Die Plagiat Story: Es schavant mir was!

… aus der Kolumne von Claus-Peter Schaffhauser:

Ja, ich habe abgeschrieben und nicht sauber zitiert. Bei dieser Kolumne und auch die voran gegangenen Jahre, bei andern Kolumnen. Ich kann mir ja nicht alles aus den Fingern saugen. Hoch lebe das Plagiat!

Claus-Peter Schaffhauser
Bild: Claus-Peter Schaffhauser

Mir deswegen den Titel eines Kolumnisten abzuerkennen, nein, damit bin ich nicht einverstanden.

Im Wintersemester 1975 /76 hat bei einem Pro-Seminarschein ein Studienkollege zum Thema „Moderne politische Theorien“ bei mir abgeschrieben und wurde mit „gut“ bewertet, meine Arbeit hingegen mit „ausreichend“.

Schon damals kam in mir der Verdacht auf, dass sich wissenschaftliche Arbeit nicht immer lohnt. Weswegen ich mein Studium irgendwann resigniert abgebrochen hatte. Ich musste mich also ganz ohne Titel und Würden und wechselnden Parteibüchern durchs Leben schlagen. Lang blieb ich keiner Partei treu, da mich der liebe Gott mit dem Fluch eines klaren Verstandes und einer schnellen Analysefähigkeit belegt hatte. Die Verlogenheit der Politik und ihrer Vertreter haben mich zum Ex-Juso und zum Ex-Grünen werden lassen, anderen Parteien bin ich erst gar nicht beigetreten, da deren Ziele doch zu leicht zu durchschauen waren.

Irgendwann musste ich mir und meinen Eltern eingestehen, dass ich mit meiner Art des Tennisspielens zwar sehr gut die Tage herumbringen konnte, aber ich weit davon entfernt war, davon Leben zu können. Das gleiche galt für Schwimmen, Karten spielen und späte Frühstücke. Der Brunch wurde praktisch durch meine Lebensart, von mir persönlich im Cafe Münchner Freiheit aus der Wiege gehoben.  Großes Frühstück mit Kaffe und zwei Eier im Glas um 14:00 Uhr – wobei im Cafe Münchner Freiheit ganztägig Frühstück serviert wurde – man kannte seine Klientel.

Also beschloss ich Beamter zu werden. In irgendeiner Behörde. Egal. Verfassungsschutz in Köln. Bundesbahn. Bundeswehr. Ein Engel hielt schützend die Hand über mich. Keiner wollte mich haben. Irgendwann, an einem späten Werktag, nach dem zweiten Ei im Glas, kam mir die Stellenanzeige von Siemens unter die Augen. Sie suchten einen Operator im 3-Schichtbetrieb. Ich sah mich schon nächtens mit einem Skalpell Notoperationen durchführen und bewarb mich. Mein Hausarzt hatte schließlich auch keine Ahnung, also konnte ich das auch. Sie haben mich genommen. 3-Schichtbetrieb heißt die Welt der Normalität zu verlassen. Denn, wenn andere Menschen ins Bett gehen, steht man auf, um arbeiten zu gehen. Das Bier nach der Nachtschicht um 5:00 Uhr morgens riecht einfach für dein Gegenüber in der Straßenbahn ekelhaft, weil sie dich für einen jungen Penner halten. In diesem Zusammenhang an der falschen Endhaltestelle übermüdet aufzuwachen hilft auch nicht weiter. 3-Schichtbetrieb ist asozial.

Ich wechselte in den Tagesbetrieb und lernte Engpässe zu managen. Was für ein Schwachsinn. Wie damals in der DDR verknappte ich knappen Speicherplatz durch erstellen von Dummys, deren Luft ich dann langsam auf Antrag wieder abließ. Damals kostete Speicherplatz noch ein Vermögen und ich war quasi Hilfsverwalter – netterweise, um mich aufzubauen benannte man die Position EDV-Systemverwalter. Aber das ganze System war Mist. Mein oberster Boss hatte eine Siemens-Stammhauslehre hinter sich gebracht und wusste sich in dem System prächtig zu bewegen. Bei jedem Einstand genehmigte er sich den Anschnitt vom Leberkäse und noch eine kleine Scheibe für zu Hause. Trotz hoher Fluktuation hatte er eine gute Figur. – Die Styroporverpackung der Magnetbänder nahm er täglich mit, um seinen Dachstuhl zu isolieren. Im Herzen schon damals ein Grüner. Man munkelte aber, dass er schon früh der CSU beigetreten sei und einen direkten Draht zum Vorstand habe. Ja, dann. Erklärt doch alles, oder?

Merkwürdigerweise wurden wir keine besten Freunde und unsere beruflichen Wege trennten sich bald. Aber noch heute denke ich gern an ihn zurück. Der Mann hat meinen Weg bereitet.

Jedenfalls wurde in den drei Jahren bei Siemens mein Sinn für Gerechtigkeit und mein Gespür für Ungerechtigkeit weiter entwickelt und geschärft und hat mich bis heute nicht verlassen. Nicht in der Geschäftswelt. Und auch nicht im Privaten. Die meisten Menschen denken nur an sich und permanent darüber nach, wie sie ihre Position, auf der einen Seite verbessern können, um auf der anderen Seite den Besitzstand zu wahren und zu verteidigen. Am liebsten weltweit auf Dienstreisen auf Kosten Dritter. Frau Schavan prüft gerade in Khayelitsha, einem Township in Cape Town, Südafrika, welche Schulform dort am meisten Sinn machen würde (G8 oder G9) und ob man den Kindern dort eher mit einem Mathematikbuch aus Schleswig-Holstein, oder einem Deutschbuch aus Bayern weiterhelfen könnte. Bildungspolitik ist Landespolitik. Das hat Frau Schavan, Föderation hin oder her, durchgesetzt. Oder war es etwas schon immer so? Ja, fünf Tage braucht man schon für so einen Job in Südafrika  – auch wegen des heißen Klimas. Könnte mir gut vorstellen, dass sie dort auch auf den geschätzten Kollegen Dr. Ramsauer trifft, der die Verkehrssysteme und Flughäfen vor Ort, gerne mit der Situation in Berlin und Stuttgart vergleicht. Exotische Länder schneiden dabei zu seiner Überraschung oft sehr gut ab. An was oder wen mag es liegen? Es gibt halt auch Schwarze die Ahnung haben.

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