7 Punkte, die Coaching vom Training unterscheiden

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Die Gründe, warum Führungskräfte Coaching brauchen können vielfältig sein. Zum Beispiel lernen, wie man Arbeitnehmer vom Leistungstief befreien, mit einer Rede Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter für die eigene Geschäftsidee begeistern oder den Vertrieb optimieren kann … . Aber oft werden Coaches mit Trainern und Beratern gleichgesetzt. Und mit was? Mit Unrecht! Die Wiener Coach-Ausbilderin Sabine Prohaska nennt sieben Grundprinzipien, von denen sich Coachs bei ihrer Arbeit leiten lassen.

Grundprinzip Nr. 1: Zirkularität statt Täter-/ Opferperspektive

In Bezug auf Coaching bedeutet Zirkularität: In komplexen, sozialen Prozessen (wie zum Beispiel bei der Zusammenarbeit in Unternehmen) kann zwischen Ursache und Wirkung nicht klar unterschieden werden. Denn: Jedes Verhalten einer Person wirkt auf das der relevanten Mitglieder ihrer Umwelt, und deren Reaktionen wiederum auf die Person zurück.

Folglich geht es beim Coachen nie um die Suche nach Schuldigen beziehungsweise den Auslösern einer Situation. Alles ist mit allem verbunden. Vielmehr ist das Veranschaulichen und Verändern von (Kommunikations-, Wahrnehmungs- und Interpretations-)Strukturen ein wesentliches Ziel system-orientierter Modelle.

An die Stelle linearer Betrachtungsweisen – A verursacht B – treten zirkuläre, kreisförmige Betrachtungsweisen: A wirkt auf B, und B wirkt auf A zurück. Bei der zirkulären Betrachtungsweise geht es also um Wechselbeziehungen. Die Maxime lautet: Blicke weiter, schaue auf das Ganze.

Im Fokus der Coachingarbeit stehen der Klient und sein Beziehungssystem. Systemische Sichtweisen sind bemüht, die Probleme von Menschen einerseits im Zusammenhang ihrer biographisch bedingten Entwicklung und anderseits in der sozialen Vernetzung in puncto ihres privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeldes zu verstehen.

Grundprinzip Nr. 2: Neutralität statt Parteilichkeit

Neutralität ist ein wichtiges Grundprinzip in puncto Coaching. Sie beinhaltet eine gelassene Neugier gegenüber allen Sichtweisen, Erklärungen und Werten – und seien sie dem Coach noch so fremd. Neutralität zeigt sich auch in der Allparteilichkeit – also im Bestreben, alle Mitglieder des Systems aus ihrer Perspektive heraus zu verstehen und ihre Sichtweisen zu wertschätzen.

Allparteilichkeit hat naturgemäß Grenzen. Coaches haben als Konfliktlotsen auch die Aufgabe, die Coachees, also ihre Klienten, zu ermächtigen, sich gegen ungerechte Strukturen zu wehren. Zu diesen ungerechten Strukturen gehören beispielsweise Benachteiligungen ökonomischer, politischer oder sozialer Hinsicht. Coaches müssen beim Prinzip der Neutralität darauf achten, wann eine andere Grundhaltung der Situation angemessener ist.

Zuweilen ist es sinnvoll, als Coach auch gegenüber Problemen und dem Wunsch nach Veränderung neutral zu sein. Fragen, die eine entsprechende Neutralität signalisieren, sind:

  • Wie würde Herr/Frau X das beschreiben?
  • Was spricht dafür, alles so zu lassen, wie es ist?

Grundprinzip Nr. 3: Grundhaltung des Nicht-Wissens

Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Jenes geflügelte Wort der Antike hat auch im Coaching seine Gültigkeit. Damit ist nicht gemeint, dass professionelle Caches so tun, als wüssten sie nichts. Vielmehr bezieht sich diese Grundhaltung auf die Art des Umgangs mit ihrem Wissen.

So formuliert und artikuliert ein Coaches seine Hypothesen nicht aus der überlegenen Haltung eines Experten heraus, der mehr als sein Klient weiß, sondern aus der bescheidenen Haltung eines Unwissenden.

Professionelle Coaches wissen zwar viel, sie wissen aber nicht, was das Beste für ihre Gesprächspartner ist. Das müssen diese selbst entdecken. Außerdem kennen oder erahnen die Coaches aufgrund ihrer Erfahrung und Profession zwar mögliche Lösungen des Problems. Doch sie wissen nicht, was die Lösung des Coachees ist – denn sie sind keine „Rezeptgeber-“ oder gar „-lieferanten“, sondern „Befähiger“ und „Ermöglicher“.

Grundprinzip Nr. 4: Wertschätzung und Respekt für die Person

Ein systemisches Coaching setzt Respekt und Wertschätzung für die Person des Coachees voraus. Diese Haltungen sind die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Respektlos kann sich ein Coach jedoch gegenüber dem Problem des Coachees und seinen Symptomen zeigen. Das ist oft sogar nötig, um Impulse zur Veränderung zu setzen.

Grundprinzip Nr. 5: Lösungs- und Ressourcenorientierung

Beim systemischen Coaching erfolgt eine Fokusverschiebung vom Individuum hin zum Kontext der Problementstehung. Eine Kernfrage lautet: Wer ist an der Problemerzeugung und am Aufrechterhalten des Problems beteiligt?

Lösungsorientierung bedeutet: Der Fokus wird vom Problemsystem zum Lösungssystem verlagert: Wer (und was) ist wichtig für die Lösung des Problems?

Ressourcenorientierung bedeutet: Coaches gehen davon aus, dass ihre Klienten die erforderlichen Möglichkeiten und Potenziale haben, ihre Probleme selbst (oder mit selbst organisierter Unterstützung) zu lösen. Dieses Bewusstsein gilt es ihnen auch zu vermitteln. Doch wie fast immer gibt es Ausnahmen von der Regel.

Deshalb lautet ein weiteres wesentliches Coaching- Prinzip: einen Unterschied machen, der einen wirklichen Unterschied macht.

Konkret heißt das, dass sich Coaches in Klienten-Gesprächen zum Beispiel fragen:

Ist es in dieser Situation (in dieser Familie, bei diesem Klienten) wirklich zielführend, den Blick vor allem auf die Ressourcen zu richten, oder wäre es zielführender, das ‚reale‘ Problem zu analysieren und zu ‚bearbeiten‘?“ Zum Beispiel das Gespräch auf die materielle Existenzsicherung des Klienten zu fokussieren oder die konkrete Sachhilfe, die er benötigt.

Grundprinzip Nr. 6: Kunden-/Klientenorientierung

Coaching ist in erster Linie eine persönliche Dienstleistung. Für dessen Erbringung werden sie bezahlt – direkt oder indirekt. Folglich orientiert sich der Coachingprozess primär an den Interessen und Zielen der Klienten beziehungsweise der Coachees und nur sekundär an den eigenen Zielen.

Deshalb ist ein zentrales Element des Coachings die Klärung der Aufträge der Klienten. Diese werden so weit operationalisiert, dass möglichst allen Beteiligten klar wird, wie die Zielerreichung aussieht und woran man sie erkennt.

Grundprinzip Nr. 7: Die Wirklichkeit ist eine subjektive Konstruktion

Gefragt wird im systemischen Coaching nicht danach, wie es „wirklich“ ist, sondern nach Ideen und Bedeutungsgebungen. Denn die „Wirklichkeit“ (einer Person) wird stets als eine subjektive, also vom Individuum selbst konstruierte erachtet, in die unter anderem individuelle Erfahrungen und Werte einfließen. Folglich ist die Aufgabe des Coaches, dem Coachee neue Perspektiven/Sichtweisen und somit neue Möglichkeiten zu eröffnen und nicht „falsche“ durch „richtige“ Wirklichkeitskonstruktionen zu ersetzen. Denn die Probleme sowie deren Symptome werden im Zusammenhang mit erstarrten Wirklichkeitskonstruktionen gesehen, aus denen der Coachee sich ohne Unterstützung nicht oder nur schwer lösen kann.

Über Sabine Prohaska

Sabine Prohaska, Profilberater, Sabbatical
Foto: © Sabine Prohaska

Sabine Prohaska ist Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien, das unter anderem Trainer und Coaches ausbildet. Im Oktober 2013 erschien ihr neustes Buch „Coaching in der Praxis: Tipps, Übungen und Methoden für unterschiedliche Coaching-Anlässe“.

Mehr Informationen über Sabine Prohaska im Internet auf www.seminarconsult.at.

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