Plattformökonomie und digitale Plattformen als Chance für mittelständische Unternehmen

Jeder kennt die digitalen Plattformen global tätiger Unternehmen wie Google, Amazon oder Facebook. Doch nur wenigen ist bewusst, dass die Plattformökonomie die Basis ihres Erfolges ist. Entsprechend stellen sich viele weitere Unternehmen – darunter auch mittelständische Unternehmen – die Frage, ob die Plattformökonomie und digitale Plattformen auch in ihren eigenen Geschäftsfeldern eine Rolle spielen können. Unternehmen sollten bei der Entscheidung für oder gegen ein digitales Ökosystem jedoch nicht zu lange warten, denn eines steht fest: Die Konkurrenz schläft nicht. Hier erfahren Sie Wissenswertes zu den Möglichkeiten der Plattformökonomie und welches Potential sie birgt.

Was ist eine Plattformökonomie im traditionellen Sinn?

Unter Plattformökonomie versteht man eine Form der Organisation, auf deren Basis Kunden, Anbieter und Zulieferer miteinander in Kontakt treten und Geschäfte abschließen. Dazu braucht es noch kein digitales Ökosystem, denn auch ein Wochenmarkt oder eine Messe gelten per Definition als Plattformökonomie – auch sie bieten eine Organisation sowie Rahmenbedingungen, die für alle Teilnehmer der jeweiligen Plattformökonomie gelten und auf die sie sich verlassen können.

Wie sehen digitale Plattformen aus?

Digitale Plattformen nutzen das Internet, um viele Teilnehmer einfach und schnell miteinander zu vernetzen und alle wesentlichen Informationsflüsse darüber zu realisieren. Eine digitale Vernetzung bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich – es muss das nötige Vertrauen aufgebaut werden, welches für die Nutzung der digitalen Plattform unabdingbar ist. Doch Betreiber von digitalen Plattformen bieten mit ihren Diensten auch für dieses Problem eine Lösung an. Digital realisierte Plattformökonomie stellt eine für die Teilnehmer offene Infrastruktur zur Verfügung, dank der sich die Einhaltung bestimmter Regeln sicherstellen lässt. Das entscheidende Element von digitalen Ökosystemen ist dabei, dass die Einhaltung von entsprechenden Regeln gewährleistet wird. So lässt sich trotz digitaler Distanz, Vertrauen schaffen. Das Internet ist also eine Voraussetzung für eine digital realisierte Plattformökonomie aber noch keine ausreichende Grundlage.

Bekannte Beispiele für ein digitales Ökosystem als Plattformökonomie

Die Funktionsweise digitaler Ökosysteme lässt sich am besten anhand bekannter digitaler Plattformen erläutern, wie beispielsweise dem Online-Marktplatz Ebay. Das Unternehmen selbst lagert und verkauft keine Handelsgüter, sondern beschränkt sich darauf, als digitales Ökosystem Anbieter und Käufer zusammen zu bringen. Ein wichtiger Bestandteil der digitalen Plattform und ein effektives Mittel zu Schaffung von Vertrauen, ist die Bewertungsfunktion über Ebay. Eine weitere zentrale Funktion bei Ebay ist die einfache, schnelle und sichere Bezahlung.

An dem Beispiel des E-Commerce Giganten Amazon lassen sich die Wachstumschancen eines digitalen Ökosystems anschaulich erläutern. Begonnen hat Amazon mit dem Online-Verkauf von Büchern, bei welchen das Unternehmen ein weitgehend vollständiges Angebot zur Verfügung stellte und die Bestellungen zudem schnell ausliefern konnte. Nachdem Amazon dieses anfangs noch beschränkte digitale Ökosystem zum Funktionieren gebracht hatte, wurde die Plattformökonomie erweitert. Erst um weitere Produkte, dann folgte die Möglichkeit nicht nur als Käufer, sondern auch als Verkäufer aktiv zu werden. Weitere Services wie Hosting und Streaming erweiterten das Angebot.

Amazon stellt ein anschauliches Beispiel dafür dar, wie sich ein digitales Ökosystem durch die Erschließung neuer Geschäftsmodelle natürlich erweitern lässt. Beispiele von erfolgreichen Unternehmen zeigen, dass sich digitale Plattformen geradezu anbieten, neue Verbindungen zwischen den Teilnehmern und der entsprechenden Plattformökonomie herzustellen. Auch im Finanzbereich sind bereits zahlreiche funktionalen Lösungen auf Basis einer Plattformökonomie erfolgreich umgesetzt worden.

Warum digitale Plattformen auch für den Mittelstand spannend sein können

Einer der vielen Vorteile digitaler Ökosysteme ist die Möglichkeit schnell und einfach neue Kundenkontakte aufzubauen. Plattformökonomie kann aber nicht nur Kunden, sondern auch Partner, Zulieferer und nicht zuletzt auch die eigenen Mitarbeiter zusammenbringen. Selbst wenn das digitale Ökosystem eines mittelständischen Unternehmens nur das bestehende Geschäftsmodell abbildet, sind fast in jedem Fall Effizienzvorteile zu erwarten. Denn sind digitale Plattformen erst einmal in Betrieb, ergeben sich oft von ganz allein neue Ideen und Anregungen zum Ausbau der Plattformökonomie.

Im Gegensatz zu etablierten mittelständischen Unternehmen haben neu gegründete Start-ups bei der Einführung digitaler Plattformen oft das sogenannte Henne-Ei-Problem. Derartige Neugründungen haben es zwar zumeist leicht, ein digitales Ökosystem und digitale Plattformen einzurichten, aber eine Plattformökonomie ist nur dann nützlich, wenn sie eine gewisse Mindestanzahl von Benutzern aufweisen kann. Hier sind mittelständische Unternehmen mit eigener Produktion und bestehendem Kundenkreis klar im Vorteil. Auf dieser Basis lässt sich ein digitales Ökosystem relativ schnell und einfach einrichten. In jedem Falle kann so von neu hinzugewonnen Vorteilen in Hinsicht auf Kosten und Geschwindigkeit profitiert werden.

Erste Schritte bei der Umsetzung eine Plattformökonomie auf Basis digitaler Plattformen

Es mag banal klingen, doch ein empfehlenswerter erster Schritt hin zur Plattformökonomie besteht darin, selbst auf großen digitalen Plattformen aktiv zu sein. Nutzen möglichst viele Mitarbeiter eines mittelständischen Unternehmens verschiedene digitale Plattformen, legen dort eigenen Profile an, pflegen diese und nutzen sie regelmäßig, bringt dies dem Unternehmen bereits erste Vorteile. Die Mitarbeiter sammeln erste Erfahrungen und steigern so die Akzeptanz von digitalen Ökosystemen innerhalb des Unternehmens. So können Mitarbeiter die vielen Möglichkeiten, die Plattformökonomie mit sich bringt, besser erkennen und steigern die Chance, auch ein unternehmenseigenes digitales Ökosystem erfolgreich mitzugestalten.

Auch wenn die Entwicklung einer hauseigenen Lösung häufig als zu aufwendig beurteilt wird, bedeutete dies nicht, dass auf die Vorteile der Plattformökonomie verzichtet werden muss. Es gibt bereits zahlreiche Anbieter für digitale Plattformen, die man als Cloudlösung zukaufen kann. Oft wird dazu auch Beratung für ein eigenes digitales Ökosystem angeboten. So ist Hürde einer kostspieligen Eigenentwicklung leicht zu umgehen.

Ein weiterer hilfreicher Tipp auf dem Weg zur Plattformökonomie ist, digitale Plattformen anfangs nur für eine firmeninterne Nutzung zu beschränken. Funktioniert das digitale Ökosystem dann im Kleinen, ist deren Öffnung für weitere Teilnehmer nur noch ein vergleichsweiser kleiner Schritt. Zudem gewinnen mittelständische Unternehmen damit die Sicherheit, externen Nutzern von Anfang an ein funktionierendes System als digitale Plattform anbieten zu können.

Die Chancen einer Plattformökonomie für mittelständische Unternehmen

Allein die Bereitschaft mittelständischer Unternehmen, eine digitale Plattform einzurichten, zeigt den Innovationswillen des Unternehmens. Tests mit einem digitalen Ökosystem minimaler Größe sind in fast jedem Fall sinnvoll, selbst wenn sich das Unternehmen später gegen einen Livegang entscheiden sollte. Ein großer Vorteil einer Plattformökonomie ist, dass sie es praktisch in jedem Fall erlaubt, den Informationsaustausch zu automatisieren. Die Folge: Bereits im Unternehmen etablierte Prozesse werden von der digitalen Plattform übernommen, was oftmals zu spürbaren Kostensenkungen führt. Ein weiterer Pluspunkt eines digitalen Ökosystems ist, dass bei dessen Nutzung zwangsläufig Daten gesammelt werden, die für Unternehmen von großem Interesse sind. Diese lassen sich beispielsweise für weitere Angebote in der Plattformökonomie nutzen oder können für besonders zielgerichtete Werbung verwendet werden.

Je früher sich ein Unternehmen dem Thema Plattformökonomie nähert, desto geringer ist die Möglichkeit, von der Konkurrenz überholt zu werden. Hinzu kommt, dass ein erstes eingerichtetes digitales Ökosystem für einen bestimmten Bereich eine wichtige Vorreiterrolle übernimmt: Da digitale Plattformen eine Standardisierung erfordern, sind es zumeist die ersten aktiven Lösungen, die diese Standards setzen.

Herausforderungen durch digitale Plattformen und eine Plattformökonomie im Mittelstand

Wichtig ist, dass sich auch die Unternehmensführung mit den Grundsätzen der digitalen Ökosysteme auseinandersetzt. Eine Auslagerung von Tätigkeiten rund um digitale Plattformen sollte mit Bedacht entschieden werden, denn eines ist klar, die eigene Führungsebene kennt das Unternehmen und die eigenen Mitarbeiter am besten.

Ein zentrales Thema bei digitalen Plattformen ist natürlich die Datensicherheit, da in digitalen Ökosystemen doch zahlreiche sensible Daten erhoben und verarbeitet werden. Fehler in diesem Bereich können teure Schadenersatzklagen und ein Vertrauensverlust bei betroffenen Parteien, wie Kunden nach sich ziehen. Ausführliche und regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter im Umgang mit der eigenen digitalen Plattform sind unabdingbar, und zwar für alle, die das digitale Ökosystem in irgendeiner Art und Weise nutzen oder entwickeln. Im Vordergrund sollte dabei nicht nur die korrekte Nutzung der Plattformökonomie stehen, sondern auch das Verständnis für die Notwendigkeit eines digitalen Ökosystems zu schärfen.

Auch wenn die Kosten für die Einrichtung einer Plattformökonomie, oftmals als vergleichsweise hoch eingestuft werden, lohnt sich diese Investition fast immer. Im Gegensatz zu digitalen Plattformen in Großunternehmen, die bereits etabliert sind und von mehreren Entwicklern betreut werden, gilt die Neueinrichtung digitaler Ökosysteme und digitaler Plattformen unter Entwicklern zumeist als interessante Herausforderung. Sie wird dementsprechend mit großem Einsatz und Elan vorangetrieben – was auch dem Ergebnis zugutekommen wird.

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