

Das Interview führte Oliver Foitzik, Herausgeber des Wirtschafts- und Mittelstandsmagazins AGITANO.

Lesen Sie auch Teil 1 des Interviews mit der zentralen Frage, warum das Gelddenken das eigentliche Problem ist.

 

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Entspannter Umgang mit Geld: Andreas Enrico Brell zeigt Wege auf, wie Menschen besser mit Geld umgehen lernen können. (Bild: © Andreas Enrico Brell)

Über Andreas Enrico Brell

Andreas Enrico Brell unterstützt Menschen dabei, einen entspannten Umgang mit Geld und dem Leben an sich zu entwickeln. Mit seinem ganzheitlichen Konzept MORE THAN MONEY betrachtet er das Leben aus der Sicht von Geld. Das Ergebnis ist ein individueller Weg zu mehr Geld, mehr Lebensqualität und mehr Freiheit. Seine unkonventionelle und emotionale Art, Menschen neue Wege zu zeigen, unterstreicht er durch seine eigene Comicreihe und eigens komponierte und selbst gesungene Musik.

Mehr über Andreas Enrico Brell erfahren Sie auf www.andreas-enrico-brell.com.

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