Claus-Peter Schaffhauser: Nichts los in Oberbayern?

Natürlich ist der Oberbayer auch politisch engagiert. Nach der Geburt wird normalerweise automatisch das Parteibuch der CSU und die Mitgliedschaft beim FC Bayern beantragt, um damit den Grundstein für eine normale bürgerliche Karriere zu legen. Außerdem wird die Obststreuwiese mit herrlichem altem Baumbestand schon mal an das Kinderl überschrieben. Aus steuerlichen Gründen und schließlich haben Eltern ja eine Verpflichtung gegenüber Ihrem Nachwuchs.

Gerne wird im Wechsel Mais auf Mais angebaut, weil wir den ganz dringend brauchen, auch wenn die Bienen dabei verrecken. Auch in der Landwirtschaft gibt es unvermeidliche Kollateralschäden (sagt Monsanto).

Andersdenkende werden toleriert, soweit sie ihr Maul halten und sich nicht in Dinge einmischen, die dem Oberbayern heilig sind. Die da wären: Politik, Religion und Heimat und der stets respektvolle Umgang der Wertkonservativen mit diesen drei wichtigen Säulen, in all ihren Varianten.

Kritische Kommentare werden von der allumfassenden Toleranz der Bayern nicht eingeschlossen. Berichte über CSU-Minister, der CSU als Partei, oder Seehofer als Gott sehr nahestehende Person, werden deswegen sehr kritisch beäugt und manchmal muss man halt auch intervenieren, um das Volk vor zu viel Informationen zu schützen. Die diversen Sprecher und Sprecherinnen sind sich da für nichts zu schade. Selbst am heiligen Sonntag greifen sie zum Telefonhörer, lassen den Schweinebraten links (!) liegen und den Knödel kalt werden und rufen praktisch in ihrer Freizeit bei umtriebigen Redakteuren von Rundfunk- und Fernsehanstalten an, um ihre persönlichen Empörung über einen bereits ausgestrahlten Beitrag auszudrücken, oder klar zu machen, dass es politische Verwerfungen geben könnte, wenn man über den kommunistischen Klassenfeind berichtet, der es vom Bierfassanstecher zum Ministerpräsidenten bringen will.

Ja wo samma denn? Der Bayer möchte nicht durch Staatszersetzende Fehlinformationen gestört werden, da wir in Bayern in einer „heilen Welt“ leben. Die Witze und Suchbilder in der Metzgerzeitung genügen normalerweise als Information, da man alles wichtige sowieso schon im Verein oder am Stammtisch besprochen hat. In der Metzgerzeitung ist dann wenigsten auch was für die Kinder dabei und umsonst ist sie auch noch. Was will man mehr? – Nein, das hat mit Zensur natürlich nichts zu tun, wenn da ein Sprecher mit einer anderen Person spricht, sondern man sagt als Gebührenzahler einfach mal seine Meinung, dass man solch aufstachelnden Töne einfach nie nicht im schönen Bayern dulden kann.

Integration ist auch ein schwer vermintes Gebiet. Das es neben dem Katholizismus noch andere Glaubensrichtungen gibt ist schwer zu verstehen und noch schwerer zu akzeptieren. Das es neben Schwarzen auch Schwarze in Bayern geben darf – versteht so manches „altes Muatterl“ auch nicht.

Beim letzten Schafkopfturnier wurde ich nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass man mehrere Generationen auf dem Dorffriedhof nachweisen können muss, wobei mindestens ein Pfarrer (Messner geht auch noch) und ein Bürgermeister dabei gewesen sein muss. Da darf man sich keine Illusionen machen. Nur dann gilt man als Bayer.

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