3 Dinge, die Führungskräfte von TED & TEDx lernen können

… aus der zweiwöchentliche Themenserie „Speak like a leader – Reden und Überzeugen als Führungskraft“ mit dem Unternehmensberater und international angesehenen Experten zum Thema Führung Lars Sudmann. Nachdem es in Teil 3 um die richtige „Sprache im Führungsvortrag“ ging, geht es heute in Teil 4 um die Kunst beeindruckende und inspirierende Vorträge zu halten – mit TED.

Vorträge zu halten und vor Gruppen zu sprechen ist eine der Kernaufgaben von Führungskräften. Gerade das beeindruckende und inspirierende Vortragen ist jedoch eine Kunst, die besondere Fähigkeiten abverlangt.

Über die Magie der TED-Talks

Führungskräfte können jetzt von einer neuen Form des Präsentierens und einem globalen Phänomen lernen – TED. TED steht für „Technology, Entertainment & Design“. TED und TEDx-Konferenzen haben zehntausende Besucher und die Videos der Vorträge werden millionenfach angeschaut (siehe www.ted.com). Das Besondere sind die kurzen und einprägsamen Vorträge von drei, neun, zwölf und 18 Minuten.

Was ist es, das die Magie der TED-Talks ausmacht? Ich hatte die Möglichkeit, auf zwei TEDx-Veranstaltungen selber TEDx-Vorträge zu halten (Videos unter www.lars-sudmann.com) und habe mehr als 15 TEDx-Redner gecoacht. Im Folgenden möchte ich Ihnen gerne meine persönlichen Gedanken und Ideen und Erfahrungen bezüglich TED weiter geben.

# 1 Radikaler Fokus

Radikaler Fokus, „Tweetbare“ Kernbotschaften, das große Ganze. Was Sie von TED alles lernen können. (Foto: © Lars Sudmann)
Radikaler Fokus, „Tweetbare“ Kernbotschaften, das große Ganze. Was Sie von TED alles lernen können. (Foto: © Lars Sudmann)

Wenn ich mich mit Führungskräften und Redebegeisterten über meine freiwillige Arbeit als Coach mehrerer TEDx-Redner unterhalte, sind viele oft überrascht, um welche Themen es in diesen Coachings geht. Storytelling? Ausgefeilte technische Tools? Graphik-Design? Körpersprache? Auch, aber nur nebensächlich. Mit den meisten Rednern habe ich hauptsächlich an zwei Sachen gearbeitet: Erstens: Wie kann der Inhalt auf drei, neun oder 18 Minuten herunter gebrochen werden. Und zweitens: Wie kann der Inhalt an das (kritische) TED-Publikum angepasst werden.

Der amerikanische Life Coaching-Star Tony Robbins beginnt seinen TED-Vortrag indem er sagt, dass er sowohl froh als auch gefordert ist. Froh, weil er etwas über seine Leidenschaft mitteilen kann und gefordert, weil seine kürzestes Seminar normalerweise 50 Stunden dauert. Und genau hier liegt die Herausforderung für alle Redner: Man muss das Weglassen lernen und auch lieb gewonnene Bereiche streichen („Ach, das müssen meine Teilnehmer auch noch wissen“).

Wie aber geht man das Weglassen praktisch an? Dazu empfehle ich ein anderes ‚neues’ Präsentationsformat: Ignite! Vereinfacht gesagt steht Ignite! für ein Format, bei dem man für seine Präsentationen exakt 20 Folien hat. Jede Folie wird dann exakt 15 Sekunden lang gezeigt (in MS PowerPoint einfach in den „Übergängen/Transitions“ einstellen). Das Anlegen einer solchen Präsentation zwingt einen, sich genau zu überlegen was man denn in den 15 Sekunden pro Folie sagen möchte. Nachdem man seine Kurzpräsentation von 5 Minuten auf dieses Format heruntergebrochen hat, hat man auch ein sehr solides Gerüst für eine TED-Präsentation von wenigen Minuten, beispielsweise der Vertriebsstrategie oder des neuen Organisationsaufbaus.

#2 „Tweetbare“ Kernbotschaften

Eines der Kennmerkmale von TED-Vorträgen ist die Verbreitung in Social Media, besonders via Twitter. Sowohl die Redner als auch die Organisatoren schaffen es oft hervorragend, die Kernthese der Redner in ein „tweetbares“ Format zu bringen, häufig auch schon bei der Titelgestaltung. So spricht beispielsweise der britische Ökonom Niall Ferguson über die neuere Institutionenökonomie. Dies ist aber nicht der Titel seines Vortrags, der ist vielmehr: „The 6 killer apps for prosperity“ oder „Die 6 Killerapps für Wohlstand“. Auch dieser Titel kann sofort tweetbar übernommen werden und macht Lust auf mehr. Können Sie Ihre Vortragsinhalte auch so auf einen Punkt bringen?

Hier ein paar weitere Kostproben aus Tweets von TED-Vorträgen: „The first follower is what transforms a lone nut into a leader.“ (Derek Sivers); „There’s zero correlation between being the best talker and having the best ideas.“ (Susan Cain). Was ist das kraftvolle an diesen Aussagen? Wir können sie twittern, sie speichen, wir können darüber in der Pause sprechen.

Es ist die Kernaussage einer oft komplexen Idee, die hängen bleibt. Ich empfehle Ihnen, auch für Ihre Führungspräsentationen ein paar solcher tweetbaren Aussagen von maximal 140 Zeichen bereit zu haben. Diese eignen sich auch wunderbar als Diskussionsgrundlagen für Workshops et cetera.

#3 Dream big: Das große Ganze

TED und TEDx-Organisatoren verschicken an alle Redner die sogenannten „Ten commandments“ oder die zehn Gebote für TED-Redner. Alle Gebote sind bemerkenswert und beispielsweise auf TED.com nachzulesen. Das erste Gebot sticht jedoch heraus und ist vielleicht das größte Geheimnis von TED-Vorträgen. Dieses Gebot lautet: „Dream big“ oder „Habe große Träume.“ Es geht weiter: „Teile etwas Neues mit, etwas, was die Welt bewegt. Zeige den Einfluss, den Dein Thema auf die Welt haben kann.“

Am Ende des Tages geht es bei TED darum zu zeigen, was möglich ist und der Welt Ideen und Inspiration zu geben. Das wird nicht nur bei den großen Themen deutlich, sondern auch beispielsweise in dem zunächst unscheinbaren Kurzvortrag zum Thema ‚Richtige Benutzung eines Papierhandtuchs’. Hier zeigt Joe Smith nicht nur, wie man Papierhandtücher richtig benutzt (an sich schon spannend). Nein, er zeigt auch den Einfluss auf den globalen Papierverbrauch, den ein einfaches Umdenken beim Abtrocken seiner Hände haben kann. Dieser Fokus auf das große Ganze wirkt inspirierend. Zeigen auch Sie in Ihrer Führungspräsentation auf, wie sich der Inhalt oder Ihre Kerngedanken auf das „große Ganze“ der Organisation auswirken.

Fazit

TED-Vorträge und TED-Redner sind sehr vielschichtig. Sie unterscheiden sich in Inhalt, Stil, Thema und Vortragsweise oft grundlegend. Allerdings stechen einige Dinge heraus, die das Phänomen TED deutlicher machen. Über die sehr ansprechende Kürze der Vorträge hinaus können Ihnen die drei genannten Bereiche helfen, auch Ihre Führungspräsentation noch ansprechender zu gestalten. Jetzt ist es an Ihnen, den „Zauber“ auch zu Ihren Zuhörern zu bringen.

Über Lars Sudmann

Speaker, Leader, Führungskraft, Reden, Überzeugen
(Foto: © Lars Sudmann)

Lars Sudmann ist der Leiter von Sudmann & Company, einem auf Führungssentwicklung und Change Management fokussierten Beratungsunternehmen. Er ist ein international angesehener Experte zum Thema Führung und hat über zehn Jahre Managementerfahrung, unter anderem als CFO von Procter & Gamble Belgien. Lars Sudmann zählt zu seinen Kunden namhafte Großunternehmen wie Roche, BNP Paribas, Shell, die Deutsche Post und viele mehr. Darüber hinaus berät er auch mittelständische Unternehmen und ist an der TU Braunschweig und der RWTH Aachen in der universitären Lehre tätig. Lars Sudmann hat als Redner selber zwei Mal bei TEDx-Veranstaltungen gesprochen und hat darüber hinaus viele Auszeichnungen erhalten, beispielsweise als Europameister der Rhetorik.

Mehr über Lars Sudmann finden Sie im Internet auf www.lars-sudmann.com (inkl. Videos von ihm „in Aktion“).

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