Die Morde in der Redaktion des Pariser Satire-Magazins Charlie Hebdo haben gezeigt, dass der Extremismus auch mitten in Europa angekommen ist und die Grande Nation ins Herz getroffen hat. Ulrich B Wagner tritt deshalb für Toleranz, gegen Extremismus, für gegenseitigen Respekt und für die Freiheit, seine Meinung zu äußern, ein.
In seiner heutigen Kolumne “QUERGEDACHT UND QUERGEWORTET – Das Wort zum Freitag” meint er: Es reicht! Intoleranz hat nur Intoleranz verdient.
Was an Extremisten abzulehnen und gefährlich ist, ist weniger ihr Extremismus als ihre Intoleranz. Hier liegt das Übel nicht in dem, was sie über ihr eigenes Anliegen sagen, sondern in dem, was sie über ihre Gegner verbreiten.
(Robert F. Kennedy)
Wer den Gedanken nicht angreifen kann, greift den Denkenden an.
(Paul Valéry)
Gegen die Intoleranz
kann man nicht
intolerant genug sein.
(Ernst Ferstl)
Es reicht!
Wie jeder weiß, bin ich einer der tolerantesten Menschen der Welt. Aber jetzt bin ich wütend, stinkesauer, und um es mit Max Liebermann auszudrücken: ich kann gar nicht soviel fressen wie ich kotzen möchte, angesichts dieser feigen und dreckigen Tat, die diese verblendeten Vollpfosten am Mittwoch dieser Woche in den Pariser Redaktionsräumen von Charlie Hebdo verübt haben.
Wir sind nicht für Extremismus verantwortlich!
Nein, mein lieber Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die deutschstämmigen Gotteskrieger, Salafisten, Dschihadisten, ISIS – Kämpfer sind nicht unsere Söhne und Töchter, auch wenn sie in unsere Schulen, in unsere Sportvereine und in unsere (?) Moscheen gegangen sind. Und vor allem tragen wir schon mal erst Recht keine Verantwortung für ihre Radikalisierung, ihren Extremismus.
Und eine Moschee habe ich auch nicht, genauso wie ich keine katholische, evangelische oder wie immer geartete Kirche als die meinige bezeichnen würde.
Wir sind Charlie – nicht Pegida
Ja, wir sind Charlie und nicht Pegida. Denn jede Form des Hasses ist mit Sicherheit verurteilenswert. Ich für meine Person verabscheue jede Form des Extremismus, ob rechts oder links, oder aus religiösem Übereifer geboren. Al Quaida, Taliban, Boko Haran, ISIS: Nein es gibt sich nicht „die“ Moslems und „den“ Islam angesichts dieses theologisch begründeten Blutrausches. Ich fühle nur noch Wut, Empörung, Überforderung und Hilflosigkeit über unser geheucheltes Gutmenschentum.
Respekt vor dem Anderen
Nein, und ich möchte auch nicht alles verstehen und gutheißen müssen. Von mir aus kann jeder nach seiner Façon glücklich werden, ich gönne es jedem, solange er auch die Freiheit und die Andersartigkeit des Anderen respektiert.
Ich will auch meinen Weihnachtsmarkt, das „Negerbaby“ aus Jim Knopf, den Mohrenkopf, das Zigeunerschnitzel und all das andere zurück, was uns von den politisch korrekten Vollpfosten (Lesen Sie dazu auch: Über Jahresendengel und Gemeindebäume: Gegen politisch korrekte Weihnachten) verboten worden ist. Es ist nämlich dem gleichen intellektuellen und moralischen Armutszeugnis geschuldet, das heute die Gefahr durch den Islamismus und Extremismus zu leugnen versucht. Es ist schlicht und einfach Feigheit.
Mögen mir auch die Vertreter der Erregungs- und Multikultikultur mit ihrem von Verbitterung verwelkten, moralischen Zeigefinger drohen und mich als vermeintlichen Nazi und Rassisten beschimpfen.
Wir müssen Stellung beziehen
Nein, meine Lieben, es ist längst überfällig, dass wir uns positionieren, Stellung beziehen, empören und eine Haltung einnehmen. Ich liebe die Freiheit, ja und nein zu sagen, wann ich will, gegen linke genauso wie gegen rechte Ressentiments. Ja, und wir haben auch alle noch glücklicherweise das Recht, politische und religiöse Autoritäten zu verspotten.
Vor allem müssen wir sofort damit aufhören, die Existenz der Gefahr zu leugnen, die von diesen im Grunde schwachen und geistig armen Fanatikern ausgeht, und die sich auch nur so lange groß, stark und mächtig fühlen, so lange sie sich unter dem Deckmäntelchen des Islam verstecken können und wir dieses Versteckspielchen auch noch dulden. Das sind wir den mutigen Redakteuren aus der Redaktion von Charlie Hebdo schuldig.
Noch einmal, nein ich fühle mich nicht verantwortlich für diesen Extremismus. Es ist ihr ganz eigener Hass auf das Fremde, das Andere, ihr Hass auf die Freiheit, der sie antreibt.
Der Extremismus gefährdet unsere Freiheit
Es besteht Handlungsbedarf, und wenn wir nicht bald aus unserer von Hilfs-, Macht- und Wirkungslosigkeit getränkten Ecke herauskommen, werden wir alles verlieren: unsere Lebensentwürfe, unsere Kunst, unsere Kultur und unsere hart erkämpfte Freiheit.
Ich bin stolz darauf, dass alle großen Tageszeitungen heute die Mohammed Karrikaturen aus dem Hause Charlie Hebdo abgedruckt haben … bis … bis auf „unsere“ amerikanischen Freunde. Auch vor Euch habe ich mit dem heutigen Tag jede Achtung verloren. Es ist schlicht und einfach Feigheit, und das von einer Nation, die uns einmal Frieden und Freiheit geschenkt hat. Schämt Euch!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen mehr Mut zu Zivilcourage und politischer Unkorrektheit.
Ihr
Ulrich B Wagner
Über Ulrich B Wagner
Ulrich B Wagner (Jahrgang 1967) ist Diplom-Soziologe, Psychologe, Schriftsteller und Kolumnist. Sein Studium der Soziologie, Psychologie & Rechtswissenschaften absolvierte er an der Johann Wolfgang von Goethe Universität, Frankfurt am Main. Zusammen mit Professor Karl-Otto Hondrich arbeitete er am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an einer Reihe von Forschungsprojekten zum Thema „Sozialer und kultureller Wandel“.
Ulrich B Wagner ist Dozent an der european school of design in Frankfurt am Main mit dem Schwerpunkt Kommunikationstheorie, Werbe- und Konsumentenpsychologie, sowie Soziologie und kultureller Wandel und arbeitet als Berater sowie systemischer Coach mit den Schwerpunkten Business- und Personal Coaching, Kommunikation und Konzeptentwicklung, Begleitung von
Veränderungsprozessen und hält regelmäßig Vorträge und Seminare.
Zu erreichen: via Mail ulrich@ulrichbwagner.de, via Xing und Facebook (Ulrich B Wagner).