Buch „Reden wir, jetzt!“: Speguloreflexologie und „Ganz-Ohr-Hasen“ – Interview mit Paul Glaesener

In der heutigen, schnelllebigen Welt, in der Führungskräfte zunehmend mit Isolation und Kommunikationshürden konfrontiert sind, beleuchtet Paul Glaesener in seinem neuesten Werk „Reden wir, jetzt! – Das bewusste Zwiegespräch und was es bewirken kann“ die transformative Kraft des echten Dialogs. Durch seine persönlichen Erfahrungen als Unternehmer, die ihn oft an die Grenzen der Einsamkeit führten, entwickelte Glaesener ein tiefes Verständnis für die Notwendigkeit authentischer Gespräche. Sein Buch legt den Fokus auf die Speguloreflexologie, eine von ihm kreierte Methode, die das Prinzip des spiegelnden Zwiegesprächs für Führungspersönlichkeiten neu definiert.

Im Interview mit AGITANO spricht Glaesener über die Bedeutung eines unvoreingenommenen, kritischen Austauschs und wie „Ganz-Ohr-Hasen“ – jene individuellen, achtsamen Zuhörer – Führungskräften dabei helfen können, Klarheit zu gewinnen, ihre Gedanken neu zu ordnen und letztendlich erfolgreicher zu agieren. Leser werden eingeladen, in die Welt der offenen Kommunikation einzutauchen, die sowohl das berufliche als auch das persönliche Wachstum fördert.

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Paul Glaesener über Zwiegespräche von Führungskräften und „Ganz-Ohr-Hasen“

Schönen Guten Tag Herr Glaesener, eben ist Ihr Buch „Reden wir, jetzt! – Das bewusste Zwiegespräch und was es bewirken kann“ erschienen. Wie sind Sie darauf gekommen, sich in Ihrem Werk dieser Thematik zu widmen?

Ich war in meinem professionellen Werdegang immer mein eigener Chef, in der eigenen Firma. Als Unternehmer ist man dabei selbst und ständig meist auf sich alleine gestellt. Im Grunde begann der Prozess, der schlussendlich zur Entwicklung des Konzepts rund um die Thematik Zwiegespräch führte, mit meiner eigenen, teilweise sehr stark gefühlten Einsamkeit als Führungskraft. Denn je weiter man oben in der Hierarchie steht, desto isolierter wird man.

Sehr oft gingen mir damals Gedanken wie diese durch den Kopf: „Wenn ich doch nur jemanden hätte, der mir wirklich zuhört … “ oder „Wenn es nur jemanden gäbe, mit dem ich reden und auf wahrer Augenhöhe meine Probleme und Gedanken teilen kann … “.

In meiner Zeit als Firmeninhaber und Geschäftsführer überkam mich diese Art der Sehnsucht nach einem innigen Austausch immer wieder. Leider gab es damals in meinem Umfeld niemanden, der die Rolle eines adäquaten Sparringspartners hätte übernehmen können.

Im Laufe der Zeit wurde mir jedoch von vielen verschiedenen Menschen immer wieder attestiert, dass sie mich als äußerst achtsamen und wohltuenden Gesprächspartner wahrnahmen und dass es ihnen nach unseren Gesprächen sehr viel leichter fiel, ihre Gedanken neu zu ordnen. Daraus entstand dann im Laufe der Zeit meine eigene Rolle als Sparringspartner auf Augenhöhe. Heute erfüllt es mich umso mehr, für andere Menschen jene Vertrauensperson, jener Gesprächspartner zu sein, den ich mir früher immer gewünscht hatte.

Um dieses Phänomen der potenziellen Neuordnung und darauffolgenden Klarheit der Gedanken durch ein Zwiegespräch auf Augenhöhe zu beschreiben, habe ich meine diesbezüglichen Beobachtungen und Gedanken in meinem Buch zusammengefasst.

Speguloreflexologie“ für Führungskräfte

In Ihrem Buch geht es vor allem um den Ansatz der „Speguloreflexologie“ für Führungskräfte. Was können sich unsere Leser und Leserinnen darunter vorstellen? Wie funktioniert die Speguloreflexologie?

„Spegulo“ ist Esperanto und bedeutet Spiegel. Ein Spiegel, der reflektiert oder beim Reflektieren behilflich ist. Um die hochwirksame Form des „spiegelnden“ Zwiegesprächs darzulegen, und ein breites Bewusstsein für dieses Phänomen zu schaffen, habe ich den Ausdruck „Speguloreflexologie“ kreiert.

Der Begriff ist meine persönliche Wortschöpfung für jene Phänomene, die ich in Gesprächen, vor allem in Zwiegesprächen, beobachte. Bei der Speguloreflexologie handelt es sich um keine dogmatische Wissensvermittlung, sondern um ein Einander-Begegnen auf echter Augenhöhe.

Wie so oft im Leben sind es die einfachen Dinge wie das REDEN, denen es manchmal an der gebührenden Beachtung fehlt, obwohl sie hohe Wirksamkeit haben. Reden können die meisten Menschen, richtig und aufmerksam zuhören jedoch die wenigsten.

In meinem Buch geht es daher vorrangig um das bewusste ZUHÖREN und was es bewirken kann. Ich erläutere darin, wie eine kommunikativ wahrhaftige Begegnung im Zwiegespräch aussehen kann, was und wen es dazu braucht und wie die Vorteile dieser Kommunikationskultur aussehen.

Sparringspartner zum Austausch essenziell

Warum ist es besonders für Führungskräfte so wichtig, sich regelmäßig auf ein bewusstes Zwiegespräch mit einem Sparringspartner auf Augenhöhe einzulassen?

Auf die Einsamkeit, die Führungskräfte an der Spitze oft empfinden, und wie wichtig in solchen Situationen ein Sparringspartner zum Gedankenaustausch sein kann, bin ich bereits eingegangen.

Es gibt allerdings einen weiteren, wichtigen Aspekt, der für Führungskräfte extrem erfolgsverhindernd sein kann! Nämlich die kommunikativen Filterblasen, in denen sich viele Führungskräfte, ohne es zu wollen, wiederfinden. Das Phänomen tritt jedes Mal ein, sobald jemand eine Führungsrolle übernimmt. Die neue Führungskraft gehört plötzlich nicht mehr zum Team dazu, ist zu einem „höheren Wesen“ mutiert, zu dem man automatisch auf Distanz geht und das man anders behandelt als bisher.

Das geht soweit, dass irgendwann niemand mehr Klartext mit den Personen an der Spitze spricht. Dadurch erhält das Topmanagement nur noch selten ehrliches, realistisches Feedback zu den Vorgängen im Unternehmen, oder, noch schlimmer, man kann als Führender oder als Führende die Rückmeldungen gar nicht mehr annehmen, weil die jahrelange Filterwirkung bereits zu tief sitzt. Da man ja schon eine Weile in seiner Blase umherschwimmt und die wahren Gegebenheiten nur noch vernebelt wahrnehmen kann. Und genau hier liegt eine enorme Gefahr!

Wenn die „Beletage“ der Führung realitätsfremd mehr und mehr die Bodenhaftung verliert und von ihrem Umfeld nur noch beweihräuchernd gespiegelt wird – und ich kenne viele Unternehmen, in denen das so abläuft – kann so manche Führungskraft durch diese eklatanten Wahrnehmungsunterschiede krachend am eigenen Erfolg scheitern. Denn irgendwann ist die Führungsperson quasi auf sich selbst zurückgeworfen, vertraut niemandem mehr und zieht sich immer tiefer in ihre Filterblase zurück. Das ist fatal, denn sie ist dadurch für ihre Mitarbeitenden immer weniger greifbar und spürbar, was bei diesen zu Demotivation und innerer Kündigung führen kann.

Hat eine Führungskraft jedoch einen neutralen, externen Reflektor auf Augenhöhe, dem sie vertraut, dem gegenüber sie sich öffnen kann, sieht die Situation ganz anders aus. Denn dieser Gesprächspartner liefert total ungefiltertes, echtes Feedback und wird daher neue Gedankengänge auslösen, die wiederum im Kopf der Führungskraft andere und bisher nicht erkannte Lösungsmöglichkeiten erzeugen.

Ich rate jeder Führungskraft, sich regelmäßig bewusst aus der internen Filterblase zu lösen und sich vollumfänglich auf ein heilsames und wirksames Zwiegespräch einzulassen. Die Regelmäßigkeit solcher Begegnungen schafft einen Rahmen des Vertrauens und der psychologischen Geborgenheit, ein Zuhause auf Zeit, sozusagen.

Persönliche Erfahrungen

Haben Sie dieses eben geschilderte unfreiwillige Eintauchen in die Filterblasen in Ihrer Rolle als Führungskraft und Unternehmer ebenfalls wahrgenommen?

Absolut! Obwohl ich in meinem beruflichen Umfeld den ganzen Tag von Menschen umgeben war, fühlte ich mich im Laufe der Zeit mehr und mehr isoliert. Außerdem hatte ich zunehmend das Gefühl, dass man mit mir nicht immer in Klarheit und Wahrheit kommunizierte, sondern oft auch kommunikative Umwege mit mir ging, um gewisse Dinge nicht frei von der Leber weg aussprechen zu müssen.

Das ist ein schleichender Prozess, den man durch den intensiven Arbeitsalltag als Führungskraft nicht sofort bemerkt, sondern erst dann, wenn die Blase sich bereits hermetisch geschlossen hat. Wie sehr hätte ich damals einen Gesprächspartner gebraucht, der mir die Welt außerhalb meiner Blase nahegebracht und mich wieder geerdet hätte.

Deswegen, liebe Führungskräfte, lade ich Sie nun dazu ein, sich Ihren ganz persönlichen „Ganz-Ohr-Hasen“ zum regelmäßigen Austausch und für ein Zwiegespräch mit Herz und Verstand zu suchen!

„Ganz-Ohr-Hasen“ als Zuhörer benötigt

Im Buch nennen Sie jene Menschen, die eine spezielle Begabung zum Zuhören haben und sich als Reflektoren zu Verfügung stellen, mit einem liebevollen Augenzwinkern „Ganz-Ohr-Hasen“. Was macht einen solchen Ganz-Ohr-Hasen aus?

Über den „Ganz-Ohr-Hasen“ ist bislang kein Film gedreht worden, er ist auch – noch – nicht berühmt. Aber er verfügt über eine extrem wichtige Eigenschaft: Er hilft seinem Gesprächspartner, seiner Gesprächspartnerin dabei, sich selbst auf der Leinwand des Lebens zu betrachten. Dadurch unterstützt er beim Abwerfen von unnötigem gedanklichem Ballast und bei der Neuorientierung unserer Welten.

Er verfügt über das seltene Talent, liebend gerne für andere da zu sein, die Dinge objektiv zu betrachten und während längerer Zeit zuzuhören, ohne sich sofort direkt und mit guten Ratschlägen und Lösungsvorschlägen einzumischen. Er ist kein bezahlter Berater, kein Coach, sondern ein Gesprächspartner auf Augenhöhe, der durch seine Rückmeldungen neue gedankliche Wege aufbereitet.

„Ganz-Ohr-Hasen“ bieten einen wertvollen „Helicopter View“ für ihre Gesprächspartner, die diesen – Achtung, Blase! – ja meist nicht mehr einnehmen können und werden für genau den distanzierten Blick auf bestimmte Situationen bewusst herangezogen. Dabei muss klar sein, dass es den allwissenden „Ganz-Ohr-Hasen“, der sich in allen Domänen auskennt, natürlich nicht gibt. Das ist aber auch nicht seine Rolle!

„Ganz-Ohr-Hasen“, wie ich sie wahrnehme, werden durch ihre eigene Sicht auf die jeweiligen Gegebenheiten in unserer von steter Veränderung und Unsicherheit definierten Welt dringend gebraucht, weil sie durch ihre ausgeprägte Beobachtungsgabe Trends und Tendenzen rasch erkennen und diese als Reflekor ihren Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen vor Augen führen.

Die jeweiligen Experten und Fachleute zu der betroffenen Thematik werden erst später ihren Auftritt haben, beim „Drill Down“, wenn es dann unternehmensintern darum geht, die im Zwiegespräch gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um in die Tiefe der jeweiligen Problematiken vorzudringen.

„Ganz-Ohr-Hasen“ haben spezielle Fähigkeiten

Und vor allem, wie findet und erkennt man den passenden „Ganz-Ohr-Hasen“?

Es stimmt, „Ganz-Ohr-Hasen“ sind eine seltene Spezies, die nicht so leicht zu definieren und zu erkennen sind. Zumal so mancher „Ganz-Ohr-Hase“ gar nicht weiß, dass er ein solcher ist!

Manchmal, wie bei mir so geschehen, entwickelt sich das Bewusstsein für diese spezielle Eigenschaft erst in der zweiten Lebenshälfte. Das ist logisch, denn eine gewisse Lebenserfahrung ist für diese Zwiegespräche, wenn sie denn wirksam sein sollen, ganz sicher zweckdienlich, im Bereich der Unternehmensführung sogar unabdingbar.

Dazu kommt, Menschen, die dieses spezielle Zuhör-Gen in sich tragen, stehen nämlich eher nicht im Mittelpunkt. Sie haben eine unaufdringliche Präsenz, verhalten sich ruhig, sind aufmerksam, zurückhaltend und einfühlsam.

Einen genauen Fahrplan, wie Sie Ihren ersten „Ganz-Ohr-Hasen“ Gesprächspartner finden, kann ich daher nicht zur Verfügung stellen. Ein erster, wichtiger Schritt ist es jedoch schon einmal, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass Sie sich einen solchen Reflektor wünschen und mit ihm gemeinsam neue kommunikative Wege gehen wollen.

Ich bin sehr sicher, dass danach bald, zum Beispiel auf einer Veranstaltung, auf einer Reise, jemand auftaucht, bei dem Sie von Anfang an ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit empfinden und mit dem Sie sofort lebendig und offen kommunizieren können. Mit einem Wort, die Chemie sollte stimmen, bevor Sie weitere, intimere Gespräche ins Auge fassen können. Sobald eine regelmäßige Kommunikation etabliert ist, gibt es allerdings ein untrügliches Zeichen, dass diese Person die richtige ist.

Ein Gesprächspartner im Sinne unseres „Ganz-Ohr-Hasen“ fährt niemals einen seichten Kuschelkurs, sondern bietet ehrliches Feedback und wohlwollende, wie konstruktive Kritik. Wenn dies der Fall ist, haben Sie Ihren ersten „Ganz-Ohr-Hasen“ gefunden! 

Herr Glaesener, Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Wir freuen uns bereits auf den 2. Teil unseres Interviews.

Das Interview mit Herrn Paul Glaesener führte die AGITANO Redaktion.

Lesen Sie gerne auch das 2. Interview zum Buch „Reden wir, jetzt!“ mit Paul Glaesener. Dieses wurde am 14. März 2024 veröffentlicht.

Über Paul Glaesener

Self-Made-Man, Geschäftsmann, Gründer, Künstler, Poet, Designer, Sammler, Musikliebhaber, Tontechniker, Bassist, Ex-Baustoffhändler, Ex-Kulturschaffender, Ex-Jazzclubbesitzer, Ex-Herausgeber eines Magazins, Privatier und Autor.

Er ist intensiv an Kunst und Kultur interessiert und versucht, in allem, was er tut, Mensch zu sein und zu bleiben, auf seinem Weg zu sich und zur Entdeckung dessen, was ihn im Innersten seines Kerns ausmacht. Als Begründer der „Speguloreflexologie“ ist er heute Gesprächspartner, Ideengeber, Visionär und vor allem achtsamer Zuhörer: „Ganz-Ohr-Hase“ wie er es augenzwinkernd nennt.

Paul Glaesener Profilfoto
Paul Glaesener (Bild: © Hans Tschida)

Der Vater von fünf Kindern lebt in Luxemburg, Österreich und im deutschen Voralpenland.

Mehr zu Paul Glaesener erfahren Sie auf seiner Website.

Über das Buch „Reden wir, jetzt!“

In einer Welt, die sich kontinuierlich verändert und mit Unsicherheiten konfrontiert ist, sehen sich Führungspersonen häufig vor die Herausforderung gestellt, Durchblick zu bewahren und adäquate Entscheidungen zu fassen. Ein weiteres Problem: Oft sind sie von einer selektiven Wahrnehmung ihres Umfelds umgeben, was zu einer Art Isolation an der Spitze führt.

Paul Glaesener adressiert diese Problematik und teilt mit seiner Leserschaft auf eine sehr persönliche Weise die Faszination und Effektivität des Dialogs auf gleicher Augenhöhe. Er spricht von der Bedeutung eines Dialogpartners, der als unabhängiger und kritischer Begleiter fungiert und durch direkte, wohlüberlegte Rückmeldungen zu einem unverzichtbaren „Spiegel“ wird.

Mit einem charmanten Zwinkern bezeichnet er diese Begleiter als „Ganz-Ohr-Hasen“, welche sich als Reflexionspartner in unterschiedlichen Diskussionsthemen anbieten. Glaesener führt den Begriff der Speguloreflexologie ein, der auf dieser tiefgehenden Kommunikationsform beruht.

In seinem Werk beschreibt er die Merkmale eines idealen „Ganz-Ohr-Hasen“, die Eigenschaften eines erfolgreichen Dialogs, die Bedeutung eines Reflexionsnetzwerks und die Vorzüge dieser Art der Kommunikation.

Buch "Reden wir, jetzt!" von Paul Glaesener
Buch „Reden wir, jetzt!“ von Paul Glaesener, erschienen im Goldegg Verlag

Das Buch motiviert Führungskräfte, sich Mut zur Offenheit und Menschlichkeit zu bewahren, ermuntert sie, Führungs- und Lebensfragen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, veranschaulicht, wie durch gezielte Dialoge Gedanken neu geordnet und Klarheit geschaffen werden kann, und unterstreicht die Bedeutung des bewussten Hörens und Sprechens auf eine praktische, verständliche, fundierte und sofort anwendbare Weise.

Das Buch „Reden wir, jetzt!“ können Sie bei Amazon kaufen.

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