65 Jahre Barcode: Wie eine Studentenidee die Wirtschaft veränderte

Er begegnet uns Tag für Tag und doch schenken wir ihm nur wenig Aufmerksamkeit. Der Barcode ist allgegenwärtig. Kaum eine Produktverpackung, die ohne die schwarzen Balken auskommt. Überhaupt hängt die gesamte Logistik – ob intern oder extern – vom Strichcode ab, der die Ware lenkt und die Welt ordnet. Bis ein Auto bei seinem endgültigen Besitzer ist, dürften es mehrere tausend Barcodes sein, die notwendig sind um alle Teile zu fertigen, zu verschicken und zu montieren. Ja selbst der Mensch bekommt mittlerweile einen Barcode ums Handgelenk gebunden, wenn er ins Krankenhaus kommt. Verwechslung (nahezu) ausgeschlossen. Wir stellen Ihnen die Entwicklungsgeschichte des Barcodes vor. 

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In diesem Jahr feierte die revolutionäre Erfindung ihr 65-jähriges Jubiläum. Es waren zwei Studenten aus den Vereinigten Staaten von Amerika, die die Idee für diese einfache Produktauszeichnung hatten. Sie fanden es einfach viel zu umständlich, dass die Kassierer den Preis jedes Produkts kennen und diesen auch noch manuell in die Kasse eingaben mussten. Es wäre doch viel praktischer, wenn die Produkte selbst ihre Preise kennen würden. Die Idee für den Barcode war geboren.

Der Barcode ist die Visualisierung des Morsealphabets

Joseph Woodland und Bernard Silver, zwei ehemalige Pfadfinder, hatten das Morsealphabet vor Augen, als sie mit dem Zeichnen unterschiedlich dicker, schwarzer Balken begannen. Die dicken und dünnen Striche visualisieren quasi die langen und kurzen Töne beim Morsen. Und so ist das Morsen bis heute präsenter denn je, wenngleich jeder Strichcode an der Kasse nur ein monotones Piepsen erzeugt.

Obwohl Woodland und Silver ihre Erfindung bereits im Oktober 1949 zum Patent anmeldeten, dauerte es noch drei Jahre, bis dieses genehmigt wurde. Überhaupt ist die Geschichte des Barcodes eine lange. Der Durchbruch sollte erst 20 Jahre später erfolgen. Der Handelsriese Walmart machte die simplen Codes, die mit relativ geringem technischen Aufwand optisch lesbar sind, zum Standard. Kein trivialer Schritt, immerhin erforderte das die flächendeckende Einführung von Scannerkassen, was ein Vermögen kostete. Aber die Arbeitserleichterung und damit auch Kostenersparnis (es wurden weniger Kassierer benötig) war enorm, und so folgten schnell weitere Handelsketten.

Silver, der 1963 bei einem Autounfall starb, konnte den späten Erfolg seiner Erfindung nicht mehr miterleben. Aber die beiden ehemaligen Kommilitonen hatten ohnehin wenig von ihrer Weltidee. Sie verkauften das Patent bereits 1952 für 15.000 US-Dollar. Das Patent lief 1969 und somit vor der breiten Anwendung des Barcodes aus.

In Europa kam der Barcode 1976 an. Es ist das Jahr, in dem die EAN eingeführt wurde. Die europäische Artikelnummer. Doch auch hier brauchte es seine Zeit, bis die Wirtschaft begriff, dass der Strichcode die Abläufe extrem vereinfacht und die Fehlerquote spürbar senkt. Man könnte meinen, den Barcode gebe es schon ewig. Aber die beiden sehr konventionellen Nachzügler des Einzelhandels, Aldi Süd und Aldi Nord, führt ihn erst 2000 beziehungsweise 2003 ein. Bis dahin tippten die flinken Kassiererinnen von Deutschlands größtem Filialisten noch eifrig in die Tasten. Damals konnte man sich kaum vorstellen, dass der berüchtigte Kassiervorgang beim berühmten Discounter noch beschleunigt werden konnte.

Nachfolger des Barcodes sind bereits erfunden

Vielleicht ist dieser Kassiervorgang aber auch schon bald Geschichte. Denn die Nachfolger des Barcodes sind bereits geboren. Der QR-Code ist ein sogenannter 2D-Code, der nicht nur von links und rechts, sondern auch von oben und unten gelesen werden kann. Auf noch geringerem Raum als beim Strichcode können deutlich mehr Daten weitergegen werden. Jeder, der ein Smartphone hat, kann diese heutzutage problemlos auslesen. Bisher dient der QR-Code, übrigens eine japanische Erfindung aus den 1990er-Jahren, noch vornehmlich dazu, uns weitere Informationen zu vermitteln, indem er uns auf eine Webseite weiterleitet.

Den Weg in die Wirtschaft wird der Block aus schwarzen Quadraten wohl nicht mehr wirklich finden. Längst gibt es effizientere Nachfolger. Die NFC-Lösung ist bereits im Handel vertreten und funkt die Informationen an einen Empfänger. Kunden könnten künftig also einfach nur noch durch die Kasse, die eher eine Schleuse ist, durchlaufen. Der Empfänger erfasst automatisch alle gekauften Produkte. Bezahlt wird mit der ebenfalls funkenden Bank- oder Kreditkarte. Kein Menschenkontakt mehr. Und kein falsch herausgegebenes Wechselgeld. Fehler beinahe ausgeschlossen.

Ganz ähnlich würde es in der Logistik funktionieren. Doch bis es so weit ist, vor allem bis auch der Kunde so weit ist, dürften noch ein paar Jahre verstreichen. Der gute (und gar nicht so) alte Barcode wird uns also noch einige Zeit erhalten bleiben. Zumal er auch längst Einzug in die Privathaushalte gehalten hat. Ein einfacher Handscanner genügt, und schon kann man beispielsweise seine Privatbibliothek oder CD-Sammlung digital erfassen. Einfach die Barcodes auf den Büchern abscannen, und schon hat das Suchen des Lieblingsschmökers ein Ende. Entsprechende Software gibt es bereits zur Genüge. Die Hardware ist erschwinglich wie nie.

Zu seinem 65. Geburtstag muss man dem Barcode einfach dankbar sein. Er hat die Prozesse in der Wirtschaft beschleunigt und vereinfacht. Und dank des Smartphones nutzen ihn auch immer mehr Privatperson, beispielsweise um direkt im Geschäft den Preis zu vergleichen. Wäre hätte gedacht, dass ein paar schwarze Balken so viel bewirken können?!

Weitere Quellen

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