Neben der Gesundheitsbranche dürfte wohl kaum ein Wirtschaftszweig in Deutschland derart vom Phänomen Fachkräftemangel betroffen sein wie der MINT*-Bereich. Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zufolge, übersteigt bereits seit gut einem Jahrzehnt, die Anzahl der offenen Stellen jene der Arbeitssuchenden. Die Situation dürfte sich für hierzulande angesiedelte MINT-Unternehmen aufgrund demografischer Entwicklungen weiter verschärfen. Dabei können sie selbst gegensteuern.
Zunehmend älter, zunehmend weniger, zunehmend fitter
Innovationen in der Medizintechnologie, Weiterentwicklungen innerhalb der Pharmabranche und die Einführung eines Altersvorsorgesystems haben in Deutschland dazu geführt, dass die Bevölkerung an Alter zu- und an Anzahl abnimmt. Der Wandel der Arbeitswelt und eine damit einhergehende gesündere Lebensweise sorgen aber auch dafür, dass die Deutschen immer länger fit bleiben – sowohl körperlich, als auch geistig. Ein Umstand, den sich vor allem IT-Unternehmen aus dem Mittelstand zunutze machen sollten.
IT: Jobchance für Fachkräfte so gut wie lange nicht
Was in puncto demografische Alterung für den einen Anlass zur Sorge ist für den anderen eventuell Grund zu berechtigter Hoffnung. So bezeichnet Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbands BITKOM, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Berufschancen für IT-Fachkräfte als ausgezeichnet: „In den vergangenen vier Jahren sind mehr als 80.000 neue Stellen entstanden, und auch in diesem Jahr gibt es voraussichtlich wieder mehr als 10.000 zusätzliche Jobs. Hinzu kommt: Seit Jahren fehlen in Deutschland IT-Experten. Derzeit gibt es 39.000 offene und schwer zu besetzende Stellen.“ Informatik ist nur eine der MINT-relevanten Branchen. Aber auch in anderen Zweigen, wie etwa dem Maschinenbau, ist die Situation ähnlich.
Zu wenig Frauen, zu viele Abbrecher
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Ein Grund dürfte im deutschen Bildungssystem zu suchen sein. Sicher, vor allem technische Studiengänge gehören zu den schwierigsten. Diese aber werden, laut Kempf, seitens der Hochschulen zu oft mit künstlichen Hürden versehen, die so manchen, der durchaus das Zeug zu einer guten MINT-Fachkraft hätte, ohne Not scheitern lässt. Konsequenz dieser „Kultur des Herausprüfens“: hohe Abbrecherquoten.
IT-Fachkräfte gibst auch jenseits der Uni
Aber auch die Unternehmen selbst sind in der Pflicht. Muss es denn immer ein Hochschulstudium sein?! Abseits des klassischen Weges gibt es andere (Aus-)Bildungspfade. Viele, die eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, lassen sich über Weiterbildungsangebote, wie sie das MedienReich anbietet, beispielsweise im Bereich AutoCAD – 3D-Konstruktionen weiterbilden. Zudem könnten Arbeitgeber (zumindest in einigen Bundesländern) duale Studiengänge anbieten. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist dies bezüglich ein zunehmend wichtiger werdender Faktor. Die Möglichkeiten an qualifiziertes Personal zu gelangen und sich somit Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen sind zahlreicher als von vielen Unternehmen gedacht.
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*MINT, das Akronym steht für die Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Nach Ansicht vieler Wirtschaftswissenschaftler wird gerade in diesem Bereich die deutsche Volkswirtschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit dem Phänomen Stellenbesetzungsproblem konfrontiert.