Umgang in Unternehmen: Ich hasse dich, ich brauche dich …

… aus der wöchentlichen Kolumne „QUERGEDACHT & QUERGEWORTET  – Das Wort zum Freitag“ von Ulrich B Wagner. Nach „Das Medium ist die Massage oder der Versuch über das Generationen-Missverständnis“ folgt heute: „Ich hasse dich, ich brauche dich … Über den neuen Umgang in deutschen Unternehmen“.

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Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit
Platon, Phaidros

Wenn ich mir die Unfähigkeit der Menschen anschaue, von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren, überlege ich ernsthaft, in Telekomaktien zu investieren.
Damaris Wieser, deutsche Lyikerin

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Ich für meine Person liebe hausgemachte Frikadellen, die Fleischwurst bei Frau Schreiber in der Frankfurter Kleinmarkthalle, ein frisches Weizenbier in der Frühlingssonne und trockenen italienischen Rotwein aus den italienischen Marken zum Sonnenuntergang.

Und nun das!

Letzten Donnerstagmorgen springt mir beim Brötchenholen der Aufmacher DER ZEIT, verträumt wie ich es von Zeit zu Zeit bin, in mein von der Nacht noch nicht regeneriertes Gesicht: Meine Firma liebt mich nicht.

Oh Gott, denke ich mir, angesichts all der vielen anderen, die mich auch nicht lieben. Ein Luxusproblem. „Sei’s drum“, verdränge ich es erst einmal in meinem frühmorgendlich doch sehr kindlichen Gemüt.

Doch so einfach scheint es dann letztendlich doch nicht zu sein

Anlass des Aufmachers war nämlich eine Studie der Unternehmensberatung Gallup, die Anfang letzter Woche veröffentlicht wurde und ein schwerst pathologisches Bild der deutschen Unternehmens- und Mitarbeiterkultur an den noch jungfräulichen Frühlingshimmel zeichnet.

Folgt man der Studie und dem oben schon zitierten Artikel aus DER ZEIT, befinden wir uns nämlich nicht mehr in der Wirtschaftswelt, sondern in in der Praxis eines Paartherapeuten. Meine Frau, mein Mann, meine Geliebte, Mami, Papi, Bruder, Schwester und der blöde Chef am Ende des Tages auch nicht, niemand liebt mich. Warum eigentlich?

Aber mal Scherz beiseite

Es sieht anscheinend doch sehr düster aus in den deutschen Unternehmen: „Untersucht man die Beziehungen der Deutschen zu ihrem Arbeitgeber, bekommt man den Eindruck, es mit frustrierten Eheleuten zu tun zu haben. Wer gestern noch über Nacht im Motivationsrausch eine Präsentation fertig machte, erfasst heute minutengenau seine Überstunden. Immerhin 67 Prozent der Beschäftigten machen hierzulande nur noch Dienst nach Vorschrift, sind also kaum bei der Sache. Jeder sechste hat sogar innerlich gekündigt. Demgegenüber geben nur 16 Prozent an, sich ihrem Arbeitgeber stark verbunden zu fühlen – und sich deshalb für ihn ins Zeug zu legen.“ (DIE ZEIT, 03.04.2014)

Seite 2: Liebe! Ein großes Wort

Kennen Sie schon die Leinwände von Inspiring Art?