Franz Alt: Werden Elektroautos ein Erfolg?

… aus dem wöchentlichen Kommentar von Dr. Franz Alt. Nach „Energiewende statt Gas von Putin“ folgt heute: „Werden Elektroautos ein Erfolg?“

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In Norwegen verkauft sich der Elektrosportwagen Tesla seit über einem halben Jahr besser als der VW-Golf. Er ist zurzeit das meist gekaufte Auto in Norwegen. Der Tesla S ist so begehrt, dass Norweger für einen gebrauchten Tesla mehr Geld ausgeben als für Neuwagen.

Die Wartezeit für einen Neuwagen beträgt fünf Monate. „Die Nachfrage ist extrem“, sagt Joar Tenfjord, Tesla-Händler in Bergen. Auch in den USA ist die Nachfrage nach dem schicken E-Auto aus Kalifornien groß. In den ersten zwei Monaten 2014 wurden dort 14.000 verkauft.

Ein solcher Erfolg geht auch an der Börse nicht spurlos vorüber: Die Tesla-Aktie boomt zurzeit wie die von Apple. Analysten gehen davon aus, dass 2025 Tesla zwei Drittel aller E-Autos weltweit produzieren und verkaufen werde. Und wo bleiben die deutschen Autobauer?

Es sei einfach über Elektro-Autos zu reden, aber ganz schwierig, sie zu bauen und auf den Markt zu bringen, erklärten in den letzten Tagen BMW- und VW-Bosse. Trotz aller Lippen-Bekenntnisse zur Elektromobilität sind in Deutschland die Elektroautos mehr Dekor, Reklame und Täuschung als Realität. Da wird viel angekündigt, aber wenig umgesetzt.

Kein Wunder: Die Reichweite des i3 von BMW beträgt 150 Kilometer und das Auto kostet 35.000 Euro. Ein Tesla hat eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern, ist allerdings auch doppelt so teuer. Aber dennoch erfolgreicher, denn er braucht kein Benzin und erneuerbarer Strom ist weit preisgünstiger als Benzin.

Langfristig, wahrscheinlich schon mittelfristig, werden auch deutsche Autobauer ernsthafter als heute Elektroautos bauen müssen, wenn sie nicht vom Weltmarkt verschwinden wollen. Auch in Japan, Taiwan, Südkorea und in China ist die Entwicklung von E-Autos fortgeschrittener als hierzulande.

Deutschland und die EU haben sich das Ziel gesetzt, bis 2050 mindestens 80 Prozent weniger CO2 zu emittieren als noch 1990. Es wird aber keine Energiewende geben ohne eine Verkehrswende, die diesen Namen verdient.

Im ganzen Jahr 2013 wurden jedoch in Deutschland nur 408  i3-Autos von BMW verkauft. Deutschland ist im Bereich zukünftiger Mobilität noch Entwicklungsland. Die hiesigen Autobauer verschlafen zurzeit die Verkehrswende so ähnlich wie die alten Energieversorger die Energiewende verschlafen haben. Die Entwicklung in Norwegen kann überall kommen.

Übrigens: das erste Elektroauto fuhr in Deutschland Werner von Siemens im Jahr 1896.

Quelle: © Franz Alt 2014

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Über Franz Alt:

Portrait von Dr. Franz Alt
Dr. Franz alt (© Bild: privat)

Dr. Franz Alt hat politische Wissenschaften, Geschichte, Philosophie und Theologie studiert. Er war zwanzig Jahre Leiter und Moderator von „Report Baden-Baden“, bis 2003 Leiter der Zukunftsredaktion des SWR sowie Leiter und Moderator des 3sat-Magazins „Grenzenlos“. In den letzten Jahren hat er sich zudem als anerkannter und leidenschaftlicher Experte für die Bereiche Erneuerbare Energien sowie Energie- und Umweltpolitik etabliert. Er wurde von der EU-Kommission mit dem „Europäischen Solarpreis für Publizistik“ ausgezeichnet und hält jährlich hunderte Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus wird er auch regelmäßig von ausländischen Regierungen gebeten, das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz vorzustellen, das international als Vorbild für eine regenerative Energiewende mit der Zielgröße der Energieautarkie gilt. Für weiterführende Informationen siehe seine Website www.sonnenseite.com.

Lesen Sie hier seinen Kommentar von letzter Woche: „Energiewende statt Gas von Putin“.

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Sein aktuelles Buch:

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256 Seiten
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