Professionelle Fotografie entsteht nur im Team – Interview mit Kai Neunert

Wodurch zeichnet sich ein professioneller Fotograf aus? Auch in Zeiten, in denen die Zahl der geschossenen Fotos immer weiter zunimmt, bleibt die professionelle Fotografie ein Handwerk, das erlernt werden will; sollen doch die Ergebnisse den Betrachter in ihren Bann ziehen. Ein gelebtes Beispiel dieser Kunst gibt Kai Neunert: Der professionelle Fotograf hat mit zahlreichen renommierten Namen der Branche zusammengearbeitet und sein eigenes Atelier in München. Neben seinen Steckenpferden der Business- und Firmen-Portraits hegt er eine besondere Leidenschaft: Den Menschen selbst. Im AGITANO-Interview steht er Rede und Antwort: Seine Erfolgsstrategie, wie er mit einem immer neuen Gegenüber so herausragende Ergebnisse erzielen kann, wie sein umfangreicher Erfahrungsschatz ihm dabei in die Hände spielt, und wie er seiner Leidenschaft in seiner Arbeit als professioneller Fotograf in München wie auch direkt am Ort des Geschehens Ausdruck verleiht.

Inhaltsverzeichnis

Ein Fotograf, dessen Energie ansteckt – Kai Neunert im Interview

Schönen guten Tag Herr Neunert, Ihr Werdegang verzeichnet ja so einige Stationen, die nicht zwangsläufig auf professionelle Fotografie in München als Ziel schließen lassen. Was war für Sie der Moment, in dem Sie entschieden haben, sich diesem Handwerk zu widmen?

Ja, das stimmt. Ich habe in meinem Leben schon so einige Eckpfeiler überwunden um dann bei der Fotografie zu landen. Ich habe nach der Schule Hotelfach gelernt und war viel im Ausland unterwegs. Aber nachdem ich in Mexico nach einer zerbrochenen Beziehung wieder nach ein wenig mehr Stabilität suchte, kam ich 2001 wieder zurück nach Deutschland, woraufhin ich Sport studierte. Während des Sportstudiums wurde mein damaliges Hobby – die Fotografie – für mich immer bedeutender und so kam es, dass ich nach dem Studium anstatt als Sportlehrer zu arbeiten ein Praktikum in einem sehr renommierten Fotostudio begann.

Auf diesem Wege war ich schnell als Fotoassistent anerkannt und reiste mit verschiedenen Fotografen um die Welt. Meine Vorgeschichte als Hotelfachmann und Sportstudent kam mir da sehr zugute, weil ich es gewohnt war, flexibel sein zu müssen, Zusammenhänge schnell zu verstehen und mit immer wieder anderen Personengruppen zurecht zu kommen. Das ist es auch, was mir heute in die Karten spielt. Als Fotograf ist es unglaublich wichtig, wie ich finde, nicht nur kreativ zu sein, sondern sich den gegebenen Situationen schnell anzupassen. Man muss die Menschen so nehmen können, wie sie nun einmal sind, um dann mit Ihnen gemeinsam im Team Bilder zu erschaffen, die in sich stimmig sind und den Betrachter ins Staunen versetzten.

Sie lichten mit Vorliebe Menschen ab. Um individuelle Charakteristika in situativen Settings hervorzuheben ist eine gewisse Vertrautheit Voraussetzung. Wie finden Sie diesen Zugang zu den Personen vor Ihrer Kamera in den einzelnen Shootings?

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Businessportraits gehören zu den Steckenpferden des professionellen Fotografen Kai Neunert. (Bild: © Kai Neunert)

Wie ich gerade schon sagte, ist es immer sehr wichtig meinem Gegenüber klar zu machen, dass ich nicht alleine das Bild mache: Es sind immer mindestens zwei Personen an einem Portrait beteiligt. Ganz unabhängig davon, ob ich den Vorstand für ein Businessportrait oder die Näherin in einer Fabrikhalle in einem eher künstlerischen Kontext fotografiere, versuche ich immer, mit meinem Gegenüber auf gleicher Ebene zu stehen und der Situation die gewisse Einfachheit zu verleihen, die nötig ist um das Eis zu brechen. Ich setze mich mit meinem Gegenüber in ein Boot und wir paddeln gemeinsam. Auch ist es meiner Meinung nach von zentraler Bedeutung, dass man schnell auf den Punkt kommt. Dazu gehört auch, dass die technischen und handwerklichen Probleme im Handumdrehen gelöst werden. Das Licht und die Umgebung im Griff zu haben sind für mich Grundvoraussetzung. Nur so kann man sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Den Menschen.

Menschen harmonieren ausgesprochen unterschiedlich miteinander. Ist es schon einmal passiert, dass Sie mit einem Kunden gar nicht verstanden haben? Wie gehen Sie als professioneller Fotograf mit einer solchen Situation um?

Das ist eigentlich noch kein einziges Mal vorgekommen. Natürlich kann es passieren, dass mal die Chemie nicht so stimmt. Aber da ich mein Ego nicht mit in den Raum bringe und vieles möglichst der Situation überlasse, merken meine Gegenüber schnell, das wir an einem Seil ziehen. Für viele ist fotografiert zu werden ein nicht abzuwendendes Übel, was aber eben erledigt werden muss. Ich zeige, dass ich das verstehen kann und nehme dadurch den Druck aus der Situation heraus.

Gerade bei Business- und Firmenportraits sind Sie viel unterwegs und müssen Ihr Equipment an den Ort des realen Geschehens bringen. Wie reagieren Ihre Kunden auf die Ausrüstung und die Vorbereitungen am Set? Haben diese besonderen Umstände einen Einfluss auf die Authentizität der Bilder?

Sicherlich ist es manchmal erstmal ein Schock, wenn ich mit meiner Ausrüstung ankomme. Oft brauche ich aber gar nicht so viel und das Equipment bleibt unbenutzt. Ich arbeite viel mit dem vorhandenen Licht und ein, zwei kleinen Blitzen. Das andere Equipment dient da meist als Backup um auf möglichst jede Situation vorbereitet zu sein und nicht plötzlich mit leeren Händen dazustehen.

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Professionelle Fotografie ist und bleibt ein Kunsthandwerk, das Flexibilität voraussetzt. (Bild: © Kai Neunert)

Professionalität bedeutet für mich, flexibel zu sein und dafür ist es manchmal auch einfach nur gut zu wissen, dass man noch ein Ass im Ärmel hat. Und wenn ich 200 Kilometer von meinem Atelier entfernt bin, kann ich nicht mal schnell um die Ecke gehen um etwas zu holen.

Um den zweiten Teil Ihrer Frage zu beantworten kann ich nur sagen, dass es natürlich einen Einfluss auf Menschen hat, wenn plötzlich zwei Lampen, ein Assistent und ein Objektiv auf einen gerichtet sind. Aber wie ich schon sagte, dann muss man seinem Gegenüber klar machen, dass er der Situation nicht ausgeliefert ist, sondern – so wie ich auch – Teil der Situation. Die Authentizität kommt dann von selber.

Fotografie sieht sich häufig dem Anspruch gegenüber, originelle Gedanken und „noch nie dagewesene“ Ideen in jedem neuen Shooting umzusetzen. Wie sieht Ihre persönliche Strategie aus, Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und dabei dennoch im Moment und in der Realität Ihrer Kunden zu bleiben?

Natürlich ist es wichtig, immer kreativ und originell zu sein – und vor allem zu bleiben. Wenn man sich jedoch dazu zwingt, passiert meist genau das Gegenteil. Ich bin ein situativer Mensch. Die Kreativität kommt mit der Gegebenheit und die nie dagewesenen Gedanken folgen wie von selbst. Natürlich planen wir oft Shootings und ich sitze schon Tage vorher an meinem Schreibtisch oder stehe auf der Foto-Location und überlege mir, wie wir das umsetzen können. Da fliegen die kreativen Gedanken nur so durch den Kopf und dabei eröffnen sich viele Möglichkeiten und Türen. Aber am Tag des Shootings kann es eben doch immer nochmal anders kommen und dann heißt es flexibel, nicht festgefahren und doch vorbereitet zu sein.

Meine Kunden spüren dann wohl, dass ich weiß, ich tue. (lacht)

Als professioneller Fotograf verbringen Sie die meiste Zeit hinter der Kamera. Was bedeutet es für Sie, selbst fotografiert zu werden?

Ich stehe zwar lieber hinter der Kamera, aber als Assistent musste ich oft Lichtmodel stehen und weiß darum, wie es ist, fotografiert zu werden. Ich habe gemerkt, dass es nicht hilft, der Situation auszuweichen. Wie auch in meinem Leben versuche ich, mit dem Fluss zu gehen und dasselbe ist es auch wenn ich mal selbst fotografiert werde….

Gibt es etwas, was Sie als absolute Stärke Ihrer Fähigkeiten im handwerklichen Bereich der Fotografie bezeichnen würden?

Ich liebe es, Licht zu bauen. Licht ist für mich so etwas wie Knetgummi. Nur kann ich mit Knetgummi nicht wirklich gut umgehen – mit Licht schon. Ich mische gerne die vorhandenen Lichtsituationen mit Studioblitzen. Wichtig ist mir da aber meist, dass es natürlich bleibt und nicht „geblitzt“ aussieht. Dafür ist es wiederum elementar, die Zusammenhänge zu verstehen. Das habe ich unter anderem gelernt, als ich als Assistent mit so wundervollen Fotografen wie Oskar Falk oder Nadav Kandar arbeitete.

Was ist Ihrer Meinung nach die wertvollste Erfahrung in Ihrem Leben gewesen, die Ihre Arbeit als professioneller Fotograf – in München und allen Ländern der Welt, die Sie schon besucht haben – besonders auszeichnet?

Das Wertvollste, was ich gelernt habe, ist demütig zu sein und sich darüber klar zu sein, dass es immer anders kommen kann als man denkt. Nicht aus allen Wolken zu fallen, sondern flexibel zu bleiben, ist die beste Waffe, die ich seitdem besitze.

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Kai Neunert ist professioneller Fotograf, sein Atelier befindet sich in München (zwischen Schwabing West und Maxvorstadt nähe Leonrodplatz). Seine Arbeitsweise zeichnet sich unter anderem durch seine enorme Flexibilität aus – hier kommt ihm ein umfangreicher Erfahrungsschatz aus den verschiedensten Bereichen zugute. (Bild: © Kai Neunert)

Vielen Dank, Herr Neunert, für die interessanten Ausführungen und Einblicke in Ihre Arbeit als professioneller Fotograf in München und die prägenden Eindrücke, die Sie für Ihren Ansatz für professionelle Fotografie an den verschiedensten Orten der Welt gesammelt haben. Wir wünschen Ihnen Alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!

Das Interview mit Kai Neunert führte Oliver Foitzik, Herausgeber AGITANO und Geschäftsführer der FOMACO GmbH.

Über Kai Neunert

Kai Neunert ist professioneller Businessportrait-Fotograf und Portraitfotograf aus München. Die Leidenschaft für die Herausforderung, Menschen, welche selten oder nie vor der Kamera stehen, sich in der Rolle des Portraitierten wohlfühlen zu lassen, ist sein Markenzeichen. Über die Jahre seiner professionellen Karriere sind zahlreiche beeindruckende Portraits entstanden. Auch Firmenportraits sind Kai Neunerts Steckenpferd. Ob Arbeiter mit Schweißgerät oder das Stillleben einer Spezialmaschine: Kai Neunert liebt es, all das ins rechte Licht zu rücken um Firmen den besonderen Glanz zu verleihen.

Weitere Informationen und Einblicke in seine Arbeit als professioneller Fotograf – in München und andernorts – finden Sie unter www.muenchen-fotograf.net und www.kai-neunert.com.

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